Wer den Beruf “Medizinphysiker/in” erlernen möchte, benötigt ein Studium. Dieses Berufsbild ist ein unverzichtbarer Bestandteil des Gesundheitssystems, das vielfältige Jobs bietet.
Medizinphysikerinnen und Medizinphysiker setzten sich vorrangig mit der angewandten Strahlenphysik und der zugrundeliegenden Gerätetechnologie auseinander. Sie fungieren also als Experten/-innen für die Anwendung der physikalischen und technischen Aspekte in der Medizin, insbesondere bei der Planung und Umsetzung von medizinischen Behandlungen mit ionisierender Strahlung. Sie sind für den Betrieb in Strahlentherapiezentren sogar gesetzlich vorgeschrieben. Medizinphysiker/innen stehen in engem Kontakt mit Ärzten/-innen und Radiologietechnologen/-innen und unterstützen diese in allen physikalischen und technischen Belangen sowie dem Strahlenschutz.
Was man für diese Jobs mitbringen muss und welche Aufgaben und Gehälter im Berufsleben von Medizinphysikern/-innen warten, wird im Folgenden erklärt.
Was macht ein/e Medizinphysiker/in
Ein/e Medizinphysiker/in arbeitet an der Schnittstelle zu Medizin und Technik und befasst sich vorrangig mit der angewandten Strahlenphysik. In Österreich sind Medizinphysiker/-innen überwiegend in Bereichen tätig, in denen ionisierende Strahlung eingesetzt wird, welche da sind: Nuklearmedizin, Strahlentherapie und auch Radiologie. Sie sind zuständig für die Entwicklung und Anwendung von Technologien, die zu der Diagnose, der Behandlung und der Prävention von Krankheiten beitragen. Sie befassen sich also mit dem Einsatz medizintechnischer Geräte im Rahmen der medizinischen Diagnostik und Therapie.
Darüber hinaus können sie auch in der Forschung oder als Strahlenschutzbeauftragte tätig sein. Angesichts der rasanten Fortschritte in der medizinischen Technologie und der zunehmenden Bedeutung von Gesundheitsdaten ist das Feld der medizinischen Physiker/innen heute relevanter denn je.
Medizinphysiker/in Studium – Übersicht
Die Ausbildung zum/-r Medizinphysiker/in erfolgt nach einem facheinschlägigen naturwissenschaftlichen Diplom- oder Doktorratsstudium beziehungsweise einem Masterstudium in einem postgradualen Universitätslehrgang an einer medizinischen Universität. In Österreich ist derzeit die einzige staatliche Einrichtung, die diesen Lehrgang anbietet, die Universität zu Wien.
Die Medizinphysik ist ein interdisziplinäres Fachgebiet, das sich mit der Anwendung von physikalischen Methoden in der Medizin beschäftigt. Die Ausbildung zum/-r Medizinphysiker/-in soll allgemeine Kenntnisse der medizinischen, mathematischen, physikalischen und technischen Grundlagen, die die Wahrnehmung der Aufgaben der medizinischen Physik in allen einschlägigen klinischen Bereichen erlauben, vermitteln. Den Teilnehmenden werden zudem umfassende Kenntnisse des medizinischen Strahlenschutzes, spezielle Kenntnisse im Management und der Qualitätssicherung medizinischer Großgeräte nähergebracht. Zudem sollen sie spezielle Fachkenntnisse der medizinischen Physik in Strahlentherapie, Nuklearmedizin und Röntgendiagnostik erwerben.
Medizinphysiker/in – Zugangsvoraussetzungen
In Österreich gibt es eine Vielzahl an Zugangsvoraussetzungen, um als Medizinphysiker/in tätig werden zu dürfen.
So muss man vor dem Berufseinstieg für diese Tätigkeit zunächst eine Weiterbildung absolvieren. Die Ausbildung zum/-r Medizinphysiker/in ist in der Medizinischen Strahlenschutzverordnung gesetzlich geregelt und erfolgt im Rahmen eines postgradualen Universitätslehrgangs im Bereich „Medizinische Physik“. Um an dem Universitätslehrgang teilnehmen zu dürfen, müssen die Interessenten/-innen einen Hochschulabschluss in der Physik oder einem verwandten Fach mitbringen (bspw.: technische Physik oder Elektrotechnik (Studienzweig Elektromedizin)). In aller Regel ist ein Bachelorabschluss nicht ausreichend. Eine Weiterbildung zum/-r Medizinphysiker/in erfordert einen Masterabschluss oder ein vorausgegangenes Diplom- oder Doktorratsstudium.
Gemäß dem Curriculum zur universitären Weiterbildung zum Medizinphysiker/in der Universität Wien setzt die Teilnahme an der Weiterbildung ein „abgeschlossenes ordentliches Universitätsstudium mit dem Abschluss „MSc“ oder ein gleichwertiges an einer anerkannten in- oder ausländischen postsekundären Bildungseinrichtung erfolgreich abgeschlossenes Studium, das zur Zulassung zu einem PhD-Studiums berechtigt, im Ausmaß von mindestens 300 ECTS“ voraus.
Neben der Weiterbildung zum/-r Medizinphysiker/in spielt praktische Erfahrung in der medizinischen Bildgebung und Strahlentherapie für eine Anstellung als Medizinphysiker/in eine nicht unerhebliche Rolle. Diese kann beispielsweise in Form von Praktika oder Arbeitsaufenthalten in medizinischen Einrichtungen erworben werden. Darüber hinaus ist es notwendig, eine Zertifizierung durch die ÖGMP (Österreichische Gesellschaft für Medizinische Physik) zu erhalten, um mit Fachanerkennung als Medizinphysiker/in tätig werden zu dürfen.
Außerdem sollten angehende Medizinphysiker/innen gute Englischkenntnisse mitbringen, da Medizinphysik eine international ausgerichtete Disziplin ist und gute Englischkenntnisse erfordert.
Medizinphysiker/in – Ausbildungsform und Ausbildungsaufbau
Die Ausbildung zum/-r Medizinphysiker/in erfolgt nach einem facheinschlägigen naturwissenschaftlichem Master- oder Doktoratsstudium beziehungsweise einem vorangegangenen Diplom in einem postgradualen Universitätslehrgang. Derzeit findet die Weiterbildung sowohl in Präsenz als auch zu Teilen online statt.
Berufsbegleitende Ausbildung
Die Weiterbildung zum/-r Medizinphysiker/in kann in Österreich berufsbegleitend absolviert werden. Allerdings ist es möglich, dass es, je nach Hochschule und Studiengang, unterschiedliche Anforderungen und Voraussetzungen hierfür gibt. Es ist durchaus empfehlenswert, sich direkt bei der Universität über die genauen Voraussetzungen und Möglichkeiten einer berufsbegleitenden Weiterbildung zum/-r Medizinphysiker/in zu informieren, etwa über eine E-Mail.
Medizinphysiker/in – Inhalte und Dauer des Studiums
Die Weiterbildung zum/-r Medizinphysiker/in soll den Teilnehmenden Kenntnisse in folgenden Bereichen vermitteln:
- Anatomie und Physiologie
- Grundlagen und Sicherheitsbestimmungen: Klinische Radioonkologie, Physikalische Messtechnik in der Medizin, Strahlenbiologie, Strahlenschutz, Laser- und elektromagnetische Sicherheit
- mathematische und technische Methoden, Krankenhausverwaltung: Statistik, Biophysik, Biomedical Engineering, Krankenhausorganisation, Digitale Bildverarbeitung
- Röntgen und Schnittbildgebung 1 (CT, MR)
- Nuklearmedizin und Schnittbildgebung 2 (Ultraschall)
- besondere Kapitel der Medizinischen Bildgebung: digitale Bildverarbeitung II und Medizinische Optik
- Strahlentherapie
Der Universitätslehrgang an der Medizinischen Universität Wien ist auf drei Jahre, also sechs Semester, anberaumt und nimmt insgesamt 600 akademischen Stunden in Anspruch. Davon sind 180 Zeitstunden (dies entspricht 24 ECTS) theoretischer Unterricht und 270 Zeitstunden in Form von integrierten Lehrveranstaltungen (dies entspricht 60 ECTS). Der Kurs besteht üblicherweise aus sechs Terminen pro Semester, welche ihrerseits zweitägig sind. Diese Termine umfassen sowohl die Vorlesung als auch die praktische Übung. Es besteht keine Anwesenheitspflicht für die angebotene Vorlesung, da E-Learning-Unterlagen von der Universität bereitgestellt werden. Bei den Praktika herrscht selbsterklärend eine Anwesenheitspflicht. Prüfungen werden üblicherweise am Ende des Semesters abgelegt.
Ausbildung verkürzen?
Derzeit besteht keine Option, wie man die Ausbildung zum/-r Medizinphysiker/in verkürzen kann.
Medizinphysiker/in – Ausbildungsabschluss
Der postgraduale Universitätslehrgang für angehende Medizinphysiker/innen ist dann erfolgreich absolviert, wenn alle in der Prüfungsordnung vorgeschriebenen Prüfungen positiv evaluiert wurden. Die Prüfungen werden sowohl mündlich als auch schriftlich abgelegt. Der erfolgreiche Abschluss wird durch ein Abschlusszeugnis beurkundet. Dem/ der Teilnehmenden wird die akademische Bezeichnung „Akademisch geprüfter Medizinphysiker“/ „Akademisch geprüfte Medizinphysikerin“ verliehen. Das Abschlusszeugnis erhält die einzelnen Module, die ihnen zugeordneten Lehrveranstaltungen, samt Gesamtstundenanzahl und ihren Einzelnoten, sowie den ECTS pro Modul. Meist ist das Zeugnis von der Leitung des Lehrinstituts unterschrieben.
Medizinphysiker – Gehalt während der Ausbildung
Während der Ausbildung zum/-r Medizinphysiker/in bezieht man kein Gehalt von der Universität. Stattdessen fallen (Semester-)Gebühren von knapp 800 Euro an, die beglichen werden müssen. Absolviert man die Weiterbildung berufsbegleitend, besteht die Möglichkeit, sich die Weiterbildung und den Lebensunterhalt aus Mitteln der berufsbegleitenden Arbeit zu finanzieren.
Medizinphysiker/in – Gehalt
Als Medizinphysiker/in kann man von einem Durchschnitts-Einstiegsgehalt von brutto circa 2.840 Euro pro Monat ausgehen. Mit der Berufserfahrung steigt auch das Gehalt. Als monatliches Durchschnittsgehalt bezieht ein/e Medizinphysiker/in 3.150 Euro. Das Bruttogehalt eines/-r Medizinphysikers/-in liegt also über dem österreichischen Durchschnitt.
Medizinphysiker/in – Aufgaben im Arbeitsalltag
Ein/e Medizinphysiker/in arbeitet in der medizinischen Diagnostik und Therapie, etwa in einem Klinikum. Hiermit tragen die Medizinphysikexperten/-innen zur Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen und sicheren Versorgung der Patienten/-innen bei. Hier sind fünf wichtige Aufgaben, die Medizinphysiker/innen typischerweise ausführen:
Sicherstellung der Genauigkeit medizinischer Geräte
Medizinphysiker/innen arbeiten an der Entwicklung, Kalibrierung und Überwachung von medizinischen Geräten. Darunter fallen das CT-, MRT-, Röntgen- und Geräte zur Strahlentherapie. Sie stellen sicher, dass diese Geräte richtig funktionieren und die korrekten Informationen liefern, um eine genaue Diagnosestellung zu ermöglichen und eine wirksame Behandlung durchzuführen.
Strahlenschutz- und Dosisüberwachung
Medizinphysiker/innen sind auch dafür verantwortlich, dass Patienten/-innen, medizinisches Personal und die Öffentlichkeit vor schädlicher teils radioaktiver Strahlung geschützt werden. Sie überwachen und messen Strahlendosen und stellen somit sicher, dass sie im Rahmen der Sicherheitsrichtlinien liegen.
Qualitätskontrolle
Medizinphysiker/innen sind zuständig für die Überwachung und Durchführung von Qualitätskontrollen, um die Genauigkeit und Zuverlässigkeit von medizinischen Geräten und Verfahren sicherzustellen. Dies umfasst unter anderem die Überprüfung von Bilddaten, Strahlendosis und technischen Parametern, um zu gewährleisten, dass sie den erforderlichen Standards entsprechen.
Unterstützung bei der Behandlungsplanung
Sie arbeiten eng mit Ärzten/-innen zusammen, um bei der Entwicklung von Behandlungsplänen zu helfen. Hierfür bieten sie technische Unterstützung bei der Planung von Strahlentherapie- oder bildgestützten Verfahren.
Forschung und Entwicklung
Medizinphysiker/innen sind zudem auch an der Forschung und Entwicklung von neuen Technologien beteiligt, die zur Verbesserung der medizinischen Diagnostik und Therapie beitragen. Sie sind verantwortlich für die Bewertung der Wirksamkeit neuer Technologien und Verfahren sowie für die Einführung von Technologien in die Prozesse der klinischen Praxis.
Medizinphysiker/in Stellenangebote
Medizinphysiker/in – Weiterbildungsmöglichkeiten
Der Beruf des/-r Medizinphysikers/-in unterliegt der regelmäßigen und fortlaufenden Fortbildungspflicht. Ein/e Medizinphysiker/in muss alle fünf Jahre nachweisen, dass er/sie erfolgreich an einer Fortbildungsveranstaltung im Ausmaß von mindestens vier Zeitstunden teilgenommen hat.
Die Weiterbildungsmöglichkeiten sind sehr vielfältig. Eine Option ist die Teilnahme an Fortbildungen und Kursen, die von der Österreichischen Gesellschaft für Medizinische Physik (ÖGMP) angeboten werden. Diese Kurse decken verschiedene Themen ab, wie zum Beispiel Strahlenschutz, Techniken der Strahlentherapie und Brachytherapie.
Eine weitere Möglichkeit ist die Weiterbildung durch ein Masterstudium oder eine Promotion. Die Teilnahme kann an einer österreichischen Universität erfolgen. Master- und PhD-Programme in Medizinphysik bieten unter anderem die Universität Wien, die Technische Universität Graz und die Medizinische Universität Innsbruck an.
Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, sich neben den herkömmlichen akademischen Fortbildungen, durch die Teilnahme an Workshops und Konferenzen weiter- und fortzubilden. Beispielsweise veranstaltet die ÖGMP jedes Jahr eine wissenschaftliche Tagung, auf der Experten/-innen ihre neuesten Forschungsergebnisse vortragen und auf den wissenschaftlichen Debatten, unter anderem auch zur Medizinphysik, veranstaltet werden.
Weiterbildungen können auch bei Erwachsenenbildungseinrichtungen wie BFI und WIFI sowie bei privaten Aus- und Weiterbildungsinstituten absolviert werden, z.B. in den Bereichen Qualitätsmanagement, Projektmanagement, Technische Dokumentation und Hygiene.
Eine ebenso attraktive Alternative ist die internationale Weiterbildung. Hierunter fallen auch Austauschprogramme. Dies bietet die Chance, Erfahrungen zu sammeln, zum Beispiel durch das Kennenlernen anderer Arbeitsweisen und Kulturen.
Medizinphysiker/in – Arbeitszeiten
Die Arbeitszeiten vieler Medizinphysiker/innen weichen häufig von den Arbeitszeiten in einem üblichen nine-to-five-job ab. Vor allem in Kliniken und Krankenhäusern müssen sie unter Umständen in Schichten, an Wochenenden und an Sonn- und Feiertagen arbeiten. Darüber hinaus ist Rufbereitschaft ebenfalls möglich. Die Arbeitszeiten variieren von Arbeitgeber zu Arbeitgeber und sind von vielen Faktoren wie beispielsweise dem Bestand an Fachkräften abhängig.
Medizinphysiker/in – Wo kann gearbeitet werden?
Die Orte, an denen ein/e Medizinphysiker/in arbeiten kann, sind unterschiedlich. Eingesetzt werden können sie in verschiedenen Einrichtungen und Instituten.
Ein mögliches Einsatzgebiet ist das Krankenhaus. Da Medizinphysiker/innen eine wesentliche Rolle bei der Planung, Überwachung und Qualitätssicherung von Strahlentherapien und anderen bildgebenden Verfahren spielen, werden sie in Spitälern eingesetzt.
Weiters arbeiten sie häufig in Forschungseinrichtungen und im Lehrbereich an medizinischen Universitäten. Ebenso können sie in Strahlentherapiezentren tätig werden. In Strahlentherapiezentren werden in aller Regel Krebspatienten/-innen behandelt. Außerdem arbeiten Medizinphysiker/innen in radiologischen Instituten, um diagnostische Verfahren (bspw.: Röntgen, MRT, CT) zu betreuen.
Medizinphysiker/innen werden auch in der medizinischen Geräteindustrie gesucht. Hier werden sie eingesetzt, um an der Entwicklung und Validierung neuer medizinischer Geräte zu arbeiten. Eine weitere Möglichkeit für ein/e Medizinphysiker/in ist, in einer Regulierungsbehörde zu arbeiten, um die Sicherheit und Leistungsfähigkeit von medizinischen Geräten zu überwachen und zu kontrollieren.
Stellenangebote finden
An einem Beruf im Gesundheitswesen interessiert? Hier auf Medi-Karriere gibt es zum Beispiel Jobs als Gesundheits- und Krankenpfleger, Stellen als Medizinphysiker sowie Stellenangebote in der Therapie.
Häufige Fragen
- Was braucht man, um Medizinphysiker/in zu werden?
- Wie viel verdient man als Medizinphysiker/in?
- Was macht man als Medizinphysiker/in?
- Wo kann man als Medizinphysiker/in arbeiten?
Um Medizinphysiker/in zu werden, muss man einen postgradualen Universitätslehrgang besuchen. Um zu diesem zugelassen zu werden, braucht man einen Masterabschluss, ein Diplom oder ein Doktorratsstudium. Mit Abschluss der Weiterbildung ist es wichtig, eine Zertifizierung durch die ÖGMP einzuholen, um als Medizinphysiker/in tätig werden zu dürfen.
Das Einstiegsgehalt eines/-r Medizinphysikers/-in liegt brutto bei 2.480 Euro monatlich. Es kann sich auf 3.150 Euro mit steigender Berufserfahrung erhöhen.
Als Medizinphysiker/in wendet man physikalische Prinzipien und Methoden an, um medizinische Diagnostik und Therapie zu unterstützen und zu verbessern.
Mögliche Einsatzgebiete als Medizinphysiker/in sind: Spitäler, Forschungseinrichtungen, Strahlentherapiezentren, die medizinische Geräteindustrie aber auch Regulierungsbehörden.