Chemiker sind an vielfältigen Prozessen beteiligt, die sich auf unser Alltagsleben auswirken und arbeiten entsprechend in sehr variablen Tätigkeitsbereichen. Sie müssen daher Schwerpunkte und Qualifikationen aufweisen, die zu ihrem Arbeitsumfeld passen. Dieser Artikel stellt den Beruf des Chemikers mit seinen vielen Facetten vor und erläutert in diesem Zusammenhang die möglichen Ausbildungswege zum Chemiker in Österreich.
Was macht man als Chemiker?
Ein Chemiker beschäftigt sich mit den Eigenschaften von Atomen und Molekülen und mit deren Verbindungen, aus denen sogenannten Stoffe entstehen. Er untersucht die Zusammensetzung dieser chemischen Stoffe und führt Versuche durch, die zu einer Veränderung in deren Struktur führen. Im Rahmen einer chemischen Reaktion kann der Chemiker neue Verbindungen finden und beobachten, wie durch die Vorgänge Energie aufgenommen oder freigesetzt wird.
Wie läuft die Ausbildung zum Chemiker ab?
In Österreich können angehende Chemiker auf zwei verschiedenen Wegen ihre berufliche Ausbildung absolvieren. Zum Einen besteht die Möglichkeit einer Ausbildung an einer Berufsbildenden Höheren Schule (BHS). Hierbei liegt der Fokus vorrangig auf der Vermittlung praktischer Fertigkeiten, was den anschließenden Berufseinstieg erleichtert. Zum Anderen ist die Absolvierung eines Studiums möglich. Dieses bietet dagegen meist breitere theoretische Inhalte und ist häufig eng mit der Forschung verknüpft. Dies erleichtert es den Absolventen, hiernach eine höhere Position im wissenschaftlichen Arbeitsbereich anzustreben.
Voraussetzungen für die Ausbildung
Die Ausbildung an einer BHS erfordert den Nachweis eines positiven Abschlusses der achten Schulstufe. Darüber hinaus gibt es keine zwingenden Vorgaben für den Beginn der Ausbildung. Die Aufnahme des Studiums setzt die Matura oder eine gleichwertige Qualifikation, beispielsweise eine Studienberechtigungsprüfung oder eine Berufsreifeprüfung voraus. Auch bei einschlägiger beruflicher Qualifikation, etwa im Bereich Labortechnik, kann die Universität im Einzelfall einer Zulassung zum Studium zustimmen.
Dauer und Ausbildungsorte
An der BHS beträgt die Ausbildungszeit fünf Jahre, während derer in etwa 5.500 Unterrichtsstunden theoretische sowie praktische Inhalte vermittelt werden. Die theoretischen Inhalte gliedern sich in die Bereiche Allgemeinbildung, Sprachkompetenzen, Mathematik, chemiespezifische Theorie, Laborpraxis und ergänzende Fächer wie Informatik, Umweltchemie oder Qualitätssicherung.
Mögliche Ausbildungsorte sind unter anderem die Höhere Bundeslehr- und Versuchsanstalt für chemische Industrie in Wien oder Dornbirn, sowie die Höhere Bundeslehranstalt für Land- und Ernährungswirtschaft Francisco Josephinum in Wieselburg. Viele weitere BHS bieten Chemiekurse oder Biotechnologie an. Hochschulen mit entsprechendem Studienangebot sind unter anderem die Universitäten von Wien, Innsbruck, Salzburg und Graz.
Im Studium folgt auf das dreijährige Bachelorstudium der Masteranteil mit einem Umfang von mindestens zwei Jahren, wobei sich dessen Dauer in Abhängigkeit von Forschungsprojekten und der weiteren Berufslaufbahn verlängern kann. Die Gesamtdauer liegt hier demnach bei mindestens fünf Jahren. Es werden zunächst die Grundlagenmodule wie Allgemeine Chemie, Physik und Mathematik behandelt. Hierauf folgen die inhaltliche Vertiefung des Stoffs und die Anwendung der Inhalte im Labor. Insgesamt umfasst die Regelstudienzeit etwa 4.500 bis 5.000 Stunden entsprechend 180 ECTS für den Bachelorkurs und anschließend weitere 120 ECTS (etwa 3.000 Stunden) im Masterstudiengang.
Inhalte und Aufbau der Ausbildung
Auszubildende als Chemiker befassen sich sowohl mit allgemeinen naturwissenschaftlichen Grundlagenfächern wie Chemie, Physik und Mathematik, als auch mit Verfahrenstechnik und Labortechnik. Auch Englisch gehört zu den Lerninhalten, zumal diese Sprache vor allem in der Forschung allgegenwärtig ist. Die folgende Tabelle gibt die zentralen Inhalte je nach gewähltem Ausbildungsweg wieder.
Chemiker-Ausbildung in Österreich BHS-Ausbildung Hochschulstudium Jahr 1 - 2 Allgemeinbildung und Einführung in Chemie und Physik Bachelor (Jahr 1 - 3) Grundlagen in Chemie, Physik, Mathematik, allgemeiner und (an-)organischer Chemie, Laborarbeit und Forschungsgrundlagen Jahr 3 - 4 Vertiefung der Inhalte mit Vorstellung der Fachschwerpunkte und Labortechnik Master (Jahr 4 - 5) Biochemie, Materialwissenschaften, Vorbereitung der Masterthesis / Forschung Jahr 5 Spezialisierung, Vorbereitung der Diplomprüfung Laborübungen Ab dem 2. Lehrjahr Vor allem im Masterstudium
Auch Studierende der Chemie müssen sich mit theoretischen Hintergründen im Bereich der Naturwissenschaften auseinandersetzen. Im späteren Verlauf des Studiums ist es möglich, den Schwerpunkt auf einen der großen Teilbereiche Organische Chemie (Erforschung von Kohlenstoffverbindungen), Anorganische Chemie (mineralische und metallische Stoffe), Analytische Chemie (Substanzen untersuchen) oder Physikalische Chemie (zum Beispiel Thermodynamik) zu legen. Eine spätere Promotion ebnet den Weg für einen Eintritt in die Forschung.
Chemiker – Abschluss
Die BHS-Ausbildung schließt mit einer Reife- und Diplomprüfung ab, deren Bestehen den Absolventen die Aufnahme des Berufs oder auch eines aufbauenden Studiums mit entsprechender Studienberechtigungsprüfung oder Berufsreifeprüfung ermöglicht. Der Hochschullehrgang führt zum Bachelor oder Master of Science in Chemie und kann im Verlauf um einen Doktor der Naturwissenschaften (Dr. rer. nat.) oder beispielsweise den Doktor der technischen Wissenschaften (Dr. techn.) ergänzt werden.
Passt die Ausbildung als Chemiker zu mir?
Chemiker benötigen ein umfassendes Verständnis von naturwissenschaftlichen und technischen Gegebenheiten. Sie müssen in der Lage sein, Versuchsaufbauten gewissenhaft und gründlich vorzubereiten und zu handhaben. Bereits kleine Fehler können im Rahmen einer chemischen Reaktion schwerwiegende Konsequenzen haben. Zu bedenken ist auch, dass es bei der Berufsausübung häufig notwendig ist, Schutzkleidung zu tragen.
Chemiker/in Stellenangebote
Chemiker – Gehalt in der Ausbildung
Angehende Chemiker mit Schwerpunkt im Bereich der Labortechnik verdienen im Mittel 1.000 Euro brutto monatlich, während Praktika während der Ausbildung in der Regel unbezahlt erfolgen. Das Studium ist beim Erststudiengang in der Regel kostenfrei.
Chemiker – Gehalt im Berufsleben
Mit BHS-Ausbildung als Chemiker ist ein Einstiegslohn um 2.300 bis 2.800 Euro brutto zu erwarten. Hochschulabsolventen erhalten meist ein höheres Gehalt, das sich zwischen 2.600 und 3.900 Euro bewegt. Mit zunehmender Berufserfahrung steigen auch die Löhne auf durchschnittlich etwa 4.000 bis 5.000 Euro brutto nach Ausbildung beziehungsweise bis zu 6.000 Euro monatlich in der Forschung.
Wie sieht der Berufsalltag als Chemiker aus?
Chemiker führen Experimente durch, analysieren Stoffe und entwickeln neue Materialien. Sie optimieren Produktionsprozesse und bedienen regelmäßig Messgeräte und Aufbauten aller Art, unter anderem Zentrifugen und Chromatographen.
Aufgaben als Chemiker
Chemiker führen Versuche durch, im Rahmen derer sie das Verhalten von Stoffen und deren Reaktionen miteinander analysieren. Außerdem entwickeln sie Systeme oder Stoffe in Bereichen wie der Lebensmittelherstellung, der Wasseraufbereitung, der Kosmetikproduktion und bei der Herstellung von Batterien.
Wo kann man als Chemiker arbeiten?
Beschäftigen sich Chemiker mit klassischen chemischen Versuchsaufbauten, so arbeiten sie üblicherweise in einem Labor, einer Produktionsstätte für Medikamente oder einer vergleichbaren Einrichtung wie einem Forschungszentrum. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, den Beruf im Rahmen einer Lehrtätigkeit an Schulen oder Universitäten auszuüben, wobei der Klassen- oder Vorlesungsraum zumeist die notwendigen Vorrichtungen aufweist, um auch dort Experimente durchführen und die theoretischen Inhalte am Modell demonstrieren zu können.
Arbeitszeiten als Chemiker
Die Arbeitszeiten als Chemiker variieren stark in Abhängigkeit vom Ort der Tätigkeitsausübung. In klassischen Laboreinrichtungen mit planbaren Experimenten ist es meist möglich, unter der Woche tagsüber zu arbeiten. In der Forschung oder der industriellen Produktion kann es jedoch erforderlich werden, auch nachts oder am Wochenende Prozesse zu begleiten oder in akuten Fällen auf unvorhergesehene Ereignisse zu reagieren, wodurch Schicht- oder Bereitschaftsdienste auch an Wochenenden und Feiertagen anfallen können.
Chemiker/in Stellenangebote
Welche Berufsperspektiven hat man als Chemiker?
Chemiker bedienen einen der stabilsten Wirtschaftszweige, was unter anderem auf den fortwährenden Bedarf an erfahrenen Chemikern in der Pharmakologie und der Umwelttechnik zurückzuführen ist. Österreich bietet vielfältige berufliche Perspektiven und Einsatzgebiete für Chemiker. Diese betreffen sowohl die klassische Analytik und experimentelle Chemie, als auch Tätigkeiten in der Biotechnologie und in weiteren Bereichen.
Weiterbildung und Fortbildung
Weiterbildungen sind sowohl im Anschluss an die Ausbildung als auch nach dem Studium möglich, wobei die passenden Inhalte abhängig von der praktischen Berufsausübung sind. Sie betreffen Bereiche wie die Analytik, biotechnologischen Verfahren oder Umweltchemie, aber auch Projekt- und Qualitätsmanagement oder die Kosmetikentwicklung. Kurse werden von Kollegs oder in Form von Onlineschulungen angeboten, außerdem als Spezialisierungsseminare an den Hochschulen.
Passende Jobs
Passende Jobs in der Chemiebranche gibt es auf Medi-Karriere. Hier gibt es Jobs als Chemiker, Jobs als Chemieverfahrenstechniker und Jobs als Labortechniker.