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Die Zytologie ist eine Untersuchungsmethode, die von der Krankheitsprävention, über die Akutdiagnostik, bis hin zur Nachsorge bösartiger Erkrankungen regelmäßig Anwendung findet. Wie genau eine zytologische Untersuchung abläuft und welche Probleme die Zelldiagnostik aufwerfen kann, erläutert dieser Artikel.
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Zytologie – Definition und Herkunft
Die Zytologie, die im allgemeinen Sprachgebrauch auch als Zelldiagnostik bezeichnet wird, dient der Untersuchung des Aufbaus von Körperzellen und der Beurteilung der Zellfunktion. Sie gliedert sich in die Teilbereiche der gynäkologischen und der nichtgynäkologischen Zytologie.
Während bereits vor zwei Jahrhunderten erste zytologische Untersuchungen an menschlichen Körperflüssigkeiten stattfanden, nahm die routinemäßige Durchführung der Zelldiagnostik mit Einführung der Screenings auf Gebärmutterhalskrebs im Jahre 1971 ihren Anfang. Die Vorarbeit hierzu leistete unter anderem der Pathologe Dr. Papanicolaou, nach dem heute noch die Eingruppierung gynäkologischer Zytologiebefunde in die PAP-Kategorien erfolgt.
Zytologie – Medizinische Bedeutung
Die Zytologie ist eine zunehmend bedeutende Untersuchungsmethode, die zur exakten Diagnosefindung und Therapieplanung in vielen Fällen unerlässlich ist. Laboruntersuchungen, bildgebende Verfahren wie die Computertomographie und operative Eingriffe können Auffälligkeiten in Geweben und Organen nachweisen und auch die initiale Behandlungsstufe darstellen. Jedoch erlaubt nur die Zytologie eine Frühdiagnostik und die definitive Beurteilung der Veränderungen in den Zellen selbst – und das kann den Ausschlag für eine Änderung der Behandlungsstrategie und deren Erfolg geben.
Wann wird eine Zelldiagnostik durchgeführt?
Für die Durchführung einer Zelldiagnostik gibt es verschiedene Gründe. Einerseits dient die gynäkologische Krebsvorsorgeuntersuchung der Früherkennung einer bisher nicht festgestellten Erkrankung oder deren Risikofaktoren. Weiterhin kommt die Zytologie bei Verdacht auf das Vorliegen bösartiger Gewebeveränderungen, in schlecht erreichbaren Körperregionen und bei akuten Infektionskrankheiten zum Einsatz.
Warum wird eine Zelldiagnostik durchgeführt?
Die Zelldiagnostik wird durchgeführt, weil ohne die Betrachtung auf zellulärer Ebene die meisten Krankheitsprozesse nicht oder zu spät erkannt, unzureichend eingeschätzt oder nicht adäquat behandelt werden können.
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Zytologie – Probengewinnung
Für die Zytologie werden Proben benötigt, die mittels verschiedener Methoden gewonnen werden können. Hoch gehustetes Sekret aus den Atemwegen (Sputum) und Urin können ohne großen Aufwand vom Patienten bereitgestellt werden. Für die Blutuntersuchung genügt ein kurzer Nadelstich. An gut lokalisierbaren oder wenigstens erreichbaren Körperstellen wie der Haut, der Mundhöhle und dem Gebärmutterhals erfolgt die Materialgewinnung durch einen Abstrich oder mittels „Abklatschen“, bei dem ein Objektträger oder Nährmedium mit dem zu untersuchenden Gewebe berührt wird.
Komplexere Eingriffe, wie die Spiegelungen von Magen und Darm, der Lunge und der Gelenke, erlauben die Entnahme von Proben zur zytologischen Beurteilung aus den inneren Organen und Geweben. Eine wichtige, aber nicht immer erfolgreiche Methode ist in diesem Zusammenhang die bronchoalveoläre Lavage mit Spülzytologie. Bei dieser Untersuchung im Rahmen einer Lungenspiegelung bringt der Untersucher eine Spülflüssigkeit in die tiefen Bronchialbäume ein und saugt die Flüssigkeit anschließend in ein Probenröhrchen ab. Die Untersuchung kann bei Verdacht auf eine tief gelegene Lungenkrebserkrankung, die andernfalls nur durch eine Operation erreichbar wäre, wichtige diagnostische Informationen bei geringem Risiko des Eingriffs erbringen.
Die Aspirationszytologie ist eine weitere Untersuchungsmethode, im Rahmen derer Körperflüssigkeiten oder Gewebeproben mit einer Hohlnadel eingesaugt werden. Ein Beispiel hierfür ist die Absaugung von Knochenmark aus dem Beckenkamm bei Verdacht auf Blutkrebs.
Zytologie – Untersuchung
Abklatschpräparate und Abstriche für die Zytologie, die sich auf Objektträgern befinden, müssen abgedeckt werden. Flüssige Proben versendet der Auftraggeber im Röhrchen entsprechend der Vorgaben in das zytopathologische Labor.
Was geschieht mit dem Untersuchungsmaterial im Labor?
Die Proben werden wahlweise durch vorbereitende Schritte wie die Zentrifugation und Färbungen auswertbar gemacht oder direkt „ausgestrichen“, bis sich nur noch eine Zellschicht auf dem Objektträger oder dem Nährmedium befindet. Oft erfolgt die Rückstellung von Proben für eine spätere Kontrolle oder weitere Untersuchungsschritte, sofern die Materialmenge hierzu ausreicht.
Probenfärbungen erfolgen in der Regel im Hinblick auf eine konkrete Fragestellung, denn sie unterscheiden sich je nach zugrunde liegendem Untersuchungsmaterial und der gesuchten Zielstruktur. Die Papanicolaou-Färbung kommt dabei häufig zur Anwendung. Sie dient vor allem der Einteilung von gynäkologischen Abstrichen in die PAP-Gruppen. Weitere wichtige Färbemethoden sind die May-Grünwald-Giemsa-Färbung für extragenitales Gewebe, die Gram-Färbung von Bakterien und die Ziehl-Nehlsen-Färbung zum Nachweis von Tuberkulosebakterien. Spezielle immunologische Rezeptor-Färbungen ergänzen seit einigen Jahren die Diagnostik im Hinblick auf bösartige Veränderungen.
Nutzen und Risiken einer zytologischen Untersuchung
Die Zytologie des Gebärmutterhalsabstrichs kann dazu beitragen, Krebs und seine Vorstufen früh zu erkennen. Bei Auffälligkeiten kann eine engmaschige Kontrolle geplant werden. Zudem lassen sich veränderte Areale oft durch kleine Eingriffe entfernen, wodurch die Möglichkeit einer späteren Schwangerschaft erhalten bleibt. Die Vorsorge wirkt sich damit nicht nur auf das Krebsvorkommen und die Prognose, sondern auch auf das individuelle Leben und Erleben der Patientinnen maßgeblich aus.
Die immunologischen Färbungen in der Zytologie bringen immer detailliertere Erkenntnisse über Krebserkrankungen mit sich und ebnen damit den Weg für die Entwicklung zielgerichteter Therapie, die sich auf die Krebszellen konzentrieren und den restlichen Körper deutlich weniger belasten. Vor allem bei Vorsorge-Zytologien besteht immer das Risiko einer Über- oder Fehldiagnostik. Hier sind Studien zur genauen Ermittlung des Risikos für eine Entartung notwendig, um keine unnötigen Behandlungen zu veranlassen und Ängste der Betroffenen zu schüren.
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Zytologie – Ergebnisinterpretation
Das Ergebnis der Auswertung einer Zytologie hat weitreichende Konsequenzen für die untersuchten Patienten. Daher muss bei der Ergebnisinterpretation immer berücksichtigt werden, ob ausreichend Material für eine verlässliche Analyse vorgelegen hat und dieses auch an der richtigen Stelle und in korrekter Weise gewonnen wurde. Daher ist der erste Schritt der Bewertung eine Einschätzung, ob die Probe auswertbar ist, und eine entsprechende Angabe im Falle eingeschränkter oder unzureichender Beurteilbarkeit.
Die Auswertung des Untersuchungsmaterials erfolgt durch Betrachtung unter dem Mikroskop. Der Untersucher achtet auf morphologische (formgebende) Kriterien der Zelle, wie die Zellstruktur und den Zustand des umliegenden Gewebes. Dann vertieft er die Auswertung hinsichtlich des Färbeverhaltens und möglicher Einschlüsse im Inneren der Zelle. Wichtige Aspekte sind je nach Fragestellung, ob die Zellkerne regelrecht zur Darstellung kommen, ob Blutzellen in der richtigen Ausreifungsstufe vorliegen und, ob Krankheitserreger nachweisbar sind.
Es erfolgt immer eine Zuordnung der Zelle zum vorherrschenden Gewebetyp. Finden sich beispielsweise in einer zytologischen Probe aus einem Knochen Zellen eines anderen Gewebes, so kann es sich um die Absiedlung einer Krebserkrankung, also eine Metastase, handeln. Wenn alle relevanten Kriterien ausgewertet wurden, kann eine Einstufung in gesundes, reaktiv verändertes und krankhaft verändertes Gewebe erfolgen und meist auch eine Diagnose geäußert werden.
Diagnosestellung
In den meisten Fällen ist nach eingehender Probenbegutachtung eine exakte Diagnosestellung möglich. Die Einstufung eines gynäkologischen Abstrichergebnisses erfolgt beispielsweise in fünf Stufen.
PAP-Gruppe 0 bedeutet dabei, dass die Probe nicht ausreichend beurteilbar ist. Dies kann der Fall sein, wenn zu wenig Material gewonnen wurde oder Fehler bei der Lagerung und dem Transport erfolgt sind. Die PAP-Gruppen I und II umfassen unauffällige oder nicht eindeutige Befunde, die weitere Untersuchungen erfordern.
In Stufe III besteht ein grenzwertiger Befund, der möglicherweise einer beginnend bösartigen Veränderung entsprechen könnte. In diesem Stadium kann die Beurteilung des Erbgutanteils, der DNA-Menge im Kern der veränderten Zellen, einen Anhalt für die mögliche weitere Entwicklung geben. Denn je nach Beschaffenheit der DNA besteht die Wahrscheinlichkeit für eine spontane Rückbildung der Veränderung oder auch der Weiterentwicklung zu einer bösartigen Veränderung.
Gruppe IV und V der PAP-Einteilung beschreiben das mögliche beziehungsweise sichere Vorliegen bösartiger Zellen. Eine weitere Unterteilung der Untersuchungsergebnisse erfolgt oft in die Kategorien 0 (nicht auswertbar), A (ohne Hinweis auf bösartige Veränderungen), B (nicht sicher beurteilbar) und C (hohe Wahrscheinlichkeit für oder Nachweis bösartiger Veränderung).
Zytologie – Vorgehen nach der Untersuchung
Nach Erhalt des Befundes der Zytologie plant der Untersucher die weiteren Schritte, zum Beispiel eine erneute Probenentnahme oder Biopsie, eine Operation oder die Therapie.
Passende Jobs
Passende Jobs in Laboren für Zytologie und entsprechenden Arbeitsbereichen bietet Medi-Karriere. Hier finden sich Jobs als Laborassistent, Jobs als Labortechniker und Stellenangebote für DGKP.
Gynäkologische Zytologie, https://www.gesundheit.gv.at/... (Abrufdatum: 13.05.2024)
Risikobewertung von Zytologiebefunden im Zervoxkarzinom-Screening, Der Gynäkologe, S. 937-944.
Zelldiagnostik, https://www.gesundheit.gv.at/... (Abrufdatum: 13.05.2024)
Zytologie, https://www.uniklinikum-dresden.de/... (Abrufdatum: 13.05.2024)
Zytologie in der Lungendiagnostik, https://www.lungeninformationsdienst.de/... (Abrufdatum: 13.05.2024)
Zytologische Untersuchungen, https://www.uegp.de/... (Abrufdatum: 13.05.2024)