In einer Gesellschaft, die ein immer höheres Alter erreicht, sind dies wohl denkbar ungünstige Nachrichten: Eine neue Studie zur Arbeitssituation in der 24-Stunden-Betreuung der Universität Wien legt offen, dass nur etwa jede/r Dritte/r mit den dortigen Konditionen zufrieden ist. Angesichts dessen, dass immer mehr Menschen den Wunsch haben, ihren Lebensweg in den eigenen vier Wänden verbringen zu wollen, machen diese Erkenntnisse nachdenklich. Denn um die Alltagsaufgaben im hohen Alter bewältigen zu können, bedarf es einer adäquaten Unterstützung von gut ausgebildetem Pflegepersonal – wie den 24-Stunden Betreuungs- und Pflegekräften. Seit längerem ist bekannt, dass auch hierzulande ein akuter Personalmangel an Menschen mit entsprechender Qualifikation herrscht.
Laut der aktuellen Studie eines Forschungsteams der Universität Wien, das von ao. Universitätsprofessorin Dr. Michaela Schaffhauser-Linzatti geleitet wurde, gaben knapp 32 Prozent der Befragten an, sich mit den derzeitigen Arbeitsbedingungen wohlzufühlen. Eine nähere Auswertung ergab, dass es sich dabei hauptsächlich um Frauen aus der Slowakei und Rumänien handelt. Zwei Drittel der Befragten hingegen möchten entweder den Beruf wechseln oder wünschen sich andere Rahmenbedingung. Um zu diesem ernüchternden Ergebnis zu kommen, wertete das Forschungsteam rund um Schaffhauser-Linzatti insgesamt rund 2.300 Fragebögen sowie Ergebnisse aus spezifischen Fokusgruppen aus. Derzeit arbeiten rund 70.000 24-Stunden-Betreuer/innen in Österreich.
Unterschiede zwischen Absprachen und Arbeitsalltag
Die aktuelle Situation zeigt die Dringlichkeit, bestehende 24-Stunden-Betreuer/innen zu halten und neue Fachkräfte für dieses Berufsbild zu begeistern. Im Arbeitsalltag mangelt es allerdings an Wertschätzung, häufig kommen unvorhergesehene Aufgaben hinzu und es fehlt an Kommunikation. So ist eines der größten Probleme, dass es einen zu geringen Austausch über den Umfang der zu erbringenden Leistungen zwischen Betreuern/-innen und den zu betreuenden Personen gibt. Laut der Studie möchte jede/r 24-Stunden-Betreuer/in im Beruf wissen, welche genauen Aufgaben auf ihn/sie zukommen. In der Realität fallen aber Tätigkeiten an, die nicht abgesprochen wurden. So sind weder Planbarkeit noch Vorbereitung möglich. Einige der Befragten gaben an, dass sie eine zweite Person mitbetreut haben, ohne davon zuvor in Kenntnis gesetzt worden zu sein.
Dr. Michaela Schaffhauser-Linzatti und ihr Team veröffentlichten das Buch “Die Situation der 24-Stunden Betreuungskräfte in Österreich”, das die Forschungsergebnisse der Studie aufzeigt sowie tragbare und zumutbare Lösungsvorschläge für Betreuungskräfte präsentiert. Die Studie setzt sich aus einem dreistufigen Prozess zusammen:
- Analyse von Pressemeldungen aus Massenmedien
- Gespräche mit betroffenen Menschen (24-Stunden-Betreuer/innen aus vier unterschiedlichen Staaten und Familienmitglieder)
- Fragebogen mit den aus den Gesprächen gewonnenen Eindrücken
Aus diesen drei unabhängigen Erhebungen sollen in Zukunft Maßnahmen abgeleitet werden, welche die Arbeitsbedingungen, Kommunikation, Transparenz, finanziellen Aspekte und Wertschätzung im Bereich der 24-Stunden-Betreuung verbessert. Ebenso groß ist der Wunsch nach Veränderung bei den Vermittlungsagenturen, welche in Zukunft unabhängig agieren sollen.