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Viele Berufe im Medizin- oder Gesundheitswesen erfordern ein abgeschlossenes Studium. Allerdings ist für den Beginn eines solchen in der Regel die Matura eine zwingende Voraussetzungen. Doch was, wenn der traditionelle Weg über die Matura nicht beschritten wurde? In Österreich öffnet hier die Studienberechtigungsprüfung (SBP) die Türen für ein Hochschulstudium. Dieser zweite Bildungsweg ermöglicht es Interessenten/-innen, eine bestimmte Fachrichtung zu studieren, ohne die Matura vorweisen zu können.
Dieser Artikel thematisiert alle relevanten Aspekte rund um die Studienberechtigungsprüfung. Er erläutert Voraussetzungen, Dauer und Inhalt, Kosten, sowie Vor- und Nachteile der Prüfung und erklärt zudem die Unterschiede zur verwandten Berufsreifeprüfung.
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Was ist die Studienberechtigungsprüfung?
Die Studienberechtigungsprüfung in Österreich ist ein Verfahren, das Personen ohne Matura den Zugang zu bestimmten Studiengängen an Universitäten oder Fachhochschulen ermöglicht. Die Prüfung bewertet die Eignung und die Befähigung eines/-r Bewerbers/-in für das angestrebte Studium. Sie ist spezifisch auf die gewählte Fachrichtung zugeschnitten und umfasst im Allgemeinen schriftliche und / oder mündliche Prüfungsteile. Diese beinhalten meist die Fachbereiche Deutsch, Mathematik und Fremdsprachen, sowie spezifische Themen des gewählten Studiengangs.
Bei erfolgreichem Abschluss der Prüfung erhalten die Kandidaten/-innen die formelle Berechtigung, das gewünschte Studium trotz fehlender Matura aufzunehmen. Die Studienberechtigungsprüfung öffnet damit den Zugang zu höherer Bildung für Menschen, die keine klassische gymnasiale Laufbahn absolviert haben. Gleichzeitig ermöglicht sie diesem Personenkreis bessere berufliche Chancen auf dem Arbeitsmarkt.
Die Studienberechtigungsprüfung ermöglicht beispielsweise die Zulassung zu einem Studium, welches zur Ausübung folgender Berufe benötigt wird:
- Diplomierte/r Gesundheits- und Krankenpfleger/in (DGKP)
- Sportwissenschaftler/in
- Zahnarzt/-ärztin
- Biomedizinische/r Analytiker/in (BMA)
- Diätologe/-in
- Physiotherapeut/in
- Ergotherapeut/in
- Pharmazeutisch-kaufmännische/r Assistent/in (PKA)
- Heimhilfe
- Hebamme
- Psychotherapeut/in
- Psychologe/-in
Unterschied Berufsreifeprüfung – Studienberechtigungsprüfung
Der größte Unterschied zwischen Berufsreifeprüfung und Studienberechtigungsprüfung liegt in der Breite der Studiengänge, die durch Ablegen dieser Prüfung trotz fehlender Matura absolviert werden können. Denn während die Berufsreifeprüfung allgemein und fachunabhängig die Türen zu einem Hochschulstudium öffnet, befähigt die Studienberechtigungsprüfung nur zum Ablegen eines Studiums in der selben Fachrichtung, wie die der Prüfung. Wird eine Studienberechtigungsprüfung beispielsweise in Ergotherapie abgelegt, ist danach auch nur ein Studium in Ergotherapie oder in verwandten Disziplinen möglich.
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Studienberechtigungsprüfung – Voraussetzungen
Zu den Voraussetzungen für die Studienberechtigungsprüfung (SBP) zählt neben einem Mindestalter von 20 Jahren eine relevante Vorbildung oder Berufserfahrung. Bewerber/innen müssen entweder eine abgeschlossene Berufsausbildung und / oder mehrere Jahre einschlägige Berufserfahrung vorweisen können. Zudem müssen sie die Staatsangehörigkeit eines EU/EWR-Landes oder die der Schweiz besitzen, oder über den Aufenthaltstitel “Daueraufenthalt – EU” verfügen. Neben der Erfüllung der allgemeinen Schulpflicht muss zudem ein Nachweis von Deutschkenntnissen auf Niveau C1 erfolgen.
Antragsstellung und Zulassung
Bevor ein Antrag auf Zulassung zur Studienberechtigungsprüfung gestellt werden kann, müssen sich Interessenten/-innen entscheiden, welches Studium an welcher Hochschule im Anschluss absolviert werden soll. Denn danach richtet sich, bei welcher Universität, Fachhochschule oder Pädagogischen Hochschule der Antrag auf Zulassung zur SBP einzureichen ist. Anschließend können alle erforderlichen Unterlagen und Formulare, wie Zeugniskopien, Identitätsnachweis, Nachweise über bisherige Ausbildungen, oder Nachweise über berufliche Erfahrungen im gewählten Fachbereich eingereicht werden.
Studienberechtigungsprüfung – Vorbereitung
Es gibt verschiedene Vorbereitungsmethoden, um sich auf die Studienberechtigungsprüfung vorzubereiten. Diese sind von den individuellen Lernpräferenzen, dem verfügbaren Budget und der zeitlichen Flexibilität abhängig. Einerseits kann die Vorbereitung im Selbststudium mit Lehrbüchern und Online-Ressourcen erfolgen. Andererseits können Interessenten/-innen auch Kurse von Volkshochschulen und Berufsförderungsinstituten besuchen, die speziell auf die Vorbereitung der SBP ausgerichtet sind. Die individuelle Betreuung durch Lehrer/-innen oder Tutoren/-innen kann zudem helfen, auf spezifische Schwächen einzugehen und individuelle Unterstützung zu bieten.
Studienberechtigungsprüfung – Dauer und Inhalt
Die Studienberechtigungsprüfung setzt sich aus fünf verschiedenen Teilprüfungen zusammen. In den meisten Fällen ist eine Prüfung im Fach Deutsch festgelegt. Hinzu kommen zwei bis drei Pflichtfächer, die von der jeweiligen Bildungseinrichtung festgelegt werden und die Vorkenntnisse und Fertigkeiten der Kandidaten/-innen für die angestrebte Studienrichtung prüfen. Im Anschluss sind ein bis zwei Wahlfächer abzulegen, die je nach angestrebter Studienrichtung ausgewählt werden können. Mindestens eine der Teilprüfungen sollte an der Bildungsinstitution der Zulassung absolviert werden.
Für jede Teilprüfung wird ein Zeugnis ausgestellt. Wurden alle Teile bestanden, so wird ein Studienberechtigungszeugnis für die jeweilige Studienrichtungsgruppe ausgestellt. Dieses Zeugnis gilt an jeder Universität, Fachhochschule und Pädagogischen Hochschule, an der Studienangebote der jeweiligen Studienrichtungsgruppe eingerichtet sind.
So lange dauert die Studienberechtigungsprüfung
Es gibt keine vorgeschriebenen Zeitraum, innerhalb dessen die Prüfungen absolviert werden müssen. Dennoch sollte man mindestens ein Jahr Vorbereitungszeit für die Studienberechtigungsprüfung einkalkulieren. Der individuelle Lernrhythmus, Auffassungsgabe und Zeitmanagement, sowie berufliche Verpflichtungen beeinflussen die Gesamtdauer.
Studienberechtigungsprüfung – Kosten
Während die Antragstellung zur Studienberechtigungsprüfung in Österreich kostenlos ist, können vor allem Kosten für die Vorbereitungskurse anfallen. Diese variieren je nach Anbieter/in und liegen meist zwischen 250 und 1.000 Euro pro Einzelfach. Die Kosten für die Vorbereitung entfallen, wenn Anwärter/innen sich im Selbststudium auf die Einzelprüfungen vorbereiten. Auch die Prüfung selbst verursacht Kosten. Die Höhe der Prüfungsgebühr legt allerdings jede Hochschule selbst fest.
Finanzierung
In Österreich stehen verschiedene Fördermöglichkeiten zur Verfügung, um die Kosten für die Studienberechtigungsprüfung (SBP) abzumildern. Während in der Vorbereitungsphase Studienbeihilfe für rund ein Jahr beantragt werden kann, können Personen, die bereits berufstätig waren, ein Selbsterhalter/innen-Stipendium beantragen. Einige Bundesländer bieten zudem spezielle Förderungen für die Vorbereitung auf die SBP an. Übrigens: Die Kosten für die Prüfung sind steuerlich absetzbar.
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Studienberechtigungsprüfung – Vor- und Nachteile
Die Studienberechtigungsprüfung eröffnet einige Chancen, bietet aber auch Risiken. Der größte Vorteil besteht zweifelsohne darin, dass sie Personen ohne Matura den Zugang zu einem fachspezifischen Studium eröffnet und somit die Vielfältigkeit im Bildungssystem steigert. Damit ebnet sie den Weg für einen zweiten Bildungsweg und verbessert die Chancen der Absolventen/-innen auf dem Arbeitsmarkt. Des Weiteren sind die Prüfungen auf das gewünschte Studienfach zugeschnitten, sodass eine gezielte Vorbereitung auf das spezifische Studium erfolgt.
Im Gegenzug dazu erfordert die Prüfung eine umfassende Vorbereitung. Vor allem der zeitliche Aufwand darf nicht unterschätzt werden. Die Dauer bis zur Absolvierung der Prüfung variiert und erfordert eine sorgfältige Planung. Im Gegensatz zur Berufsreifeprüfung erlaubt die Studienberechtigungsprüfung den Zugang nur zu dem jeweils im Voraus festgelegten, fachspezifischen Studiengang. Ein späterer Wechsel des Studiums gestaltet sich oft als schwierig. Die Kosten für Vorbereitungskurse und Prüfungsgebühren können zudem eine finanzielle Belastung darstellen. Fördermöglichkeiten stehen zwar zur Verfügung, müssen jedoch in jedem Fall rechtzeitig in Betracht gezogen werden.
Studienberechtigungsprüfung – Ausblick
Die Studienberechtigungsprüfung stellt eine zentrale Möglichkeit dar, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Die Akzeptanz alternativer Bildungswege wird in Zukunft weiter steigen, die Zugangsmöglichkeiten zu Hochschulen immer breitet werden. Zugleich nimmt die Nachfrage nach berufsbegleitenden Studiengängen zu. Menschen, die bereits im Berufsleben stehen, werden vermehrt nach zusätzlichen Bildungsmöglichkeiten suchen, um doch noch studieren zu können. Dies steigert die Relevanz der SBP auch künftig weiter.
Passende Jobs
Passende Jobs, die durch das Ablegen der Studienberechtigungsprüfung auch ohne Matura anvisiert werden können, findet man bei Medi-Karriere. Das sind zum Beispiel Jobs als Biomedizinische/r Analytiker/in, Jobs als Physiotherapeut/in und Stellen in der Therapie.
- Stipendium.at: Studium und Beruf, https://www.stipendium.at/... (Abrufdatum: 14.11.2023)
- Studium ohne Matura – Studienberechtigungsprüfung, https://www.plus.ac.at/... (Abrufdatum: 14.11.2023)
- Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung: Studienberechtigungsprüfung, https://www.bmbwf.gv.at/... (Abrufdatum: 14.11.2023)
- Österreichische Regierung: Studienberechtigungsprüfung, https://www.oesterreich.gv.at/... (Abrufdatum: 14.11.2023)
- Studienberechtigungsprüfung: Zulassung, https://erwachsenenbildung.at/... (Abrufdatum: 14.11.2023)