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Viele Kinder haben heute Zugang zu sozialen Medien. In diesen Netzwerken werden sie auch mit Werbung für bestimmte Lebensmittel konfrontiert – etwa Süßwaren, Energydrinks, Alkohol und Co. Ein ungünstiger Einfluss von Social Media auf Kinderernährung könnte folglich dazu beitragen, das Risiko für die Entstehung von Übergewicht und Adipositas in dieser sensiblen Altersgruppe zu erhöhen.
Ob und in welchem Ausmaß ungeeignete Lebensmittel und Produkte für Kinder und Jugendliche in Sozialen Medien, zum Beispiel durch Influencer, beworben werden, untersuchte eine systematische Auswertung der Abteilung für Sozial- und Präventionsmedizin an der Universität Wien. Dieser Artikel fasst die wesentlichen Punkte der Analyse zusammen und ordnet sie im Kontext der aktuell geltenden Ernährungsempfehlungen ein.
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Einfluss von Social Media auf Kinderernährung – Analyse zur Werbung und Produktplatzierung
Um den Einfluss von Social Media auf Kinderernährung einschätzen zu können, beauftragte das österreichische Gesundheitsministerium eine Studiengruppe des Zentrums für Public Health der Universität Wien mit der Auswertung des digitalen Werbeumfeldes von Kindern und Jugendlichen. Konkret sollte ermittelt werden, welcher Art die Werbung war und ob diese Werbung für die Zielgruppe geeignet ist oder nicht.
Diese Untersuchungen erscheint angesichts der zunehmenden Mediennutzung durch Kinder und Jugendliche, sowie der seit Jahren erhöhten Rate für Übergewicht und Adipositas im Kindes- und Jugendalter relevant. Immerhin sind bereits jedes sechste Mädchen und jeder fünfte Junge im Schulkindalter übergewichtig. Etwa fünf Prozent der Kinder dieser Altersgruppe sind adipös. Bei den Lehrlingen steigt der Anteil auf 20 bis 25 Prozent Übergewichtige. Hier erfüllt sogar jede oder jeder Zehnte die Adipositas-Kriterien.
Eckdaten und Methodik der Studie und Datensammlung
Zunächst wurde ein an den österreichischen Kontext angepasstes Internet Monitoring Tool entwickelt, das den Umfang der Werbung erhob. Dabei lag der Fokus auf der Konfrontation mit den relevanten Produkten (Lebensmitteln und Getränken). Hierbei wurden die angewandten strategischen Mittel erfasst.
Für den Zeitraum vom 1. Juli 2021 bis einschließlich 30. Juni 2022 wurde eine quantitative Inhaltsanalyse von Werbepostings für Lebensmittel, Getränke und entsprechende Produktplatzierungen bei YouTube, Instagram, TikTok und Twitch als den einflussreichsten Plattformen im Bereich Social Media, sowie jeweils bei den fünf bedeutendsten Influencern in Österreich und Deutschland durchgeführt.
Die Forscher betrachteten monatlich je Plattform jeweils ein Video oder Posting der Lebensmittel- und Getränkemarken, sowie zwei dazu passende Beiträge der entsprechenden Influencer. Die Produkte wurden grob nach Klasse eingruppiert und anschließend anhand ihres Nährwertprofils mit den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) abgeglichen. So konnte eine Einteilung in geeignete und nicht geeignete bzw. nicht zur Bewerbung bei Kindern und Jugendlichen erlaubte Produkte erfolgen.
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Ergebnisse und Schlussfolgerungen aus der Studie zum Einfluss von Social Media auf Kinderernährung
Die Analyse der etwa 1.600 erfassten Beiträge und knapp 3.700 Produktdarstellungen ergab, dass etwa jede zweite Werbung und Produktempfehlung gezielt an Kinder und Jugendliche adressiert ist. Vielen dieser Lebensmittel ist gemeinsam, dass sie zu hohe Raten an Fett, Zucker und Salz enthalten.
Mit Blick auf das WHO-Nährwertprofil fielen plattformübergreifend etwa 80,7 Prozent der von der Lebensmittel- und Getränkeindustrie angezeigten Produkte in die Kategorie „nicht erlaubt für die Bewerbung an Kinder“. Lediglich knapp 17 Prozent entsprachen den Kriterien eines erlaubten Produktes. Die übrigen 2,4 Prozent konnten nicht eindeutig eingeordnet werden. Bei der Empfehlung durch Influencer fiel die Quote mit 60 bis 75 Prozent nicht angemessener Inhalte für Kinder nur geringfügig besser aus.
Nahezu jedes fünfte Produkt entstammte der Kategorie Schokolade und Süßwaren. Jedes zehnte Produkt entsprach einem gesüßten Getränk. Weitere zehn Prozent der Produktplatzierungen bezogen sich auf Fertiggerichte und Convenience-Lebensmittel. In der direkten Bewerbung durch Influencer lag dieser Anteil mit bis zu 22 Prozent noch höher. Die Plattform Twitch wies vor allem Werbung für Energy-Drinks auf, die für Kinder und Jugendliche ungeeignetes Koffein enthalten.
Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Österreichischen Ernährungskommission (NEK)
In den aktuellen Empfehlungen der WHO und der NEK bilden idealerweise fünf Portionen (Vollkorn-)Getreide, Nudeln, Reis oder Kartoffeln, sowie fünf Portionen Obst, Hülsenfrüchte und Gemüse die tägliche Basis. Dabei entspricht eine Portion der Faustgröße des Kindes. Zudem raten sie zum täglichen Verzehr von Milchprodukten, um den Kalziumspiegel zu decken. Fetter Fisch gehört an einem bis zwei Tagen in der Woche auf den Tisch, während die Aufnahme von Fleisch und vor allem verarbeiteten Wurstwaren drei Portionen wöchentlich nicht überschreiten sollte. Fastfood, Süßigkeiten, sehr fette und salzige Produkte bilden eine Ausnahme und sollten nicht täglich angeboten werden.
Etwa ein Drittel der Produktempfehlungen nutzte den Geschmack als Hauptargument für den Kauf, weitere 16 Prozent der Werbestrategien hoben den Spaßfaktor des Lebensmittels hervor. Nahezu alle Angaben (98,5 Prozent) enthielten keinen Vergleich mit der Ernährungspyramide oder den aktuellen Empfehlungen, sodass eine Einordnung der gesundheitlichen Effekte des Lebensmittels aus der Werbung nicht vollzogen werden konnte.
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Publikation der Ergebnisse und Ausblick
Die ausführlichen Ergebnisse der Untersuchung hat das Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) im Jahr 2023 in der Broschüre „Einblick in das digitale Werbeumfeld von Kindern und Jugendlichen – Darstellungen von Lebensmitteln und Getränken in sozialen Medien und Wirkungsstrategien beliebter Marken und populärer Influencer:innen“ veröffentlicht.
Die Studienautoren merken an, dass die direkten Auswirkungen der Werbung auf Kinder und Jugendliche durch das Studiendesign nicht erfasst werden können. Sie nehmen jedoch einen deutlichen Einfluss auf das Ernährungsverhalten der Zielgruppe an. Eine konsequente Kontrolle und Unterbindung der Werbung erscheint daher sinnvoll und kann durch systematische Erfassung der Mediennutzung der anvisierten Altersgruppe untermauert werden.
Passende Jobs
Passende Jobs rund um das Thema Kindheit und Ernährung findet man bei Medi-Karriere. Hier gibt es Jobs als Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger, Jobs als Elementarpädagoge und Jobs als Ernährungsberater.
- Einblick in das digitale Werbeumfeld von Kindern und Jugendlichen, https://broschuerenservice.sozialministerium.at/... (Abrufdatum: 22.10.2024)
- Ernährung von Kindern, https://www.gesundheit.gv.at/... (Abrufdatum: 22.10.2024)
- Gewichtsstatus und Körperselbstbild von Österreichischen Jugendlichen, Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) Wien (Abrufdatum: 22.10.2024)
- Neue WHO-Leitlinien für den Schutz von Kindern vor ungesunder Lebensmittelvermarktung, https://www.who.int/... (Abrufdatum: 22.10.2024)
- Sozioökonomischer Status, Übergewicht und Adipositas im Kindes- und Jugendalter, https://www.aerzteblatt.de/... (Abrufdatum: 22.10.2024)
- Sozioökonomischer Status, Übergewicht und Adipositas im Kindes- und Jugendalter, https://aerztezeitung.at/... (Abrufdatum: 22.10.2024)
- Studie: Einfluss von Social-Media auf Kinderernährung, https://www.gesundheit.gv.at/... (Abrufdatum: 22.10.2024)
- Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen, https://www.gesundheit.gv.at/... (Abrufdatum: 22.10.2024)