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Die Schuppenflechte oder Psoriasis ist bereits seit dem Mittelalter bekannt und gilt heute als systemische Erkrankung, die mit dem metabolischen Syndrom und anderen entzündlichen Autoimmunerkrankungen assoziiert ist. In Österreich sind rund 250.000 Menschen von der Erkrankung betroffen, wobei Männer geringfügig häufiger erkranken als Frauen. Auch wenn die Krankheit derzeit nicht heilbar ist, kann eine frühzeitige Therapie eine langfristige Krankheitskontrolle und eine erhebliche Verbesserung der Lebensqualität erzielen.
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Psoriasis – Definition
Psoriasis ist eine der häufigsten chronisch-entzündlichen Erkrankungen der Haut in westlichen Industrienationen. Typisch sind gerötete, stark schuppende und juckende Hautveränderungen, die häufig auch mit Nagelveränderungen einhergehen. Die Schuppenflechte ist eine Autoimmunerkrankung, Betroffene sind daher nicht ansteckend. Man unterscheidet einen Typ 1 mit einem Erkrankungsgipfel um das 20. Lebensjahr, und einen Typ 2 mit einem Inzidenzgipfel nach dem 40. Lebensjahr, wobei die Typ 1-Psoriasis meist mit einer schlechteren Prognose und einer stärkeren genetischen Komponente verbunden ist.
Bei mehr als 60 Prozent der Erkrankten findet sich das Psoriasis-assoziierte Gen HLA-Cw6. Die Erkrankung verläuft schubförmig, wobei zahlreiche Triggerfaktoren, wie Infektionen, Medikamente oder Reizungen der Haut einen akuten Schub auslösen können. Der genaue Pathomechanismus ist bis heute unklar ist, allerdings hat man Kenntnis über Immunmechanismen, die Entzündungsreaktionen der Haut auslösen.
Psoriasis – Symptome
Das Erscheinungsbild der Psoriasis ist variabel. Die große Mehrheit der Betroffenen leidet an Psoriasis vulgaris. Bei dieser Form beginnt die Krankheit meist plötzlich als kleinfleckig über den Körper verstreuter Hautausschlag, häufig begleitet von Juckreiz. Die Herde sind stark gerötet und vergrößern sich im Lauf der Zeit, bis sie schließlich dicke, fest haftende Schuppen entwickeln. Zu den prädestinierten Austrittsstellen am Körper gehören der behaarte Kopf, Ellenbogen, Knie, Rücken und Gesäß. Aber auch der Nabel und die Analfalte sind Teil des charakteristischen Befallsmusters.
Bei ungefähr der Hälfte der Erkrankten findet sich eine Nagelbeteiligung, wobei häufiger die Finger- als die Fußnägel betroffen sind. Die Symptome reichen von leichten Dellen und Verfärbungen bis hin zur Nagelzerstörung. Während die Krankheit in leichten Fällen nur als kosmetisch störend empfunden wird, ist bei schweren Fällen die Lebensqualität oft deutlich eingeschränkt und die mentale Belastung schwerwiegend.
Formen von Psoriasis
Neben der Psoriasis vulgaris existieren weitere psoriatrische Erkrankungen, die sich sowohl in den Hautveränderungen, als auch in der Begleitsymptomatik unterscheiden können. Hierzu zählen folgende Psoriasis-Formen:
- Capitis: Lokale oder großflächige Schuppenherde auf der behaarten Kopfhaut, die mit starkem Juckreiz und gelegentlichem Haarausfall einhergehen
- Intertriginosa: Durch Feuchtigkeit begünstigte Entzündungsherde ohne charakteristische Schuppung in den Körperfalten
- Inversa: Hautveränderungen vorwiegend auf den Beugeseiten der großen Gelenke (beispielsweise Knie)
- Eruptiva/punctata/guttata: Psoriatische Hautveränderungen, die oft in Folge einer Streptokokken-Infektion auftreten
- Pustulosa: Auftretende eitrig-gerötete Pusteln, meist an der Fußsohle und Handfläche, die das Gehen oder Greifen sehr schmerzhaft machen
Besonders bedrohlich ist die Psoriatische Erythrodermie: Hierbei handelt es sich um eine lebensbedrohliche Variante der Psoriasis vulgaris, bei der mindestens 75 Prozent der Körperoberfläche betroffen sind. Sie geht mit einem ausgeprägtes Krankheitsgefühl mit Fieber, Schüttelfrost, Herzrhythmusstörungen und heftigem Juckreiz einher.
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Psoriasis – Ursachen
Psoriasis entsteht durch eine Fehlsteuerung des Immunsystems. In erster Linie scheint sie eine erbliche Erkrankung zu sein. Der genetische Anteil am Psoriasisrisiko wird auf 60 bis 70 Prozent geschätzt. Ausgelöst wird die Krankheit letztlich durch Reize, kaltes, trockenes Klima, Sonnenbrände, Rauchen, Alkoholkonsum oder manche Medikamente (insbesondere Betablocker, Chloroquin, Lithium und Interferon).
Auch ein Vitamin D-Mangel kann einen Psoriasis-Ausbruch begünstigen! Daher sollten Betroffene regelmäßig ihren Vitamin-D-Status beim Arzt überprüfen lassen und gegebenenfalls Vitaminpräparate einnehmen. Nicht zu unterschätzen ist auch der Einfluss der Psyche: Viele Psoriasis-Betroffene berichten über Stress oder besondere emotionale Belastung als Auslöser von Krankheitsschüben.
Begleiterkrankungen
Psoriasis ist eine systemische Erkrankung, die den gesamten Organismus umfasst und mit charakteristischen Begleiterkrankungen assoziiert ist. So bringt die Erkrankung eine erhöhte Prävalenz von arterieller Hypertonie, kardiovaskulären Erkrankungen, wie Herzinfarkt und Schlaganfall, Fettstoffwechselstörungen, Adipositas und Diabetes mellitus mit sich. Auch psychische Erkrankungen, wie Depressionen, Angst- und Schlafstörungen, sowie Suchterkrankungen werden vermehrt bei Psoriatikern gefunden. Besonders wichtig ist der Zusammenhang zwischen der Erkrankung und anderen chronisch-entzündlichen Autoimmunerkrankungen (Morbus Crohn, Zöliakie und Alopezie) und rheumatischen Gelenkerkrankungen (Psoriasis-Arthritis).
Diagnosestellung
Meist kann eine Psoriasis auf einen Blick anhand der charakteristischen, schuppenden und entzündlichen Hautstellen erkannt werden. Nur in Ausnahmefällen ist eine Hautbiopsie erforderlich. Der Schweregrad der Erkrankung wird zum Beispiel mittels des Psoriasis Area and Severity Index (PASI) festgestellt. Dieser erfasst die Ausdehnung und Rötung der Erkrankung, die Dicke der Plaques und die Schuppung. Die krankheitsbezogene Lebensqualität wird mit dem Dermatologischen Lebensqualität-Fragebogen (DLQI) ermittelt. In Europa liegt eine leichte Psoriasis dann vor, wenn maximal zehn Prozent der Körperoberfläche betroffen sind (PASI ≤10). Fällt der PASI-Wert höher aus, spricht man von einer mittelschweren bis schweren Psoriasis.
Psoriasis – Behandlung
Die Psoriasis ist ursächlich nicht heilbar. Allerdings kann mit geeigneten Therapien meist eine langfristige Symptomfreiheit erreicht werden. Primäre Therapieziele sind das Abklingen von Entzündungen, sowie das Abheilen der Hautläsionen. Hierbei werden in der Basistherapie oft rückfettende und pflegende Cremes, sowie eine medikamentöse Therapie mit Harnstoff oder Salicylsäure, Kortison und Vitamin D-3-Präparaten verordnet.
Bei schweren Formen kann eine Phototherapie (Behandlung der Haut mit natürlichem und künstlichem UV-Licht) oder eine Therapie mit Immunsuppressiva erforderlich sein. Zusätzlich haben sich in den letzten Jahren Biologicals und Small Molecules (zum Beispiel Adalimumab) als effektive Therapieoption für mittelschwere bis schwere Formen der Psoriasis etabliert: Eine fast vollständige Erscheinungsfreiheit der meisten Patienten ist damit möglich geworden.
Wann ist ein Spitalaufenthalt notwendig?
Ein Klinikaufenthalt kann beispielsweise bei einer Notfallsituationen, wie einer akuten Erythrodermie, die eine sofortige und umfassende Behandlung erfordert, notwendig werden.
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Psoriasis bei Kindern und Jugendlichen
Psoriasis tritt bei Kindern und Jugendlichen seltener auf als bei Erwachsenen. Häufig beginnt die kindliche Form sehr plötzlich – etwa in Folge einer bakteriellen oder auch viralen Infektion der oberen Luftwege – und zeigt sich anfänglich auch im Gesicht. Später entwickeln sich auch Herde im Windelbereich, an Armen, Beinen, Brust und Rücken. Diese sind zwar deutlich gerötet, schuppen aber für gewöhnlich nur leicht. Im Gegensatz zu der erwachsenen Form kommt es bei gut einem Drittel der betroffenen Kinder zu einer spontanen Abheilung der Läsionen. In der Behandlung ist anders zu verfahren als bei Erwachsenen.
Psoriasis – Leben mit der Erkrankung
Insbesondere bei schweren Formen der Erkrankung kann Psoriasis zu einer deutlichen Beeinträchtigung der Lebensqualität führen. Betroffene leiden nicht nur unter den körperlichen Belastungen, wie Schmerzen und Juckreiz, sondern auch an den psychischen Folgen der Erkrankung. In einer Gesellschaft, in der glatte Haut ein Schönheitsideal darstellt, bedeutet Psoriasis für viele Menschen eine starke Beeinträchtigung des eigenen Körpergefühls.
Hinzu kommt der verbreitete Irrglaube, dass die Krankheit ansteckend ist, und Betroffene häufig mit gesellschaftlicher Stigmatisierung zu kämpfen haben. Viele Patienten geben an, dies sogar als noch belastender zu empfinden, als die körperlichen Beschwerden. Da sich bei vielen Psoriasis-Patienten der Ausprägungsgrad der Erkrankung bei steigendem Stresspegel verschlimmert, ist neben der Behandlung der Haut auch eine psychologische oder psychotherapeutische Unterstützung im Alltag sinnvoll.
Frauen mit Psoriasis sollten sich zudem bei bestehendem Kinderwunsch oder einer bereits eingetretenen Schwangerschaft mit ihrem behandelnden Arzt besprechen, da einige Psoriasistherapien während und teilweise auch vor einer Schwangerschaft nicht verabreicht werden dürfen.
Psoriasis – Prävention
Ob ein Mensch an Psoriasis erkrankt, ist größtenteils genetisch vorbestimmt. Es ist allerdings möglich, selbst etwas dafür zu tun, um die Schubanzahl und –intensität zu verringern. Dazu gehört beispielsweise die Vermeidung von bekannten Triggerfaktoren und bewusster Medikamentenkonsum. Besonders wichtig im Hinblick auf die assoziierten Begleiterkrankungen ist außerdem ein ausgewogener Lebensstil mit ausreichend körperlicher Aktivität und gesunder Ernährung.
Passende Jobs
Passende Jobs in der Therapie findet man bei Medi-Karriere. Hier gibt es Jobs als Facharzt, Jobs als Gesundheitsaufseher und Jobs als Gesundheitspsychologe.
- Psoriasis Vulgaris, https://aerztezeitung.at/... (Abrufdatum: 10.05.2024)
- Psoriasis, https://www.gesundheit.gv.at/... (Abrufdatum: 10.05.2024)
- PSO Austria, https://psoriasis-hilfe.at/... (Abrufdatum: 10.05.2024)
- Mattozzi C, Paolino G, Salvi M, et al. (2107). Correlation between plasmatic levels of Vitamin D and PASI score: our experience and mini-review of the literature. G Ital Dermatol Venereol.