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Die physikalische Therapie beschreibt medizinische Behandlungsformen, die mit natürlichen Reaktionen des Körpers auf äußere Reize arbeiten. Die Bedeutung des Begriffs „physikalisch“ lässt sich aus dem griechischen Wort „physis – Natur“ ableiten, wodurch auch die Grundlage der physikalischen Therapie deutlich wird: Denn physikalische Methoden können beispielsweise Licht-, Wärme-, Kälte- oder Elektrotherapie sein.
Diese Form der Therapie findet vor allem in der Schmerzmedizin und der Beeinträchtigung des Bewegungsapparates sowie bei einigen Hauterkrankungen Anwendung. Hierbei kann die Therapie sowohl heilend (curativ), wiederherstellend (rehabilitierend) und lindernd (palliativ), als auch vorbeugend (präventiv) wirken.
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Physikalische Therapie – Für wen?
Die physikalische Therapie wird bei Patienten/-innen eingesetzt, die Hauterkrankungen, wie Neurodermitis oder Schuppenflechte (Psoriasis), Durchblutungsstörungen, Osteoporose und Beschwerden der Muskulatur haben. Auch bei Beschwerden der Atemwege, wie beispielsweise einer Chronisch Obstruktiven Lungenerkrankung (COPD), Einschränkungen des Bewegungsapparates oder ganz allgemein in der Schmerzmedizin ist die physikalische Therapie geeignet. Unter Berücksichtigung der jeweiligen Beschwerden und Faktoren, wie Alter, Gewicht und Vorerkrankungen, erstellt der/die behandelnde Facharzt/-ärztin in Absprache mit dem/der Patienten/-in einen passenden Therapieplan. Hierbei können sowohl eine als auch mehrere Methoden der physikalischen Therapie verschrieben werden.
Physikalische Therapie – Behandlungen
Die Behandlungsmöglichkeiten mithilfe der physikalischen Therapie sind weit gefächert. So können die behandelnden Ärzte/-innen und Therapeuten/-innen mit Balneotherapie, Elektrotherapie, Inhalationstherapie, Lymphdrainage, Massagetherapie, Thermotherapie sowie weiteren Therapiemöglichkeiten arbeiten. Welche Therapie für den/die Patient/in hilfreich ist, hängt von der jeweiligen Diagnose ab. Manchmal ist es zudem sinnvoll, mehr als eine der Methoden zu kombinieren.
Balneotherapie
Die Balneotherapie findet ihren Wortursprung sowohl in der lateinischen, als auch der griechischen Sprache. In beiden Fällen bedeutet das Wort „Bad“ beziehungsweise „Badeanstalt“. Dementsprechend nutzt die Balneotherapie als therapeutische Behandlungsform Wasser aus “Heilquellen” mit einem hohen Gehalt an Salzen und anderen Mineralien. Die Anwendung erfolgt hierbei beispielsweise in Form von Teil- oder Vollbädern, Aufgüssen oder Dämpfen. So gehört auch das Baden in Moor oder Schlamm zu den Behandlungsmöglichkeiten der Balneotherapie. Ein solches “Heilbad” kann therapeutisch die Durchblutung der Haut fördern sowie den Blutdruck senken. Demnach wird sie in erster Linie bei Hauterkrankungen, wie der Neurodermitis oder Schuppenflechte, und rheumatischen Erkrankungen eingesetzt. Eine Alternative zu den Bädern in Moor stellen Schlammpackungen wie das Fango dar, welche häufig in Kombination mit Wärmetherapie zum Einsatz kommen. Die Balneotherapie wird in der Regel ärztlich verordnet und meist in Kureinrichtungen angeboten, kann allerdings auch zu den Behandlungen einer Physiotherapie gehören.
Elektrotherapie
Die Anwendung von elektrischem Strom in der Physikalischen Therapie wird als Elektrotherapie bezeichnet. Durch die Nutzung verschiedener Frequenzen von elektrischem Strom, sollen Muskeln und Nerven stimuliert sowie Schmerzen gelindert werden. Eine weitere Funktion der Elektrotherapie ist die Anregung der Durchblutung. Diese Therapieform ist insbesondere für den selektiven Muskelaufbau von großer Bedeutung und findet demnach oft bei Patienten/-innen mit neurologischen Erkrankungen sowie Querschnittslähmungen Anwendung.
Inhalationstherapie
Bei der Inhalationstherapie kommen sowohl Vollbäder als auch Inhalationsbäder, die partiell für den Hals-Nasen-Ohren-Bereich gedacht sind, zum Einsatz. Teilweise können diese, insbesondere die Ganzkörper-Inhalationsbäder, auch zur Balneotherapie gezählt werden. In der Praxis kommt diese Form der Therapie jedoch selten zur Anwendung, vielmehr ist es eine gute häusliche Möglichkeit zur Besserung von Atemwegsbeschwerden.
Lymphdrainage als Methode der Physikalischen Therapie
Die Lymphdrainage dient zur Verbesserung des Lymphflusses und soll so vorhandenen Flüssigkeitsstau in den Lymphgefäßen mindern. Bei der manuellen Lymphdrainage streicht die behandelnde Person hierzu mit sanften, runden Bewegungen über den Körper. Besonders für Patienten/-innen mit Lymphödemen, also Ansammlungen von Lymphflüssigkeit, ist diese Therapieform hilfreich. Dabei wirkt die manuelle Lymphdrainage nicht nur entstauend, sondern lindert auch Schmerzen, die durch die Lymphödeme entstehen können.
Neben der manuellen Lymphdrainage gibt es auch die maschinelle Lymphdrainage, bei welcher die Behandlung, wie im Namen beschrieben, nicht durch eine/n Therapeuten/-in, sondern eine Maschine durchgeführt wird. Hierbei tragen die Patienten/-innen eine spezielle Hose, Armmanschetten oder Ganzkörperanzüge, deren Druckkammern sich nacheinander mit Luft füllen und so eine Druckwelle erzeugen.
Massagetherapie
Das Wort “Massage” bedeutet in vielen Sprachen so viel wie berühren, betasten und kneten und beschreibt demnach wortwörtlich, wie eine Massagetherapie abläuft. Diese wirkt durch Dehnungs-/ Zug- und Druckreiz auf Haut, Bindegewebe und Muskulatur. Die Massagetherapie dient der Steigerung der Durchblutung, der Senkung des Blutdruckes, zur Entspannung der Muskulatur, dem Lösen von Verklebungen und Narben sowie der Schmerzminderung. Neben diesen physischen Funktionen wirkt die Massagetherapie häufig zudem entspannend auf die Psyche.
Physikalische Therapie – Thermotherapie
Die Thermotherapie nutzt zur Behandlung die Wirkung von Wärme und Kälte, was die Weit- beziehungsweise Engstellung der Blutgefäße beeinflusst. So führt ein Kältereiz beispielsweise hauptsächlich zu einer Engstellung (Vasokonstriktion) und ein Wärmereiz zu einer Weitstellung (Vasodilatation) der Gefäße. Hierdurch kann die Thermotherapie schmerzstillend, entzündungshemmend und durchblutungsfördernd wirken.
Die Kältetherapie, auch Kryotherapie genannt, senkt die Gewebetemperatur deutlich, wodurch sich Gefäße und Muskeln zusammenziehen. Hierzu behandeln Therapeuten/-innen die Patienten/-innen mit Eis, Kältesprays und Kaltpackungen. Außerdem kommen auch Kältekammern und Kaltwasserbäder zum Einsatz. Dies dient in erster Linie der Linderung akuter und starker Schmerzen und Entzündungen, Schwellungen sowie Krämpfen.
Die Wirkung durch Wärmereize regt hingegen die Durchblutung sowie den Stoffwechsel des Körpergewebes an. Zum Einsatz kommen hierbei Wärmepackungen mit und ohne Moor beziehungsweise Fango, warme Kompressen und Wärmflaschen. Besonders Patienten/-innen mit subakuten und chronisch-entzündlichen Schmerzen beziehungsweise funktionellen Durchblutungsstörungen profitieren von Wärmebehandlungen.
Weitere Therapiemethoden der Physikalischen Therapie
Die Liste an möglichen Physikalischen Therapien ist lang. So können auch Extensionstherapien, beispielsweise mithilfe eines Schlingentisches, Ergotherapien oder Sporttherapien hilfreich sein. Aber auch Lichttherapien – zu denen die Phototherapie, die Heliotherapie und die Lasertherapie zählen – finden im Bereich der Physikalischen Therapie Verwendung. Eine Kombination aus Wärme- und mechanischer Therapie stellt die Ultraschalltherapie dar: Bei dieser Form kommt es durch Schallwellen zu einer Erwärmung und Tiefenbewegung im Gewebe.
Physikalische Therapie – Von wem?
In Österreich dürfen sowohl Fachärzte/-ärztinnen für physikalische Medizin und Rehabilitation, als auch ausgebildete Fachkräfte, wie Physiotherapeuten/-innen, Ergotherapeuten/-innen und Medizinische Masseure/-innen, Physikalische Therapie praktizieren beziehungsweise dabei assistieren. Die Behandlungen finden dann in Krankenhäusern, Rehabilitationszentren, Facharztordinationen, physikalischen Therapiezentren oder Praxen für Physiotherapie statt. Die Kostenübernahme hängt von der jeweiligen Therapiemethodik sowie der Krankenkasse ab, wobei die Kosten für Behandlungen in Physiotherapien seit Jänner 2022 vollständig von den Kassen übernommen werden müssen.
Medizinische/r Masseur/in
Medizinische Masseure/-innen üben ihren Beruf nach ärztlicher Anordnung und unter Aufsicht eines/-r Arztes/Ärztin beziehungsweise eines/-r Angehörigen des physiotherapeutischen Dienstes aus. Behandlungen der Physikalischen Therapie sind je nach Ausbildungsstandort bereits in den Lehrinhalt integriert oder können durch Weiterbildungen erlernt werden. Ein wichtiger Bestandteil ist hier die manuelle Lymphdrainage, die oft in Fortbildungen vermittelt wird. Aber auch Thermotherapien, Ultraschalltherapien und Elektrotherapien kommen in der Behandlung durch Medizinische Masseure/-innen sowie Physiotherapeuten/-innen häufig zum Einsatz.
Physiotherapeut/in
In Österreich ist der Beruf des/-r Physiotherapeuten/-in über eine akademische Ausbildung zu erlernen. Dafür bedarf es eine Matura beziehungsweise einer Studienberechtigungsprüfung. Die Ausbildung dauert dann in der Regel drei Jahre und kann auch dual absolviert werden. Dabei findet das Bachelorstudium meist in Vollzeit statt, wohingegen der Masterstudiengang oft berufsbegleitend angeboten wird. Wie für alle Berufsangehörigen der gehobenen medizinisch-technischen Dienste sind auch Physiotherapeuten/-innen zu 60 Stunden Fortbildung innerhalb von fünf Jahren verpflichtet. Physiotherapeuten/-innen üben beinahe alle Behandlungen der Physikalischen Therapie aus. Meist sind diese Methoden bereits Stoff in der Ausbildung. Teilweise müssen Physiotherapeuten/-innen eine Berechtigung für einzelne Behandlungen durch das Besuchen von Weiterbildungen erwerben.
Passende Stellenangebote finden
Wer noch auf der Suche nach einer Stelle im medizinischen und gesundheitlichen Bereich ist, findet hier auf Medi-Karriere eine große Auswahl beispielsweise an Physiotherapeut/in-Jobs, Stellenangebote für Medizinische Masseure/-innen sowie Stellen in der Therapie.
1. link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-540-33413-2_1 (Abrufdatum: 05.08.2022).
2. www.oegpmr.at/wp-content/uploads/2020/12/Versorgungsstudie_PMR_2015_final.pdf (Abrufdatum: 05.08.2022).
3. www.vienna.at/ab-2022-physiotherapie-in-ganz-oesterreich-auf-kassenkosten/7153180 (Abrufdatum: 05.08.2022).
4. www.boepmr.at/leistungskatalog-des-berufsverbandes-der-oesterreichischen-fachaerzte-fuer-physikalische-medizin-und-rehabilitation/ (Abrufdatum: 05.08.2022).