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Der Oberschenkelhalsbruch ist eine typische Verletzungsfolge bei einem Sturz eines älteren Menschen. Aufgrund der demographischen Entwicklung gehören in vielen Spitälern die Diagnostik und Therapie des Oberschenkelhalsbruchs mittlerweile zu den Standardaufgaben der Orthopädie und Unfallchirurgie. Der folgende Artikel beschreibt den Unfallhergang, nennt Risikokonstellationen, Präventionsmaßnahmen und erläutert die Diagnose, sowie Therapieoptionen des Oberschenkelhalsbruchs.
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Oberschenkelhalsbruch – Definition
Der Oberschenkelhalsbruch heißt im medizinischen Sprachgebrauch auch „Schenkelhalsfraktur“. Bei dieser Verletzung ist nach einem Sturz einer meist älteren Person ein kleiner Abschnitt am oberen Ende des Oberschenkelknochens angerissen, eingestaucht oder vollständig durchtrennt. Der große Knochenschaft, der den Oberschenkel durchzieht und im Kniegelenk mündet, geht nach oben in Richtung des Hüftgelenks in den abgewinkelten Oberschenkelhals (kurz „Schenkelhals“) über. Dieser besitzt an seinem Ende eine kugelige Verdickung, den Hüftkopf. Der Hüftkopf ist über Bandstrukturen mit den Beckenknochen verbunden und bildet gemeinsam mit diesen das Hüftgelenk.
Oberschenkelhalsbruch – Symptome
Ein Oberschenkelhalsbruch kann mit starken, in die Hüfte und das Bein ausstrahlenden Schmerzen einher gehen. Auch Blutergüsse an der Hüfte sind mögliche Sturzfolgen. Diese unsicheren Symptome lassen keine Unterscheidung zwischen einer Prellung und einer knöchernen Verletzung zu. Ein deutlicher Hinweis auf eine Durchtrennung des Schenkelhalses ist eine Verkürzung und Verdrehung des Beines, sodass sich das Bein nicht mehr aktiv bewegen lässt.
Im gesunden Zustand sind die Bandstrukturen im Inneren des Hüftgelenks umeinander gewrungen. Beim Aufrichten straffen sie sich und stabilisieren den Körper im Stand und Gang. Ist der Schenkelhals unterbrochen, reißen die Bänder den unteren Knochenanteil mit und drehen das Bein gegenüber der Hüfte nach außen weg. Weniger eindrucksvoll präsentieren sich eingestauchte Schenkelhalsfrakturen. Hierbei sind Schenkelhals und Hüftkopf zusammengepresst, der übrige Knochen ist jedoch erhalten und ermöglicht teils die schmerzarme Bewegung und Belastung des Beins. Diese Bruchform darf keinesfalls übersehen werden, da sie mit schweren Komplikationen einher gehen kann.
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Oberschenkelhalsbruch – Ursachen
Ein Oberschenkelhalsbruch entsteht meist infolge einer alters- und stoffwechselbedingt geschwächten Knochenarchitektur, die der Belastung durch einen Sturz nicht standhalten kann. Bei jungen Betroffenen mit stabilen Knochenaufbau tritt der Schenkelhalsbruch meist als eine von vielen Verletzungen bei Hochrasanztraumata, wie einem Autounfall oder einem Sturz aus großer Höhe auf.
Körperliche Ursachen
Ältere Menschen besitzen häufig eine schwächere Muskulatur und langsamere Reflexe. Sie können sich bei Stürzen nur schwer abfangen. Zudem wird das Skelett durch erschlaffte Bänder und die niedrige Muskelspannung kaum gestützt. Frauen leiden oft an Osteoporose, einer Erkrankung, welche durch die Hormonumstellung in den Wechseljahren ausgelöst wird. Es entsteht ein Ungleichgewicht zwischen Knochenaufbau und Knochenabbau, wodurch der Knochen zunehmend ausgedünnt und porös wird.
Hohes Alter und verminderte körperliche Aktivität begünstigen ebenfalls den Knochenabbau, daher können auch Männer von Osteoporose betroffen sein. Oft genügen Bagatelltraumen, also Stürze aus geringer Höhe und mit wenig Geschwindigkeit, um einen osteoporotisch veränderten Knochen brechen zu lassen. Erkrankungen, die Stürze begünstigen, sind vorrangig Herzrhythmusstörungen, Demenz, Nierenfunktionsstörungen und beeinträchtigte Sinnesorgane.
Risikofaktoren
Neben körperlichen Gebrechen können Medikamente zu Kreislaufbeschwerden oder einer Störung bzw. Verlangsamung des Flüssigkeitshaushaltes führen und so das Sturz- und Verletzungsrisiko erhöhen. Risikofaktoren in der Wohnung sind rutschige Oberflächen, Stufen und lose Teppiche, sowie eine schlechte Beleuchtung.
Oberschenkelhalsbruch – Diagnosestellung
Selbst wenn kaum Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen vorliegen, kann nach einem Sturz ein Oberschenkelhalsbruch vorliegen. Dieser wird durch ein ärztliches Aufnahmegespräch zum Sturzhergang und eine körperliche Untersuchung festgestellt. Mittels Röntgenuntersuchung und oft einer CT (Computertomographie) oder MRT (Magnetresonanztomographie) werden der Knochenbruch und die Gefäße des Hüftkopfes dargestellt.
Gelegentlich erfolgt ein Knochenbruch ohne Sturz, wenn eine Metastase (Ansiedlung einer Krebserkrankung) oder eine Knochenzyste im Oberschenkelhals vorliegen. Daher empfiehlt sich bei unklarem Schmerz und insbesondere bei plötzlich aufgetretener Bewegungseinschränkung die Rücksprache mit dem Arzt. Um keine Fraktur zu übersehen, sollten ältere Patienten oder Demente auch ohne Schmerzangabe eine ärztliche Abklärung vorziehen.
Oberschenkelhalsbruch – Behandlung
Der selten auftretende eingestauchte Oberschenkelhalsbruch mit erhaltener Durchblutung des Hüftkopfes ist die einzige Bruchform, die gelegentlich konservativ, also ohne Operation, versorgt werden kann. Alle übrigen Brüche, oder solche mit hohem Risiko für Durchblutungsstörungen des Hüftkopfes, müssen umgehend operiert werden, um eine gute Bruchheilung und schnelle Mobilisation zu ermöglichen. Die Wahl des Operationsverfahrens hängt von verschiedenen Faktoren ab und erfolgt meist nach gemeinsamem Abwägen der Vor- und Nachteile mit den Betroffenen.
Hüftkopf-erhaltende Verfahren
Bei jüngeren Patienten mit stabiler Knochenstruktur erfolgt häufig ein hüftkopf-erhaltender Eingriff. Neben Drähten und Nägeln wird dabei oft eine dynamische Hüftschraube durch den Schenkelhals in den Hüftkopf eingebracht und mit einer Metallplatte an der Außenseite des Oberschenkelknochens fixiert. Bereits kurz nach der Operation ist eine Belastung möglich, da die Schraube den Druck abfängt, wobei sie gleichzeitig die Bruchstellen zusammenhält.
Gelenk-ersetzende Verfahren
Osteoporotisch geschwächte Knochen sind oft zu weich, um einen Marknagel oder eine Schraube zu halten, und brechen spätestens bei Wiederaufnahme der Belastung vollständig weg. In diesen Fällen ist eine Totalendoprothese (TEP), ein künstliches Hüftgelenk, die bessere Option. Dessen Bestandteile sind eine Gelenkpfanne und ein künstlicher Hüftkopf und Schenkelhals. Sie werden anstelle des zerstörten Schenkelhalses und Hüftkopfes eingesetzt und mittels Knochenzement im Beckenknochen bzw. Oberschenkelknochen verankert.
TEPs bieten umfassende Bewegungsradien und sind zeitnah belastbar. Zudem halten moderne Implantate oft jahrzehntelang, ein Austausch kann häufig vermieden werden. Ein Gelenkersatz durch die „künstliche Hüfte“ wird auch erforderlich, wenn der Hüftkopf unzureichend durchblutet ist, da er sich in diesen Fällen abbaut.
Wann ist ein Krankenhausaufenthalt erforderlich
Ein Krankenhausaufenthalt ist immer dann unvermeidbar, wenn ein instabiler Bruch operativ versorgt werden muss. Dies ist bei Oberschenkelhalsbrüchen leider zumeist der Fall.
Mögliche Komplikationen
Offene Operationen und insbesondere die Einbringung von Fremdmaterialien in den Körper bergen das Risiko von Infektionen. Auch nach Jahren können beispielsweise bei Zahnreinigungen Bakterien in die Blutbahn gelangen und hartnäckige Entzündungen an den Implantaten hervorrufen. Während der Operation können gelegentlich Nerven und Blutgefäße verletzt werden. Wundheilungsprozesse im Körper und eine eingeschränkte Mobilität erhöhen das Risiko für Beinvenenthrombosen, daher werden häufig blutverdünnende Medikamente verabreicht und Thrombosestrümpfe getragen, bis das Bein wieder gut belastbar ist.
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Oberschenkelhalsbruch – Nachsorge und Prognose
Die beste Heilungsprognose für den Oberschenkelhalsbruch ergibt sich aus einem frühen Operationszeitpunkt bei ansonsten stabilem Gesundheitszustand der Betroffenen. Auch eine gute Nachsorge und Reha sind entscheidend für den Therapieerfolg.
Reha
Wenn nach röntgenologischer Kontrolle das Hüftgelenk ausreichen stabil für die Belastung erscheint, wird noch während des etwa zweiwöchigen Aufenthaltes im Spital mit der Physiotherapie oder Bewegungstherapie begonnen. Hierbei erlangen die Patienten allmählich ein Gefühl für die Bewegungsradien der „neuen“ oder reparierten Hüfte. Mit zunehmendem Vertrauen in die Tragfähigkeit des Gelenks und wiederkehrender Muskelkraft geht es dann in die Rehabilitation.
Pflegestufe
Besteht bereits vor dem Schenkelhalsbruch eine altersbedingte Gebrechlichkeit oder Demenz, so führt die Verletzung trotz operativer Versorgung meist zur dauerhaften Pflegebedürftigkeit. Die Betroffenen kommen wörtlich nicht mehr „auf die Beine“. Pflegehilfsmittel für eine einfache Mobilisierung und Lagerung der Betroffenen können helfen, das Risiko für das Auftreten von Folgekrankheiten zu reduzieren.
Oberschenkelhalsbruch – Prävention
Nicht jeder Sturz im Alter führt zum Oberschenkelhalsbruch. Darüber hinaus kann mit einfachen Methoden das Risiko für Stürze und schwere Verletzungen erheblich gesenkt werden. Bei Frauen nach der Menopause muss die Knochendichte kontrolliert werden. Auch sehr alte Patienten weisen oft eine geschwächte Knochenstruktur auf. Regelmäßige körperliche Aktivität fördert bei ausreichender Versorgung mit Calcium und Vitamin D das Knochenwachstum. Gleichzeitig wird die Muskulatur gestärkt und das Gangbild stabilisiert.
Sinnesorgane und Nervensystem sollten störungsfrei funktionieren und Medikamente gemieden werden, die Schläfrigkeit, niedrigen Blutdruck oder Unterzuckerungen auslösen können. Schuhwerk und Wohnumfeld müssen einen sicheren Gang ermöglichen, Stolperfallen sollten entfernt und glatte Böden mit Anti-Rutsch-Matten gesichert werden. Haltegriffe im Haus bieten zusätzliche Sicherheit.
Passende Jobs
Passende Jobs in der Orthopädie und Unfallchirurgie finden sich bei Medi-Karriere. Hier gibt es Jobs als Orthopädietechniker, Jobs als Physiotherapeut und Stellen als Facharzt.
- Hüftschraube als kostengünstige Alternative zum Marknagel?, https://www.aerztezeitung.de/... (Abrufdatum: 23.01.2024)
- Oberschenkelbruch oder Oberschenkelhalsbruch?, https://www.marlovits.at/... (Abrufdatum: 23.01.2024)
- Oberschenkelhalsbruch, https://www.gesundheit.gv.at/... (Abrufdatum: 23.01.2024)
- Oberschenkelhalsbruch im Alter, https://www.pflege.de/... (Abrufdatum: 23.01.2024)
- Oberschenkelhalsbruch: Ursachen, Therapie, https://www.netdoktor.at/... (Abrufdatum: 23.01.2024)