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Die Parkinson-Krankheit ist auch als Morbus Parkinson, idiopathisches Parkinson-Syndrom oder umgangssprachlich Schüttelkrankheit bekannt. Erkennen lässt sie sich an ihren charakteristischen Symptomen, zu denen Akinesie (Bewegungsarmut), Rigor (Muskelstarre) und Tremor (Muskelzittern) zählen. Morbus Parkinson entwickelt sich sehr langsam und ist unheilbar. Jahre vor dem Ausbruch motorischer Krankheitszeichen treten bei Betroffenen erste Symptome wie ein gestörter Geruchssinn, Stimmungsschwankungen und Verstopfung auf. In der REM-Schlafphase schreien oder schlagen Betroffene wild um sich.
Morbus Parkinson ist eine idiopathische Erkrankung. Das heißt, dass sie keine bekannten genetischen oder äußeren Ursachen hat. Es kann jedoch auch vorkommen, dass ein bestimmter Auslöser vorliegt. In diesem Fall ist von einem sekundären oder symptomatischen Parkinson-Syndrom die Rede. Die Ursache für Parkinson liegt in einem Dopaminmangel, der durch ein Absterben der Neuronen in der Substantia nigra, einem dunkel gefärbten Kernkomplex im Mittelhirn, hervorgerufen wird. Obwohl Parkinson nach wie vor unheilbar ist, kann die Krankheit hinausgezögert und teilweise gebremst werden. Heutzutage wird Morbus Parkinson medikamentös behandelt. Außerdem kann Sport den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen.
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Zur Geschichte des Parkinson-Syndroms
Die Erkrankung ist nach dem englischen Arzt James Parkinson benannt, der sie in seiner “Abhandlung über die Schüttellähmung” aus dem Jahr 1817 beschrieb. 1884 sprach der französische Neurologe Jean-Martin Charcot erstmals von der “Parkinsonschen Krankheit”. Parkinson vermutete, dass eine Störung des Rückenmarks im Halswirbelbereich für die von ihm beschriebene Krankheit verantwortlich war. 1960 konnte der schwedische Pharmakologe Arvid Carlsson diese Hypothese erfolgreich widerlegen.
Wer ist am häufigsten von Parkinson betroffen?
Die Inzidenz des Parkinson-Syndroms beträgt ein bis zwei Krankheitsfälle von 1.000 Personen. Lange Zeit wurde angenommen, dass Männer stärker betroffen sind als Frauen. Mittlerweile geht man jedoch davon aus, dass das Erkrankungsrisiko für beide Geschlechter gleich groß ist, wobei die Frage nach wie vor nicht endgültig geklärt ist. Nach Alzheimer ist Parkinson die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung. Weltweit leiden rund sechs Millionen Menschen an der Krankheit; in Österreich sind es ungefähr 20.000. Bei der Prävalenz (Erkrankungshäufigkeit) macht sich weltweit eine breite Streuung bemerkbar: Im Süden Italiens kommt die Erkrankung oft vor, in China hingegen verhältnismäßig selten.
Mit steigendem Alter steigt auch das Risiko, an Parkinson zu erkranken. In der Regel entwickelt sich die Krankheit im Lebensalter von 50 bis 60 Jahren. Tritt die Erkrankung vor dem 40. Lebensjahr ein, ist von “Early Onset Parkinson‘s Disease” (“früh beginnende Parkinson-Krankheit“) die Rede. Es gibt auch Fälle, bei denen die Erkrankung noch vor dem 21. Lebensjahr auftritt. Dieses Krankheitsbild wird als juvenile Parkinson-Krankheit bezeichnet.
Die Lebenserwartung wird durch die Erkrankung nicht beeinträchtigt. Allerdings ist die Letalität (Sterblichkeit) von jüngeren Betroffenen höher als diejenige von Menschen, bei denen Morbus Parkinson erst im fortgeschrittenen Alter eintritt. Im Vergleich zu früher ist die Erkrankungshäufigkeit gestiegen. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass die Bevölkerung im Durchschnitt immer älter wird. Da das Risiko für Parkinson altersabhängig ist, steigt mit zunehmendem Alter auch die Anzahl der Fälle.
Wie äußert sich die Parkinson-Krankheit?
Das Leitsymptom des Morbus Parkinson ist eine allgemeine Verlangsamung der Bewegungen, die als Hypokinese oder auch Bradykinese bezeichnet wird. Mit der Zeit führt diese zu einer Bewegungsstarre (Akinese). Bei vielen Betroffenen macht sich ein verringerter mimischer Ausdruck (Hypomimie) bemerkbar, in einigen Fällen kommt es sogar zu einem kompletten Verlust des Gesichtsausdruckes (Amimie). Das Schriftbild wird kleiner, das Gangbild kleinschrittiger. In unterschiedlicher Ausprägung lassen sich die folgenden Kardinalsymptome beobachten:
- Rigor
- Tremor
- Posturale Instabilität
Rigor
Unter Rigor versteht man Muskelstarre oder Muskelsteifigkeit. Der Muskeltonus (Ruhespannung) ist erhöht, da eine zentral gesteuerte, gleichzeitige Aktivierung von Muskeln und ihren Gegenspielern eintritt. Diese Aktivierung nennt man auch Agonisten-Antagonisten-Koaktivierung. Werden die Gliedmaßen passiv bewegt, kommt es zum sogenannten Zahnradphänomen, bei dem der bewegte Körperteil ruckartig nachgibt.
Tremor
Der Tremor äußert sich in Zitterbewegungen, die vor allem im Ruhezustand eintreten. Selbst wenn Betroffene versuchen, die Hände ruhig zu halten, bewegen sich die Finger dennoch in einem gleichmäßigen Rhythmus. Am häufigsten zittern bei Morbus Parkinson die Hände, doch kann sich der Tremor auch auf Füße und Kiefer ausweiten.
Posturale Instabilität
Die posturale Instabilität (Haltungsinstabilität) ist eines der auffälligsten Symptome des Morbus Parkinson. Bei gesunden Menschen werden die Bewegungen des Körpers automatisch ausbalanciert. Da Menschen, die das idiopathische Parkinson-Syndrom haben, ist die Aktivität der Basalganglien beeinträchtigt. Es treten die nötigen Reflexe nicht ein, um die Bewegungen zu “fangen”. Der Gang ist unsicher, die Körperhaltung gebückt. Im späteren Verlauf der Erkrankung fällt Betroffenen das Gehen immer schwerer. Richtungsänderungen sowie das Überwinden kleinerer Hindernisse sind kaum möglich.
Weitere Symptome von Parkinson
Bei der Diagnose von Morbus Parkinson wird darauf geachtet, dass das Leitsymptom Akinese in Kombination mit mindestens einem der drei Kardinalsymptome (Rigor, Tremor, posturale Instabilität) auftritt. Neben den Kardinalsymptomen können weitere Krankheitszeichen auftreten, die je nach Person mehr oder weniger stark ausgeprägt sind. Obwohl diese Symptome für die Erkrankung typisch sind, müssen sie nicht zwingend vorkommen. Diese fakultativen Symptome sind:
- Missempfindungen (Dysästhesie) und Schmerzen, vor allem im Rücken und Nacken sowie an den Armen und Beinen
- Vegetative Symptome wie Störungen der Blutdruck- und Wärmeregulation, Darm- und Blasenfunktionsstörungen, fettige Gesichtshaut (Salbengesicht)
- Schlafstörungen
- Konzentrationsstörungen
- Nachlassen der geistigen Fähigkeiten bis hin zur Demenz im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung
- Anosmie (Verlust des Geruchssinns)
Aus der Gesamtheit der oben genannten Symptome ergibt sich das für Parkinson typische Krankheitsbild. Patienten/-innen bewegen sich in gebückter Haltung nur sehr langsam und in kleinen Schritten voran. Das Gleichgewicht ist gestört, denn Betroffene zeigen eine erhöhte Fallneigung. Die Bewegungen wirken steif, das Gesicht maskenhaft. Auch im Ruhezustand zittern die Hände.
Wie wird Parkinson diagnostiziert?
Bei einem Verdacht auf die Erkrankung wird die Diagnose des Parkinson-Syndroms durch eine/n Arzt/Ärztin gestellt. Im Rahmen einer neurologischen Untersuchung erfolgen verschiedene Tests mit Nachweis auf die für die Erkrankung typischen Symptome. In der Ruhephase der Erkrankung oder bei einer Unsicherheit in Bezug auf die Beschwerden können weitere Untersuchungen hilfreich sein.
Der Arzneistoff L-Dopa (Levodopa) – eine Vorläufersubstanz von Dopamin – wird verabreicht. Setzt sich nach Verabreichung des Präparats eine Besserung ein, geht man von einer Parkinson–Erkrankung aus. Darüber hinaus können auch bildgebende Verfahren wie MRT, eine transkranielle Sonografie oder ein DaTSCAN zum Einsatz kommen. Sie erlauben es, gezielt bestimmte Regionen und Nervenzellen im Gehirn zu visualisieren.
Wie macht sich ein Parkinson-Schub bemerkbar?
Im Gegensatz zu Erkrankungen wie Multipler Sklerose erfolgt Parkinson nicht in Schüben. Die Krankheit schreitet nur sehr langsam voran. Zur Beschreibung des Krankheitsverlaufes wird in der Regel die 1967 entwickelte Skala nach Hoehn / Yahr herangezogen. Sie teilt Morbus Parkinson in fünf Stadien ein, wobei jedes Stadium zwei bis fünf Jahre dauert.
Stadium | Erklärung |
0 | Keine Anzeichen |
1 | einseitig |
1,5 | einseitig und axiale Beteiligung |
2 | beidseitig, keine Gleichgewichtsstörungen |
2,5 | beidseitig leicht, Ausgleich beim Zugtest |
3 | beidseitig mäßig, Haltungsinstabilität leicht, körperliche Unabhängigkeit |
4 | Behinderung stark, Gehen und Stehen ohne Hilfe möglich |
5 | Rollstuhl oder bettlägerig ohne Hilfe |
Im Frühstadium lässt sich die Krankheit mit Medikamenten so weit eindämmen, dass die Beschwerden entweder deutlich gelindert werden oder vorübergehend sogar verschwinden. Durch das Fortschreiten der Erkrankung werden die Nervenzellen des Gehirns jedoch weiter geschädigt, sodass die Medikamente nach einer gewissen Zeit keine Wirkung mehr zeigen. Die Beschwerden schwanken dann zwischen ausgeprägter Akinesie und normaler Beweglichkeit, was auch als Off- bzw. On-Phase bezeichnet wird.
Was ist die Ursache für eine Parkinson–Erkrankung?
Die Ätiologie (Gesamtheit der Ursachen) der Parkinson-Krankheit weist auf einen Dopaminmangel hin. Dieser wird dadurch verursacht, dass die Nervenzellen in der Pars compacta der Substantia nigra (“schwarze Substanz”) im Mittelhirn absterben. In der Substantia nigra befinden sich Neuronen, die Dopamin erzeugen.. Es entstehen Beeinträchtigungen des Nervensystems. Der Verlust der dopaminergen Nervenzellen verursacht einen Dopamin-Mangel. Zunächst gleicht der Körper diesen Mangel aus. Die ersten Krankheitszeichen setzen dann ein, wenn rund 55 bis 60 % der Nervenzellen abgestorben sind.
Der Botenstoff Dopamin sorgt unter anderem für die Übertragung elektrischer Impulse aus dem Gehirn zu den Muskeln. Wenn diese Wirkung ausbleibt, sind Bewegungen, Koordination und Gleichgewicht gestört. Durch den sehr niedrigen Dopamin-Spiegel gerät das empfindliche Gleichgewicht der Neurotransmitter aus den Fugen. So steigt beispielsweise der Acetylcholinspiegel. Mittlerweile vermuten Experten/-innen, dass dieses Ungleichgewicht der Grund für Tremor und Rigor ist.
Die häufigste Form der Erkrankung wird als idiopathisches Parkinson-Syndrom bezeichnet. Unter einer idiopathischen Krankheit versteht man eine, für die man keine Ursache finden kann. In diesem Fall sind die Ursachen für das Absterben der Nervenzellen im Gehirn unklar.
Das erblich bedingte Parkinson-Syndrom ist selten anzutreffen und macht lediglich 0,6 % aller Fälle aus. Es handelt sich um ein sogenanntes monogenetisches Syndrom, das eine Mutation in einem bestimmten Gen verursacht. Da diese Gene vererbt werden, ist auch die Parkinson-Krankheit vererbbar.
Anders als beim idiopathischen Parkinson-Syndrom liegen dem sekundären Parkinson-Syndrom klare Ursachen zugrunde. Es kann beispielsweise durch bestimmte Medikamente wie Dopamin-Antagonisten oder Neuroleptika hervorgerufen werden. Darüber hinaus können Parkinson-Symptome auch infolge von Neurotoxinen auftreten, die die Substantia nigra schädigen. Erkrankungen wie Hirntumoren, eine Unterfunktion der Nebenschilddrüse und Morbus Wilson (Kupferspeicherkrankheit) können ebenfalls das sekundäre Parkinson-Syndrom auslösen.
Wie kann Parkinson behandelt werden?
Parkinson ist eine unheilbare Krankheit, deren Ursache nicht behandelt werden kann. Es ist nicht möglich, die Degeneration der Nervenzellen in der Substantia nigra zu verhindern bzw. aufzuhalten. Allerdings stehen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung, um die Symptome der Erkrankung zu lindern und die Krankheit für die Betroffenen erträglich zu machen. Bei der Behandlung von Morbus Parkinson werden Medikamente eingesetzt. Im fortgeschrittenen Stadium werden in der Regel mehrere Präparate kombiniert. Im Anfangsstadium ist oftmals gar keine Behandlung nötig. Regelmäßiger Sport und eine gesunde Lebensführung können einen positiven Einfluss auf den Verlauf der Krankheit haben.
Arzneimittel L-Dopa
Das wichtigste Arzneimittel im Kampf gegen Parkinson ist L-Dopa. Bei diesem Stoff handelt es sich um eine Vorstufe bzw. ein Propharmakon/Prodrug des Botenstoffes Dopamin. Ein Propharmakon ist ein nicht oder wenig aktiver pharmakologischer Stoff, der erst nach der Einnahme im Körper durch den Stoffwechsel in einen Metaboliten – einen aktiven Wirkstoff – umgewandelt wird. Wenn Betroffene über einen längeren Zeitraum hinweg L-Dopa einnehmen, kann es zu Wirkungsschwankungen kommen. In solchen Fällen muss die Dosierung angepasst werden.
Neben L-Dopa kommen sogenannte Dopaminagonisten zum Einsatz, die die Dopaminrezeptoren stimulieren und eine dopaminähnliche Wirkung haben. Patienten/-innen, die jünger als 70 Jahre sind, erhalten in der Regel Dopaminagonisten, um das Auftreten von Störungen der Bewegungsfähigkeit zu verzögern.
Mithilfe von MAO-B-Hemmern wird der Dopaminabbau verlangsamt. Diese Medikamente sind in ihrer Wirkung weniger stark als L-Dopa und Dopaminagonisten, sodass sie nur in den Frühstadien der Krankheit verabreicht werden.
Die medikamentöse Behandlung kann zudem Anticholinergika und COMT-Hemmer umfassen. Anticholinergika unterdrücken den Botenstoff Acetylcholin, der bei Parkinson im Überschuss vorhanden ist. COMT-Hemmer blockieren die Wirkung des Enzyms Catechol-O-Methyltransferase, das Dopamin abbaut.
Weitere Medikamente
Neben der medikamentösen Therapie gibt es auch alternative Behandlungsmethoden, die komplementär zur Bekämpfung von Parkinson-Symptomen in Betracht kommen. Zu diesen Methoden zählen Ergotherapie, Physiotherapie und Logopädie. Aktuell wird in der Forschung an Gentherapien und der Implantation fetalen Hirngewebes geforscht. Die Parkinson-Gesellschaft informiert beständig über die neusten Erkenntnisse.
Was passiert, wenn die Erkrankung unbehandelt bleibt?
An sich ist Parkinson keine lebensbedrohliche Krankheit. Viele Menschen merken zuerst nicht, dass sie an Morbus Parkinson leiden. Ein Verdacht setzt sich in der Regel erst dann ein, wenn die Symptome die/den Patienten/-in im Alltag einschränken. Ohne die Einnahme von Medikamenten äußern sich Krankheitszeichen wie Muskelzittern und -starre viel stärker. Die Lebensqualität der Betroffenen ist viel geringer, als es bei einer medikamentösen Therapie der Fall wäre. Aufgrund der erhöhten Sturzgefahr sind Patienten/-innen einem hohen Risiko ausgesetzt. Nicht selten werden Betroffene bettlägerig, wodurch sich die Lebenserwartung drastisch verringert. Egal, ob die Krankheit behandelt wird oder nicht: Im Endstadium sind die meisten Betroffenen auf Hilfe angewiesen. Beim unbehandelten Morbus Parkinson kommt es in einem niedrigeren Lebensalter zu Pflegebedürftigkeit.
Welche Pflegestufe gibt es bei Parkinson?
Die entsprechende Pflegestufe von Patienten/-innen in Parkinson-Therapie und mit Parkinson hängt vom jeweiligen Ausmaß der Erkrankung ab. Für die Einstufung ausschlaggebend ist der Pflegebedarf, der in Stunden pro Monat ausgedrückt wird. Bei Pflegestufe 1 sind es 65 Stunden pro Monat, bei der höchsten Pflegestufe (Pflegestufe 5) 180 Stunden. Ein Antrag auf Pflegegeld muss beim Versicherungsträger gestellt werden. Ein/e Arzt/Ärztin stellt die Pflegestufe fest.
Passende Stellenangebote finden
Hier auf der Medi-Karriere-Webseite gibt es eine Stellenbörse für Gesundheitsberufe. Daher findet man dort zum Beispiel Arzt-Stellenangebote, Logopäde-Jobs sowie Stellen als Ergotherapeut.
1. Neurologienetz, Skalen Hoehn, Yahr, https://www.neurologienetz.de/... (Abrufdatum: 28.03.2023).