Inhaltsverzeichnis
Die Bewegungstherapie kommt sowohl nach Unfällen, als auch zur Unterstützung in der Therapie chronischer Erkrankungen zum Einsatz. Sie wird in der Regel von Physiotherapeuten/-innen durchgeführt. Der folgende Artikel schildert Anwendungsbereiche und Inhalte der Bewegungstherapie und zeigt deren Nutzen und Grenzen auf. Neben verschiedenen Krankheitsbildern und Behandlungsmöglichkeiten wird auch auf Kosten, Gehalt und Weiterbildungsmöglichkeiten eingegangen.
Inhaltsverzeichnis
Bewegungstherapie – Definition und Herkunft
Die Bewegungstherapie hat sich neben der physikalischen Therapie als zweites großes Teilgebiet der Physiotherapie etabliert. Bei dieser Therapieform liegt der Fokus auf dem Erlernen oder Wiedererlernen (zum Beispiel nach einem Unfall) von Bewegungsmustern. Die Förderung von Mobilität, Koordination und Kondition spielt dabei eine zentrale Rolle. Bewegungstherapeuten/-innen machen sich verschiedene Methoden aus der Krankengymnastik und der manuellen Therapie zu Nutze.
Bewegungstherapie – Zahlen, Daten, Fakten
Zum Ausüben von Bewegungstherapie ist keine spezielle Zusatzausbildung nötig. Diese Behandlungsform kann grundsätzlich von jedem/-r der etwa 10.000 Physiotherapeuten/-innen in Österreich angeboten werden. Meist verordnen Ärzte/-innen initial sieben bis zehn Behandlungseinheiten, deren Abstände von der körperlichen Fitness des/-r Patienten/in abhängen und mit dem/-r Therapeuten/-in festgelegt werden. Weitere Behandlungsserien können je nach Bedarf angehängt werden.
Die Verordnung erfolgt meist im Anschluss an eine orthopädische Untersuchung. Aufgrund der demographischen Entwicklung mit einer kontinuierlich alternden Bevölkerung ist davon auszugehen, dass der Stellenwert dieser Therapieform zukünftig immer weiter ansteigen wird. Auch das gestiegene Mobilitätsbedürfnis der Gesellschaft ist hier zu beachten: Da es zu immer mehr Unfällen auf Straßen oder in der Natur kommt, sind diese Fachkräfte künftig noch stärker gefragt.
Bewegungstherapie – Aufgaben
Das Ziel der Bewegungstherapie ist die Förderung der individuellen motorischen Fähigkeiten, die zur Bewältigung eines oder mehrerer vorliegender Krankheitsbilder notwendig sind. Hierzu müssen die Patienten/-innen lernen, ihren Körper bewusst wahrzunehmen. Durch stetige körperliche Aktivität kommt es im optimalen Fall neben einem Gewichtsverlust zu einer allgemeinen Antriebssteigerung und mehr Freude an Bewegung. Diese Therapieform kann sich auch günstig auf psychische Erkrankungen auswirken.
Diagnosestellung
In der Regel wird im Rahmen der körperlichen Untersuchung ein Krankheitsbild oder eine Verknüpfung von Beeinträchtigungen diagnostiziert, für deren Behandlung sich die Bewegungstherapie eignen kann. Durch den/-ie behandelnde/n Arzt / Ärztin erfolgt dann eine entsprechende Verordnung vor dem Hintergrund der bestehenden Diagnose.
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Bewegungstherapie – Behandlung und Therapie
Die Bewegungstherapie kann aufgrund der Vielzahl an Behandlungsmöglichkeiten bei Krankheitsbildern sämtlicher medizinischer Fachbereiche zum Einsatz kommen. Lediglich bei akuten, unbehandelten Knochenbrüchen, Krebserkrankungen an der Schädelbasis, traumatischen Querschnittsverletzungen und hochfieberhaften Infekten ist die Anwendung nicht empfohlen. Die Therapieform wird häufig in Kleingruppen ausgeführt, was die Motivation der Teilnehmenden begünstigen und ihre soziale Kompetenz stärken soll.
Krankheitsbilder
Häufig kommt Bewegungstherapie bei orthopädischen Krankheitsbildern an der Wirbelsäule oder den großen Gelenken zum Einsatz. Die Stabilisierung von Muskeln und Bändern entlastet den Bewegungsapparat. Bei chronischen Krankheiten von Herz und Lunge, sowie bei thoraxchirurgischen Eingriffen (im Brustkorb) kann die Bewegungstherapie helfen, die Atemmuster zu verbessern und die Kondition zu stärken.
Dabei kommen auch die positiven Effekte der Behandlung auf psychische Erkrankungen zum Tragen. Sie unterstützen die Betroffenen bei der Bewältigung der emotionalen Belastungen durch schwere Operationen oder die Verarbeitung von Unfallhergängen, was sich vorteilhaft auf die körperliche Genesung auswirkt.
Neurologische Erkrankungen, wie Schlaganfälle und die Parkinson-Krankheit, gehen häufig mit Störungen der Bewegungsabläufe einher. Vor allem dynamische Bewegungsabläufe können die Regeneration von Nervenzellen fördern und die Ausbildung neuer neuronaler Verbindungen anregen. Auch Inkontinenz infolge einer Beckenbodenschwäche kann durch eine adäquate Bewegungstherapie gemildert werden. Wichtig ist hierbei die regelmäßige und korrekte Ausführung der Bewegungsmuster über das Ende der Therapie hinaus.
Behandlung
In der Bewegungstherapie kommen viele verschiedene Aktivitäten und Sportarten zum Einsatz. Bei der Auswahl der für den/-ie Patienten/-in passende Therapie werden sowohl die körperlichen Voraussetzungen, als auch persönliche Präferenzen beachtet, um auch im Anschluss an die akute Therapiephase die Motivation der Teilnehmer/innen zu erhalten. Während einige Sportarten und Bewegungsabläufe aus dem Bereich Pilates, Yoga und Gymnastik vor allem den Kraftaufbau und die Konzentration fördern, wird das Herz-Kreislauf-System bei Ballsportarten oder dem Tanzen angeregt.
Zur Steigerung des Bewegungsumfangs sind Post-Isometrische Relaxationstechniken sinnvoll, bei denen bis in den Bereich der Bewegungseinschränkung gearbeitet und dort dann immer wieder angespannt und entspannt wird. Bei der manuellen Therapie werden gezielt beeinträchtigte Strukturen, zum Beispiel Gelenke, angesprochen und durch den/-ie Therapeuten/-in mobilisiert.
Eine weitere Behandlungsform ist die propriozeptive neuromuskuläre Fazilitation. Diese arbeitet mit Dehnungs-, Druck- und Zugreizen an den Dehnungsrezeptoren. Sie führt über einen Reflexbogen zu einer Aktivierung der nachgeschalteten Muskulatur, welche durch den/-ie Therapeuten/-in unterstützt wird. Auf die Reflexe bzw. das Nervensystem zielen auch Bewegungskonzepte nach Bobath oder Vojta an, die dem Gehirn helfen, „vergessene“ Bewegungsmuster wieder zu aktivieren und so zum Beispiel gelähmte Körperteile nach einem Schlaganfall wieder nutzbar zu machen. Auch Gerätetraining, Bänder und Hanteln werden im Rahmen des Trainings genutzt.
Nutzen und Risiken von Bewegungstherapie
Bewegungstherapie wirkt sich sehr positiv auf das psychische und physische Wohlbefinden der Patienten/-innen aus. Durch eine gesteigerte Selbstwahrnehmung fällt es ihnen leichter, im Alltag aktiv zu werden, sich zu bewegen und regelmäßig sportlich zu betätigen. Da diese Therapieform häufig auf Gruppensportarten setzt, fördert sie auch die Fähigkeit zur sozialen Interaktion und Kommunikation. Bei chronischen Erkrankungen kann die Bewegungstherapie helfen, Schmerzen zu lindern, was sich ebenfalls günstig auf die Psyche und die Teilnahme im Alltag auswirkt.
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Bewegungstherapie – Kosten
Wenn eine medizinische Begründung zur Anwendung der Bewegungstherapie vorliegt, wird sie in der Regel von der Gesundheitskasse übernommen, sofern hierzu Angebote von Vertragstherapeuten/-innen genutzt werden. Bei privaten Leistungen oder der Inanspruchnahme von Wahltherapeuten/-innen ist die Kostenübernahme abhängig vom Angebot der jeweiligen Kasse.
Bewegungstherapie – Gehalt
Bewegungstherapie wird in der Regel von Physiotherapeuten/-innen durchgeführt. Das Gehalt der Fachkräfte schwankt in Abhängigkeit von den bestehenden Kollektivverträgen um 2.500 bis 2.600 Euro brutto im Monat. Eine hohe berufliche Qualifikation und längere Berufserfahrung wirken sich positiv auf das Gehalt aus.
Bewegungstherapie – Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten
Fort- und Weiterbildung in der Bewegungstherapie umfassen Spezialisierungen, beispielsweise auf die Behandlung von geriatrischen Patienten/-innen oder auf die Sporttherapie. Insbesondere im Themenbereich Fitness und Freizeit ergibt sich häufig der Weg in die Selbstständigkeit.
Passende Jobs
Passende Jobs in der Bewegungstherapie bietet Medi-Karriere. Hier gibt es Jobs für Bewegungstherapeuten/-innen, Jobs für Physiotherapeuten/-innen und weitere Therapie-Stellen.
- Gehaltsordnung Ambulatorien für Physikalische Therapie, Angestellte und Arbeiter/innen, https://www.wko.at/... (Abrufdatum: 18.11.2023)
- Rahmenvereinbarung von Physio Austria mit der ÖGK, https://www.wko.at/... (Abrufdatum: 18.11.2023)
- Bewegungstherapie: Methoden und Anwendung, https://www.netdoktor.at/... (Abrufdatum: 18.11.2023)
- Bewegungstherapie, https://www.gesundheit.gv.at/... (Abrufdatum: 18.11.2023)
- Bewegungstherapie, https://www.psych.mpg.de/... (Abrufdatum: 18.11.2023)
- Bewegungstherapie: Schmerzen durch Physiotherapie lindern, https://www.meinmed.at/... (Abrufdatum: 18.11.2023)