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Die inhalative Verabreichung von Medikamenten ist weltweit die bedeutendste Therapieform zur Behandlung von obstruktiven Atemwegserkrankungen wie Asthma bronchiale und COPD. Zur Inhalation stehen zahlreiche Wirkstoffe zur Verfügung, die zum Einen die Entzündung in den Bronchien behandeln und zum Anderen vor allem die verengten Bronchien erweitern sollen.
Eine Inhalationstherapie kann aber nur dann erfolgreich sein, wenn die richtigen Wirkstoffe ausgewählt werden, diese Wirkstoffe mit dem individuell am besten geeigneten Inhalationssystem inhaliert werden, die Inhalationstechnik korrekt ist und die Inhalationen auch tatsächlich wie vom Arzt vorgegeben regelmäßig durchgeführt werden. Dieser Beitrag beleuchtet alles Wissenswerte rund um die Inhalationstherapie.
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Inhalationstherapie – Definition und Herkunft
Als Inhalation oder Inhalieren (von lat. „inhalare“ = anhauchen) wird das Einatmen gasförmiger Wirkstoffe oder Aerosole bezeichnet. Es handelt sich um eine Behandlungsform, mit der sich Atemwegserkrankungen topisch (in diesem Fall direkt in der Lunge und den zuführenden Atemwegen) therapieren lassen.
Die Geschichte der Inhalationstherapie reicht bis in die Antike zurück. Bereits die Griechen kannten die heilsame Wirkung eines Aufenthaltes in salzhaltiger Luft am Meer. Die moderne Inhalationstherapie hingegen begann 1956 mit der Einführung eines handausgelösten, treibgasbetriebenen Inhalationsgeräts, das 1971 um den ersten Pulverinhalator erweitert wurde. Heute unterscheidet man grundsätzlich zwischen zwei Verfahren: (a) Inhalation zur Befeuchtung der Atemwegsschleimhaut und (b) Inhalation zur Verabreichung von Medikamenten.
Inhalationstherapie – Wirkung
Die Inhalationstherapie wird als ergänzende Therapieform von Erkrankungen der Bronchien und der Lunge angewendet. Das Ziel ist, Entzündungen zu hemmen, Schleim zu lösen und den Abtransport anzuregen, Verkrampfungen der Bronchien zu lösen und Atemnot zu lindern. Dabei spielt die Partikelgröße eine entscheidende Rolle für die Wirkung der Therapie, denn sie bestimmt die Eindringtiefe und damit den konkreten Wirkort der Medikamente. Demnach sollten Partikel kleiner als 0,5 Mykrometer sein.
Inhalationstherapie – Einsatzgebiete
Bei den folgenden akuten und chronischen Atemwegserkrankungen hat sich das Inhalieren bewährt:
- Asthma bronchiale
- Pseudokrupp
- Bronchitis und andere Erkrankungen der oberen Luftwege
- Erkrankungen des Lungengewebes und Bronchiektasen
- COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung)
- Mukoviszidose (Zystische Fibrose)
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Inhalationstherapie – Behandlung und Therapie
Eine Inhalationstherapie kann sowohl ambulant als auch stationär durchgeführt werden. Weil es aber durchaus eine Zeit dauern kann, die richtige Inhaliertechnik zu beherrschen, ist von einem ständigen Wechsel zwischen unterschiedlichen Inhaliersystemen abzuraten.
Inhalationssysteme
Die derzeit zur Verfügung stehenden Inhalationssysteme gliedern sich grob in drei große Gruppen: die treibgasbetriebenen Aerosole, die Trockenpulverinhalatoren und die Vernebler. Daneben gibt es die Doppelstrahlimpaktionsinhalatoren, die als Neuentwicklung auf dem Markt eine Sonderstellung zwischen Vernebler und Dosieraerosol innehalten.
Dosieraerosole
Treibgasbetriebene Dosieraerosole (Foster, Salbulair) sind derzeit die am meisten eingesetzten Inhalationssysteme. Dabei wird das Medikament in Form eines Sprühstoßes freigesetzt. Die größte Schwierigkeit bei der Anwendung solcher Dosieraerosole liegt vor allem in der exakten Koordination zwischen Auslösung eines Sprühstoßes und der Einatmung. Weil das Aerosol zeitgleich mit dem Auslösen des Sprühstoßes eingeatmet werden muss, und das Medikament mit hoher Geschwindigkeit freigegeben wird, kommt es oft zu Schwierigkeiten bei Patienten, die Koordinationsprobleme oder ein vermindertes Einatmungsvolumen haben.
Trockenpulverinhalatoren
Bei Trockenpulverinhalatoren (Diskus, Turbohaler) hingegen wird nur die pulverisierte Wirksubstanz eines Medikaments ohne zusätzliches Treibgas inhaliert. Das Pulver wird durch Einatmung aus dem Inhalator freigesetzt. Bei diesem System ist nicht die Koordination des Patienten das Hauptproblem, sondern das Erreichen eines ausreichend starken Atemzugs, um eine genügend große Menge an Wirkstoff in das Bronchialsystem eindringen zu lassen. Für Kinder und schwer erkrankte Patienten sind Pulverinhalatoren daher nur bedingt geeignet. Zudem beschränkt sich die Auswahl der für Trockeninhalatoren zur Verfügung stehenden Arzneisubstanzen derzeit auf erweiternde und entzündungshemmende Wirkstoffe.
Vernebler
Bei der Feuchtinhalation mittels Ultraschall- oder Druckluftvernebler (Pariboy, Lamira) wird der Wirkstoff in einen Inhalationskopf in flüssiger Form eingefüllt und anschließend zerstäubt. Der erzeugte Dampf wird durch regelmäßige, ruhige Atemzüge eingeatmet. Die Inhalationsdauer beträgt fünf bis zehn Minuten, also erheblich länger als bei Aerosolen oder Pulverinhalatoren. Vernebler werden häufig für die Therapie bei Kindern oder Patienten mit Koordinations- und Handhabungsschwierigkeiten eingesetzt.
Doppelstrahlimpaktionsinhalatoren
Doppelstrahlimpaktionsinhalatoren (Respimat) sind neue Systeme, die zwischen Vernebler und Dosieraerosol einzuordnen sind. Sie arbeiten mit einer Kartusche, die eine Medikamentenlösung enthält. Diese wird durch die Kraft einer Feder durch ein spezielles Filter- und Düsensystem gedrückt und verlässt das Gerät anschließend in Form einer sehr feinen Aerosolwolke. Der Vorteil dieser Methode ist, dass die Aerosolwolke über einen längeren Zeitraum als bei Dosieraerosolen zur Einatmung zur Verfügung steht, und somit auch für Patienten mit schwerer Atemwegsverengung und Koordinationsproblemen empfehlenswert ist.
Inhalationslösungen
Es gibt verschiedene Inhalationslösungen, mit denen ganz unterschiedliche Wirkungen erzielt werden können. Je nach verwendetem Medikament lösen sie den festsitzenden Schleim, entkrampfen, weiten verengte Atemwege oder wirken entzündungshemmend. Zu den inhalierbaren Arzneimittel zählen in erster Linie Beta-2-Sympathomimetika, Antibiotika und Kortison. Ergänzend können sowohl bei akuten als auch chronischen Atemwegserkrankungen Inhalationen von Salzlösungen (wie Koch- oder Meersalz) sehr wirksam sein.
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Inhalationstechniken
Der Inhalationsvorgang selbst ist nicht so einfach wie die Einnahme von Medikamenten in Form von Tabletten und muss erlernt und eingeübt werden. Studien zeigen, dass sich Probleme mit Unwirksamkeit der Inhalationstherapie bis zu 70 Prozent auf falsche Handhabung des Inhaliergeräts zurückführen lassen. Folgende Grundprinzipien sollten bei der Anwendung von Inhaliergeräten beachtet werden:
- Immer mit aufrechtem Oberkörper (Stehen, Sitzen) inhalieren, bei bettlägrigen Patienten nur mit Kopfstütze!
- Bei starker Verschleimung der Atemwege erst den Schleim abhusten, dann inhalieren!
- Bei Inhalation mit Kortison nach der Inhalation Zähne putzen oder Mundspülung benutzen, da ein erhöhtes Risiko zur Entwicklung von Mundpilz besteht!
- Regelmäßiges Üben des Inhalationsvorgangs, am besten mit Hilfe eines speziellen Trainingsgeräts mit Pfeifton bei korrekter Inhalation!
Nutzen und Risiken von Inhalationstherapie
Der große Vorteil einer Inhalationstherapie ist, dass die Wirkstoffe der Medikamente direkt und ohne Umweg über den Magen-Darm-Trakt und die Blutbahn am gewünschten Ort ankommen. Dadurch wirkt das Medikament stärker und die Wirkung setzt schneller ein. Zudem genügt ein Zehntel der normalen Medikamentendosis, um den gewünschten Effekt zu erreichen. Das macht weniger Nebenwirkungen und belastet den restlichen Körper kaum. Signifikante Risiken sind für eine Inhalationstherapie nicht bekannt. Es besteht aber die Gefahr bei falscher Handhabung des Inhaliergeräts, dass die nötige Medikamentendosis nicht in den Atemwegen ankommt und die Therapie somit nicht wirksam ist.
Inhalationstherapie – Kosten
Krankenkassen beteiligen sich an einem Inhaliergerät, wenn es medizinisch notwendig ist. So können beispielsweise Asthmapatienten ein entsprechendes Gerät erhalten. In der Regel müssen Patienten dabei einen Eigenanteil leisten, der zwischen fünf und zehn Euro pro Hilfsmittel liegt. Zum Vergleich: Ein Pariboy, ein gängiges Inhaliergerät für Asthmatiker, kostet ohne Kassenübernahme etwa 250 Euro. Die Verordnung eines Inhaliergeräts muss aber in jedem Fall durch einen Arzt erfolgen.
Inhalationstherapie – Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten
Wer sich in Österreich als Pflegekraft oder Physiotherapeut auf die Arbeit mit lungenkranken Menschen spezialisieren möchte, kann sich zum Atmungstherapeut (DGP) weiterbilden lassen. Die Ausbildung ist zweijährig und findet in Deutschland seit 2006 in der Zentralklinik Bad Berka statt. Absolventen können damit rechnen, ein Gehalt zwischen 36.400 Euro pro Jahr und 52.900 Euro pro Jahr zu erzielen.
Passende Jobs
Passende Jobs rund um verschiedene Therapieformen findet man auf Medi-Karriere. Hier gibt es Jobs als Atemtherapeut, Jobs als Ergotherapeut und Stellenangebote als Facharzt.
- Der Atmungstherapeut (DGP) im interdisziplinären Team, https://pflegemanagement-ooe.at/... (Abrufdatum: 09.12.2024)
- Inhalationstherapeut, https://flexikon.doccheck.com/... (Abrufdatum: 09.12.2024)
- Inhalationstherapie bei Erkrankungen der unteren Atemwege, https://www.emser.at/... (Abrufdatum: 09.12.2024)
- Die Anwendung der Inhalationstherapie, https://www.physioaustria.at/... (Abrufdatum: 09.12.2024)
- Inhalieren bei COPD und Lungenemphysem, https://www.copd-deutschland.de/... (Abrufdatum: 09.12.2024)