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Der Herzinfarkt ist eines der am meisten gefürchteten Krankheitsbilder. Dennoch werden nach wie vor Herzinfarkt Symptome vor allem bei Frauen häufig nicht erkannt. Zudem sind vielen Menschen die Ursachen des Herzinfarktes und die vielfältigen Möglichkeiten zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen nicht geläufig. Dieser Artikel erklärt, wodurch ein Herzinfarkt entsteht, wie er erkannt und behandelt werden kann, und was nach einem Herzinfarkt zu beachten ist.
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Herzinfarkt – Definition
Ein Herzinfarkt ist eine akute Erkrankung des Herzens, bei der es durch ein plötzlich auftretendes Missverhältnis von Durchblutung und Blutbedarf des Herzmuskels zum Absterben von Herzmuskelzellen kommt. Der Herzinfarkt zählt zu einer Gruppe von Krankheitsbildern, die unter dem Begriff „Akutes Koronarsyndrom“ zusammengefasst werden.
Herzinfarkt-Statistik für Österreich
Statistiken der letzten Jahre zeigen, dass jährlich etwa 300 von 100.000 Personen ein akutes Koronarsyndrom entwickeln. Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems liegen an der Spitze der Todesursachen in Österreich. Sie machten 2022 satte 34,3 Prozent aller Todesfälle aus, wobei der Anteil bei Frauen noch darüber liegt. Dies wird auf ihre höhere Lebenserwartung und eine verspätete Diagnosestellung und Behandlung des Herzinfarktes bei Frauen zurückgeführt.
Herzinfarkt – Symptome
Es gibt klassische Herzinfarkt Symptome, die auch medizinische Laien häufig richtig deuten. Hierzu gehört ein plötzlicher Schmerz unter dem Brustbein, der in den linken Arm, den Bauch, den Rücken oder den Unterkiefer ausstrahlen kann. Oft besteht auch ein Brennen im Brustkorb oder ein Beklemmungsgefühl in der Brust oder im Hals. Betroffenen bricht der kalte Schweiß aus, sie sind blass, luftnötig und wirken schwer krank.
Lange Zeit wurden diese „typischen Männer-Beschwerden“ von „atypischen Infarktzeichen bei Frauen“ abgegrenzt. Grundsätzlich scheinen bei Männern Brustschmerzen und Schweißausbrüche als erste Infarktanzeichen zu überwiegen, während bei Frauen eher Übelkeit oder Atemnot auftreten. Neuere Studienauswertungen haben allerdings ergeben, dass die Beschwerdebilder ähnlicher sind als angenommen, sodass letztlich alle verdächtigen Symptome eine ärztliche Abklärung rechtfertigen. Bei älteren Menschen zeigt sich der Herzinfarkt nicht selten auch durch eine akute Verschlechterung der Orientierung oder einen plötzlichen Bewusstseinsverlust.
Risikofaktoren und Triggerfaktoren
Ein erhöhtes Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, bringt vor allem eine gefäßschädigende Lebensweise mit sich, die auch die gängigen Volkskrankheiten verursacht. Bluthochdruck, ein eingeschränkter Zuckerstoffwechsel oder diabetes mellitus führen zu einer Verkalkung der Blutgefäße, der Arteriosklerose. Auch Rauchen und regelmäßiger Alkoholkonsum sind Auslöser dieser Gefäßerkrankung. Dabei potenzieren sich diese Risikofaktoren in ihren negativen Effekten und werden durch nicht beeinflussbare Faktoren, wie das Geschlecht, das Alter und eine familiäre Vorbelastung verstärkt.
Prognostische Scores wie der PROCAM-Score ermöglichen eine Einschätzung des individuellen Risikos, einen Herzinfarkt zu erleiden. Sie berücksichtigen die genannten Risikofaktoren und Laborwerte der jeweiligen Person. Trigger für den akuten Herzinfarkt sind meist akute körperliche oder seelische Belastungen, die eine bis dahin stabile Durchblutungssituation am Herzen stören.
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Herzinfarkt – Ursachen
Es gibt verschiedene Ursachen für den Herzinfarkt. Um sie zu verstehen, ist eine Betrachtung des Aufbaus des Herzens hilfreich. Das Herz als muskuläres Hohlorgan leitet Blut aus den Körpervenen in den Lungenkreislauf, wo es mit Sauerstoff aufgesättigt wird, und führt es anschließend wieder den Organen zu. Dabei deckt es seinen eigenen Sauerstoff- und Nährstoffbedarf nicht aus dem durchgeschleusten Blut, sondern über ein eigenes Versorgungssystem, die Herzkranzgefäße (Koronararterien). Sie liegen außen auf dem Herz und ziehen mit ihren Verästelungen in das Herzmuskelgewebe hinein.
Sind diese Herzkranzgefäße durch Kalkablagerungen (Plaques) in ihrem Inneren verengt, so nimmt die Durchblutung des Herzmuskels vor allem in dessen innerster Schicht ab und das Herz wird weniger leistungsfähig. Betroffene tolerieren dies durch unbewusste allmähliche Einschränkung ihrer Aktivität oft über längere Zeit.
Der Herzinfarkt selbst wird dann ausgelöst, indem ein Kalkplaque reißt und das Herzkranzgefäß verstopft, oder durch eine schwere Anstrengung, die zu einer Steigerung von Herzfrequenz und Blutdrucks führt. Die hierzu benötigte Mehrdurchblutung kann das verengte Gefäß nicht leisten. Auch Temperaturschwankungen, Herzrhythmusstörungen, Flüssigkeitsmangel oder größere Blutverluste belasten das Herz und können den Herzinfarkt auslösen. Eine Sonderform des Herzinfarktes ist der MINOCA (Myocardial Infarction with Non-Obstructive Coronary Arteries). Dieser findet sich bei bis zu acht Prozent der Herzinfarktpatienten und betrifft vorrangig Frauen. Er wird unter anderem ausgelöst durch anfallartige Verkrampfungen der Herzkranzgefäße (Gefäßspasmus) oder Gefäßwandeinrisse.
Diagnosestellung
Bei Verdacht auf einen Herzinfarkt erfolgen zunächst eine Erfassung der Beschwerden und der Krankengeschichte, sowie eine körperliche Untersuchung. Innerhalb von zehn Minuten wird dann ein Elektrokardiogramm (EKG) geschrieben. Weist dieses Herzinfarkt-typische Veränderungen, wie eine Hebung der ST-Strecke auf, so besteht ein ST-Hebungs-Herzinfarkt (STEMI). Eine geringere Durchblutungsstörung kann den Nicht-ST-Hebungs-Infarkt (NSTEMI) auslösen, der im EKG übersehen werden könnte. In beiden Fällen zeigt sich aber ein Eiweißbaustein im Blut. Dieses tritt nur bei einer Schädigung von Herzmuskelzellen ins Blut über und kann den Herzinfarkt damit beweisen.
Eine Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiographie) kann zeigen, ob einzelne Gebiete des Herzens nicht richtig pumpen. Der nächste Schritt ist eine Herzkatheteruntersuchung, bei der ein Schlauch über die Blutgefäße in der Leiste oder am Unterarm ins Herz vorgeschoben wird. In das Herzkranzgefäß wird dann Kontrastmittel gespritzt und unter Durchleuchtung die Durchblutung auf dem Bildschirm angezeigt. Lässt sich im Herzkatheter keine Gefäßverengung nachweisen, wie es beim MINOCA der Fall ist, so können Spezialuntersuchungen, wie die Optische Kohärenztomographie (OCT) oder eine kardiale Magnetresonanztomographie (MRT) in Kombination meist den Grund für den Infarkt aufdecken.
Herzinfarkt – Behandlung
Die einzige ursächliche Behandlung beim Herzinfarkt ist die Revaskularisation, also die Wiederherstellung der Durchblutung. Diese erfolgt durch die Einlage eines Metallstents in das verengte Blutgefäß während der Herzkatheteruntersuchung, wodurch die Engstelle aufgeweitet wird. Damit der Körper den Stent nicht abstößt, muss anfangs eine intensive Hemmung der Blutgerinnungsplättchen (Thrombozyten) erfolgen, die lebenslang aber später in geringerer Dosierung fortgesetzt wird. Außerdem müssen alle Risikofaktoren für weitere Infarkte ausgeschaltet werden.
Gelingt die Wiederherstellung des Blutflusses nicht, so kann durch einen Gefäßbypass eine „Umleitung“ des Blutes an der Engstelle vorbei erfolgen. Dies ist allerdings ein größerer Eingriff, der eine Eröffnung des Brustkorbes erfordert. Neben einer Rehabilitationsmaßnahme benötigen viele Betroffene auch psychologische Betreuung nach dem Herzinfarkt.
Wann ist ein Krankenhausaufenthalt notwendig?
Ein Krankenhausaufenthalt ist bei jedem Herzinfarkt sinnvoll, da auch bei Entscheidung gegen eine Katheteruntersuchung eine Überwachung und optimale medikamentöse Therapie erforderlich sind.
Nutzen und Risiken von Herztransplantationen
Für den klassischen Herzinfarkt spielt die Transplantation keine Rolle, insbesondere da die Verfügbarkeit von Organen limitiert ist. Transplantationen werden in der Regel bei Herzschwäche im Endstadium ohne medikamentöse Therapieoption geplant.
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Herzinfarkt – Prognose
Herzinfarkte führen vor allem bei Menschen, die älter als 65 Jahre sind, zu schweren Verläufen. Dabei übersteigt die Sterberate bei Frauen im ersten Monat nach dem Infarkt mit knapp sechs Prozent deutlich die der Männer, die bei knapp 4,4 Prozent liegt. Zur Senkung der Sterblichkeit und zur Vermeidung von erneuten Infarkten müssen Blutdruck, Blutfettwerte und Blutzucker durch eine Lebensstilumstellung und intensive medikamentöse Behandlung optimiert werden. Herzsportgruppen bieten eine Möglichkeit, die körperliche Aktivität angeleitet zu steigern.
Herzinfarkt – Prävention
Es gibt einige wirkungsvolle Maßnahmen zum Schutz vor einem Herzinfarkt. Hierzu zählen eine gesunde Ernährung, regelmäßige körperliche Aktivität und der Verzicht auf Suchtmittel. Auch Kontrollen von Blutdruck, Fettwerten und Blutzucker sind essenzielle Maßnahmen. Darüber hinaus zeigen Studienergebnisse, dass Langzeitstillen noch Jahre nach Ende der Stillzeit das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senkt.
Zukünftig könnten auch Medikamente zur Beeinflussung von Proteinen wie dem TREM-2 eine Rolle bei der Infarktprävention spielen. Dieses beeinflusst die Stabilität der Plaques in den Herzkranzgefäßen.
Passende Jobs
Passende Jobs in der Kardiologie bietet Medi-Karriere. Hier gibt es Jobs als Kardiotechniker, Stellen für Fachärzte und Jobs als Diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger.
- Anzeichen eines Herzinfarktes, https://www.gesundheitsinformation.de/... (Abrufdatum: 17.05.2024)
- Bahrmann, P. Akuter Brustschmerz, ST-Hebungen — und doch kein Herzinfarkt. Geriatrie-Report, S. 12-16.
- Gaul, D. G. (2020). Herzinfarkt Vorbeugen – behandeln – im Alltag aktiv bleiben. In Gesund werden. Gesund bleiben. Band 1. Wien: MedMedia Verlag und Mediaservice Ges.m.b.H.
- Herzinfarkt – was ist das?, https://www.gesundheit.gv.at/... (Abrufdatum: 17.05.2024)
- Herzinfarkt-Symptome: Unterschiede zwischen Mann und Frau? MMW – Fortschritte der Medizin, S. 3.
- Leiner, P. Langes Stillen senkt Herzinfarkt- und Schlaganfallrate bei Mama. Info Diabetologie, S. 11.
- Neue Erkenntnisse zur Prävention von Herzinfarkt und Schlaganfall, https://www.meduniwien.ac.at/... (Abrufdatum: 17.05.2024)
- So erkennen Sie schnell einen Herzinfarkt, https://herzstiftung.de/... (Abrufdatum: 17.05.2024)
- Todesursachen, https://www.statistik.at/... (Abrufdatum: 17.05.2024)
- von Knobelsdorff, F. OCT und MRT zur Ursachenklärung bei MINOCA. Der Kardiologe, S. 237-239.