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Gicht – früher auch „Zipperlein“ genannt – ist in Industrieländern eine der häufigsten Zivilisationserkrankungen. Gehen, Fahrradfahren, Schuhe anziehen oder etwas greifen und halten können: Gichtanfälle können so schmerzhaft sein, dass sie viele Alltagsaktivitäten unmöglich machen und die Lebensqualität der Betroffenen stark einschränken. Dieser Artikel informiert über die Ursachen und Symptome dieser Erkrankung, zeigt Behandlungsmöglichkeiten auf und geht auch auf Ernährung und Lebensstil bei Gicht ein.
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Gicht – Definition
Gicht ist eine Stoffwechselerkrankung, die durch eine über lange Zeit erhöhte Harnsäurekonzentration (Hyperurikämie) im Blut entsteht. Obwohl die Hyperurikämie mit 20 bis 25 Prozent die häufigste Stoffwechselerkrankung der westlichen Gesellschaft darstellt, ist bei weitem nicht jede Hyperurikämie behandlungsbedürftig. Tatsächlich haben viele Menschen erhöhte Harnsäurewerte, ohne dass daraus Beschwerden entstehen.
Allerdings können sich mit der Zeit Harnsäurekristalle vor allem in den Gelenken und den Nieren ablagern und Entzündungen verursachen. Die Manifestation dieser Entzündungen ist das, was wir im eigentlichen Sinne als Gicht bezeichnen. Die Erkrankung tritt typischerweise erst nach dem 40. Lebensjahr auf; etwa acht von zehn Patienten sind männlich.
Gicht – Symptome
Gicht entwickelt sich meist über mehrere Jahre. Im Verlauf lassen sich vier Krankheitsstadien unterscheiden:
Stadium I: Asymptomatische Hyperurikämie
Es finden sich erhöhte Harnsäurewerte im Blut und Ablagerungen im Gewebe, aber diese verursachen keine Symptome. Wird die Hyperurikämie diagnostiziert, so ist sie meist ein Zufallsbefund.
Stadium II: Akuter Gichtanfall
Der erste Gichtanfall tritt zumeist nach mehreren Jahren mit erhöhten Harnsäurewerten auf. Auslöser können reichhaltiges Essen, hoher Alkoholkonsum, starke körperliche Anstrengungen, strenges Fasten, gewisse Medikamente oder Infektionen sein. Typisch sind in den frühen Morgenstunden auftretende, sehr starke einseitige Schmerzen, zumeist am Großzehengrundgelenk, seltener auch am Sprung-, Knie,- oder Handgelenk. Die betroffene Stelle zeigt sich gerötet, geschwollen und überwärmt. Nach ein bis zwei Wochen klingen die Entzündung und die Schmerzen ab, die Haut über dem betroffenen Gelenk juckt und schält sich ab.
Stadium III: Zwischenstadium
Unbehandelt wiederholen sich die Gichtanfälle und nehmen in Dauer und Intensität zu. Die Harnsäurespiegel im Blut bleiben erhöht und die Gewebeablagerungen nehmen zu.
Stadium IV: Chronisch tophöse Gicht
Besteht eine Hyperurikämie über viele Jahre, lagern sich Harnsäurekristalle in sogenannten Gichtknoten (Knötchen mit weißen Flecken, meist nicht schmerzhaft) unter der Haut oder in Gelenksnähe ab. In der Niere fällen sie als Nierensteine aus. Die Gicht verläuft dann chronisch.
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Gicht – Ursachen
Harnsäure kann vom menschlichen Körper nicht abgebaut werden. Zu dauerhaft erhöhten Harnsäurespiegeln im Blut kommt es daher, wenn der Körper entweder dauerhaft zu viel Harnsäure produziert oder zu wenig über die Nieren ausscheidet. Ursachen eines erhöhten Harnsäurespiegels können ein hoher Alkoholkonsum, Krebs– oder Nierenerkrankungen, die Einnahme bestimmter Medikamente (Diuretika oder ASS) oder eine Ernährung mit besonders fetten oder fruktosereichen Lebensmitteln sein. Auch erblich bedingt kann der Harnsäurespiegel zu hoch sein, beispielsweise bei angeborener Nierenschädigung oder bei Störungen im Harnsäure-Stoffwechsel.
Gicht – Diagnosestellung
Die Diagnoseerhebung bei Gicht stützt sich fast ausschließlich auf die Anamnese und den körperlichen Befund. Dabei werden insbesondere die Gelenke auf Beweglichkeit, Schwellung und Hinweise auf bereits stattgefundene Gichtschübe (Ablagerungen von Harnsäure um die Gelenke herum, sogenannte Gicht-Tophi) untersucht. Vor allem eine schmerzhafte, gerötete Schwellung am Grund- oder Endgelenk des großen Zehs ist ein sicheres Anzeichen für Gicht. Generell kann man sagen, dass die Erkrankung dann als wahrscheinlich gilt, wenn zu Beginn nur ein Gelenk (meist das Großzehengelenk) betroffen ist, sich die Beschwerden innerhalb weniger Stunden entwickeln und nach etwa ein bis zwei Wochen wieder verschwinden.
Um Gicht eindeutig nachzuweisen, kann das betroffene Gelenk punktiert und daraus Gelenkflüssigkeit gewonnen werden. Finden sich weiße Blutkörperchen mit eingeschlossenen Harnsäurekristallen in der Flüssigkeit, kann die Diagnose sicher gestellt werden. Zusätzlich kann hierdurch eine die Gicht imitierende sogenannte Pseudogicht ausgeschlossen werden. In speziellen Fällen kommen weitere bildgebende Untersuchungen, wie der Gelenksultraschall oder die Dual-Energy-Computertomographie (DECT), im Rahmen derer Harnsäurekristalle farblich dargestellt werden können, zum Einsatz.
Formen von Gicht
Wie bei den meisten Stoffwechselstörungen unterscheidet man auch bei der Gicht eine primäre (genetisch determinierte) und eine sekundäre (im Rahmen anderer Krankheiten auftretende) Form. Während 95 Prozent aller Hyperurikämien primär bedingt sind, gibt es Erkrankungen, bei denen pathophysiologisch bedingt ebenfalls erhöhte Harnsäurespiegel auftreten. Dazu gehören Erkrankungen mit Vermehrung von Lymphozyten, Diabetes insipidus und endokrine Erkrankungen.
Gicht – Behandlung
Die Behandlung der Gicht hat zwei Ziele: Kurzfristig soll sie die Schmerzen bei einem Gichtanfall lindern und langfristig soll sie weitere Anfällen vorbeugen und das Risiko für chronische Entzündungen und Gelenkschäden senken. Deshalb ist es wichtig, dass die Therapie möglichst frühzeitig einsetzt.
Behandlung des akuten Gichtanfalls
Beim akuten Gichtanfall stehen Schmerz- und Entzündungsbekämpfung im Vordergrund. Dabei kommen bevorzugt nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Indometacin oder Diclofenac, sowie lokale Kälteanwendungen zum Einsatz. Eine weitere Option ist die Gabe von Kortison. Dies führt in der Regel rasch zum Abklingen des Anfalls. Außerdem sollten Betroffene viel Flüssigkeit (vor allem Wasser, Kräuter- oder Früchtetee) trinken, um die Konzentration von Harnsäure im Urin zu verringern. Medikamente wie Allopurinol, die für die langfristige Therapie der Gicht bestimmt sind, dürfen im akuten Anfall nicht eingesetzt werden, da sie eine Gichtattacke verschlimmern können!
Langfristige Behandlung der Gicht
Das Ziel der langfristigen Gichtbehandlung ist es, Gichtanfällen und den Folgeproblemen vorzubeugen, indem der Harnsäurespiegel gesenkt wird. Das geschieht meist durch eine Ernährungsumstellung auf purinarme Lebensmittel in Kombination mit der Einnahme harnsäuresenkender Medikamente. Urikostatika wie Allopurinol hemmen den Abbau von Purin zu Harnsäure und können sogar dafür sorgen, dass sich die vorhandenen Harnsäuresalzablagerungen im Körper zurückbilden. Zur Symptomverbesserung bei chronischen Gichtpatienten bietet sich zusätzlich physikalische Therapie (Massage, Ultraschall und Physiotherapie) an.
Wann ist ein Krankenhausaufenthalt notwendig?
Ist aufgrund der unzureichenden Wirkung anderer Behandlungsoptionen ein operativer Eingriff nötig, kann mitunter ein Krankenhausaufenthalt erforderlich sein. Im Verlauf können Gicht-Tophi entfernt und Deformationen an Finger- und Zehengelenken korrigiert werden. Wenn Gelenke bereits stark geschädigt und Bewegungen sehr schmerzhaft sind, können künstliche Gelenke eingesetzt oder die Gelenke versteift werden.
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Gicht – Ernährung und Lebensstil
Durch einen gesundheitsfördernden Lebensstil können Gicht-Patienten die Wahrscheinlichkeit von Anfällen senken. Vor allem purinreiche Nahrungsmittel, wie Fleisch, Meeresfrüchte und Hülsenfrüchte sollten Betroffene möglichst meiden, denn aus dieser Substanz bildet sich Harnsäure. Auch Alkohol oder fruchtzuckerhaltige Getränke lassen die Harnsäurekonzentration im Blut steigen und sind daher für Gicht-Patienten nicht zu empfehlen. Ratsam sind viel Bewegung und ein gesundes Körpergewicht, wobei auf radikale Diäten verzichtet werden sollte, denn auch Fasten kann Gicht-Anfälle auslösen.
Gicht – Prognose
Auch wenn sich nach einem Gichtanfall die Gelenke normalerweise innerhalb von ein bis zwei Wochen von alleine wieder erholen, ist eine frühzeitige und korrekte Behandlung unbedingt notwendig. Denn nach etwa 12 Jahren kann eine Gicht chronisch werden und den Körper dauerhaft schädigen. Dies kann von Bewegungseinschränkungen, über Lähmungen, bis hin zu Nierensteinen reichen. Fast 25 Prozent aller unbehandelten chronischen Gicht-Patienten sterben an Nierenversagen.
Gicht – Prävention
Um der Entstehung einer Gicht vorzubeugen gelten ähnliche Verhaltensregeln wie bei bereits an Gicht erkrankten Patienten:
- Gesundheitsfördernde Ernährung mit Gemüse, Obst (vorzugsweise mit niedrigem Fruktosegehalt), fettarmer Milch, Eiern und Getreideprodukten
- Regelmäßige Bewegung (aber keine körperliche Überanstrengung)
- Normalgewicht anstreben, aber radikale Diäten und Fasten meiden
- Alkohol nur in geringen Mengen
Passende Jobs
Passende Jobs zur Behandlung von Krankheiten findet man bei Medi-Karriere. Hier gibt es Jobs als Arzt, Jobs als Ordinationsassistentin und Stellenangebot in der Pflege.
- Gicht: Ursachen, Vorbeugung und Symptome, https://www.gesundheit.gv.at/... (Abrufdatum: 18.06.2024)
- Gicht, https://www.gesundheitsinformation.de/... (Abrufdatum: 18.06.2024)
- Gicht: Ursachen, Symptome, Therapie, https://www.rheuma-liga.de/... (Abrufdatum: 18.06.2024)
- Gicht, https://www.ksw.ch/... (Abrufdatum: 18.06.2024)