Inhaltsverzeichnis
Nach einer langanhaltenden oder schweren Erkrankung kann es zu einem schweren Erschöpfungssyndrom kommen, welches man in der Medizin als Fatigue bzw. Fatigue-Syndrom bezeichnet. Diese zeichnet sich durch ständige Müdigkeit, ein Gefühl der Erschöpfung und körperlichen Schwäche, schlechtes Konzentrationsvermögen und verminderte Leistungsfähigkeit aus. Auch Symptome wie Unruhe und Reizbarkeit sowie Schlafstörungen stehen häufig im Zusammenhang mit der Fatigue. Grundsätzlich kann sich dieses Krankheitsbild demnach sowohl auf einen Zustand der körperlichen, als auch der geistigen Erschöpfung beziehen.
Doch wie kommt es überhaupt zu einer solchen Fatigue (englisch: chronic fatigue syndrome) und welche Symptome gehen damit konkret einher? Gibt es bestimmte Risikofaktoren und welche Personengruppen sind davon häufig betroffen? Diese und weitere Fragen erläutert der folgende Artikel und nennt zudem einige Behandlungsmöglichkeiten sowie die wichtigsten Beratungsstellen.
Inhaltsverzeichnis
Fatigue – Definition
Die Erkrankung Fatigue lässt sich als ein Zustand körperlicher, geistiger und emotionaler Erschöpfung definieren, welcher mit diversen Symptomen wie Müdigkeit und Antriebslosigkeit sowie Leistungsmängeln einhergeht. Ein chronisches Fatigue Syndrom kann durch eine Vielzahl von Ursachen hervorgerufen werden. Häufig liegt dem Ganzen jedoch eine schwerwiegende Erkrankung zugrunde. Das Fatigue Syndrom ist, insbesondere infolge der Coronapandemie, recht weit verbreitet und kann sowohl chronisch, als auch akut auftreten.
Eine weitere Bezeichnung für das chronisch auftretende Erschöpfungssyndrome (chronic fatigue syndrom – CFS) lautet „Myalgische Enzephalomyelitis“ (ME). So wurde die Krankheit 1969 erstmals von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) klassifiziert.
Fatigue – Symptome
Die Symptomatik der Fatigue Syndroms zeichnet sich durch ein anhaltendes Gefühl der körperlichen und geistigen Erschöpfung beziehungsweise Schwäche aus. Grundsätzlich fühlen sich Betroffene weniger leistungsfähig als davor. Dabei stellen oft schon „normale“ körperliche Aktivitäten wie das Putzen der Zähne, das Kochen oder das Führen von Gesprächen eine Herausforderung dar. Typisch für dieses Krankheitsbild ist zudem eine anhaltende Müdigkeit trotz ausreichend Schlaf, ein vermindertes sexuelles Interesse oder Potenzprobleme sowie eine erhöhte Infektanfälligkeit. Darüber hinaus leiden viele Betroffene unter den folgenden Beschwerden:
- Muskelschwäche
- Schmerzen
- vermehrte Reizbarkeit
- Stimmungsschwankungen
- vermehrtes Schwitzen und Schwindel
- Verdauungsprobleme wie Übelkeit, Durchfall oder Verstopfung
Fatigue – Ursachen
Es gibt eine ganze Reihe an möglichen Ursachen für das Auftreten einer Fatigue. In der Regel liegt dem ganzen jedoch eine schwere oder langandauernde Erkrankung zugrunde. Insbesondere chronische Erkrankungen wie Diabetes oder verschiedene Krankheiten, die das Herz betreffen, haben in den meisten Fällen eine Fatigue zur Folge.
Neben derartigen physischen Krankheitsbildern können auch psychische Gesundheitsprobleme wie Angststörungen, Depressionen oder dauerhafter Stress zu einem Fatigue Syndrom führen.
Eine der häufigsten Ursachen ist zudem die Blutarmut, welche in der medizinischen Fachsprache als Anämie bezeichnet wird. Hier fehlen dem Körper rote Blutkörperchen, welche für den Sauerstofftransport zuständig sind. Die vorhandenen Erythrozyten, wie die wichtigen roten Blutkörperchen in der Medizin genannt werden, reichen nicht aus, um den Sauerstoffbedarf des Körpers zu decken. Die erhalten Zellen und Organe erhalten demnach zu wenig Sauerstoff, wodurch es unter anderem zu einem Leistungsabfall und chronischer Müdigkeit kommt.
Allerdings muss man weiters unterscheiden, um welche Form der Fatigue es sich handelt und in welchem Kontext diese steht. Tritt sie als Begleit- oder Folgeerscheinung auf oder muss man sie als eigenständige Erkrankung betrachten? Bei Letzterem spricht man in der Medizin jedoch von einem chronischen Erschöpfungssystem (CFS). Mit welchen Krankheitsbildern dies jeweils zusammenhängt, stellt die nachfolgende Tabelle dar.
Fatigue als Begleiterscheinung | chronische Erkrankungen wie a) Krebs b) Multiple Sklerose c) Morbus Parkinson d) systemischer Lupus erythematodes e) rheumatoide Arthritis („Rheuma“) f) HIV/Aids |
Fatigue als Folgeerscheinung | a) schwere Schlafstörungen mit nächtliche Atemaussetzer (Schlafapnoe) b) chronische Schmerzen c) Schilddrüsenerkrankungen d) Blutarmut (Anämie) e) Interferonbehandlung (Multiple Sklerose, Hepatitis C oder bestimmte Krebsarten) f) Chemotherapie (bei Krebs) |
Fatigue als CFS | häufig nach Virusinfektionen |
Risikofaktoren für Fatigue
Grundsätzlich spielt die allgemeine Lebensweise hierbei ebenfalls eine wesentliche Rolle. So können auch Schlafmangel oder mangelnde körperliche Aktivität sowie eine unzureichende Ernährung Ursachen für diese Erkrankung sein.
Fatigue Risikogruppen – Krebspatienten/-innen
Risikogruppen für eine Fatigue beziehungsweise ein chronisches Erschöpfungssyndrom sind in erster Linie bereits erkrankte Personen. Am besten untersucht ist in diesem Zusammenhang die tumorbedingte Fatigue, welche sowohl als Begleit-, als auch Folgeerscheinung einer Krebserkrankung auftreten kann. So kann der Tumor selbst Auslöser einer Fatigue sein, indem er beispielsweise den Energiebedarf des Körpers steigert, die Muskeln schwächt oder hormonelle Kreisläufe beeinflusst. In einigen Fällen produziert der Tumor zudem Substanzen, welche ebenfalls eine starke Müdigkeit herbeiführen.
Allerdings bedingt auch die Krebsbehandlung selbst häufig eine Fatigue. Denn unter anderem die Chemotherapie zerstört nicht nur die Tumorzellen, sondern auch gesunde Zellen und Gewebe des Körpers, wie beispielsweise die Zellen der Immunabwehr. Darüber hinaus greifen die notwendigen Operationen, die Bestrahlung und die Immuntherapie sowie mögliche Knochenmarktransplantationen den Körper an und kommen demnach als Auslöser der Fatigue infrage.
Betrachtet man die Nebenwirkungen einer Krebstherapie wie Übelkeit und Erbrechen, Schmerzen oder Schlaflosigkeit sowie die starke psychische Belastung, wird schnell deutlich, dass auch dies eigenständige Auslöser einer Fatigue sein können.
Risikogruppen – Multiple Sklerose (MS)
Auch Menschen, die an der Krankheit Multiple Sklerose leiden, sind häufig von einer Fatigue betroffen. Insgesamt tritt die Erschöpfungserkrankung bei rund der Hälfte aller Patienten/-innen auf. Sie kann dabei sowohl als erstes Symptom, als auch als Schubsymptom erscheinen oder sich erst im Laufe der Krankheit entwickeln.
Weitere Risikogruppen
Auch Personen, die aufgrund einer psychischen Erkrankung Medikamente wie Antidepressiva einnehmen, haben ein höheres Risiko, an einer Fatigue zu leiden. Dies ist häufig auf den Eingriff der Arzneimittel in den Hormonhaushalt des Körpers zurückzuführen.
In der Regel betrifft die Fatigue eher jüngere Personen und tritt in den meisten Fällen erstmals im Alter zwischen 20 und 50 Jahren auf. Die Geschlechter weisen dabei jedoch keinesfalls die gleiche Häufigkeit an der Krankheit zu leiden auf: So müssen sich Frauen etwa zwei- bis viermal so oft mit dem chronischen Erschöpfungssyndrom (CFS) auseinandersetzen, als Männer.
Infolge der Corona-Pandemie hat die Zahl der an einer chronischen Fatigue erkrankten Personen merklich zugenommen. Bis zu zehn Prozent aller Covid-Patienten/-innen klagen im Nachhinein über die typischen Beschwerden des chronischen Erschöpfungssyndroms (CFS) beziehungsweise der myalgischen Enzephalomyelitis (ME).
Fatigue – Behandlungsmöglichkeiten
Um eine Fatigue wirksam zu behandeln ist es in jedem Fall wichtig, die zugrunde liegende Ursache zu ermitteln und bestenfalls zu beheben. Das Wissen über die Hintergründe der starken körperlichen und geistigen Erschöpfung hilft zudem bei der Suche nach der angemessenen Behandlung.
Nicht-Medikamentöse Behandlungen
Tritt die Fatigue infolge eines Schlafmangels oder einer Schlafstörung auf, ist es sinnvoll, sich um eine Verbesserung der Schlafhygiene zu bemühen. Hier kann es sinnvoll sein, regelmäßige Schlafenszeiten einzuhalten, ein ruhiges Schlafumfeld zu schaffen und ein Begrenzen der Bildschirmzeit vor dem Schlafengehen einzurichten. Auch eine erhöhte körperliche Aktivität verhilft oft zu einem besseren Schlaf und ist einer besseren Fitness zweckdienlich.
Bei der Behandlung einer Fatigue ist es zudem wichtig, auf eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Nährstoffen und der Zufuhr von Flüssigkeit zu achten. Hierdurch erhält der Körper auf natürliche Weise mehr Energie.
Ist die Fatigue jedoch eher eine Folgeerscheinung starker psychischer Belastung, kann eine Psychotherapie oder auch das Anwenden von Entspannungsübungen von Vorteil sein. Darüber hinaus können unterstützende Therapien wie Massagen, Akupunktur oder Physiotherapie helfen, die Müdigkeit zu reduzieren.
Medikamentöse Behandlungen
Anders sieht es hingegen aus, wenn die Fatigue auf eine organisch bedingte Ursache wie die Blutarmut zurückzuführen ist. Hier können dem Körper beispielsweise durch eine Bluttransfusion Erythrozyten von außen zugeführt werden.
Eine andere Möglichkeit ist das Verabreichen des Wachstumshormons Erythropoetin (EPO), welches für die Bildung des Blutes zuständig ist. Die Bluttransfusion wirkt dabei deutlich schneller, bringt allerdings ein erhöhtes Infektions- und Abstoßungsrisiko mit sich. Die Therapie mittels Erythropoetin ist hingegen deutlich risikoärmer, braucht jedoch einige Wochen und führt nicht immer zum Erfolg. In beiden Fällen erhofft man sich grundsätzlich eine Verbesserung der Leistungsfähigkeit der Patienten/-innen.
Fatigue – Beratungsstellen
Grundsätzlich suchen die meisten Betroffenen zunächst einen ärztlichen Rat. Ist das Fatigue-Syndrom letztlich diagnostiziert, können sich die Patienten/-innen sowohl online als auch in entsprechenden Beratungsstellen hierzu beraten lassen. Eine Sammlung aller wichtigen Informationen führt beispielsweise die „Österreichische Gesellschaft für ME/CFS“, deren Website sich sowohl an Betroffene, als auch an Ärzte/-innen richtet. Tritt die Fatigue im Zusammenhang mit einer chronischen Erkrankung wie Multiple Sklerose auf, besteht zudem die Möglichkeit, sich in entsprechenden Zentren, die sich auf die jeweilige Krankheit spezialisiert haben, weiter zu informieren.
Stellenangebote finden
Hier auf Medi-Karriere gibt es ein Stellenportal für Gesundheitsberufe. Dort findet man zum Beispiel offene Stellen für Ärzte/-innen, Gesundheits- und Krankenpfleger-Jobs sowie Stellenangebote in der Verwaltung.
1. https://mecfs.at/... (Abrufdatum: 04.05.2023).
2. https://www.oeggmib.at/... (Abrufdatum: 04.05.2023).
3. https://hirnstiftung.org/... (Abrufdatum: 04.05.2023).
4. https://www.meduniwien.ac.at/... (Abrufdatum: 04.05.2023).