
Besonders in einer Generation, in welcher Menschen ein immer höheres Lebensalter erreichen, steigt auch der Bedarf nach fachlich ausgebildeten Personen, die alten Menschen und Menschen mit Behinderung eine Stütze sind und ihnen dabei helfen, ihren Alltag zu meistern. Die Rede ist vom Berufsbild “Fachsozialbetreuer/in”. Dabei arbeiten ausgebildete Fachsozialbetreuer/innen mit therapeutischem und medizinischem Personal zusammen und bieten eine professionelle Hilfestellung in allen Bereichen des täglichen Lebens. Denn sie pflegen, waschen und unterstützen bedürftige Menschen (vorwiegend aufgrund von Alter oder Behinderung).
Dass dieses Berufsbild keinesfalls monoton ausgelegt ist, zeigen die vielfältigen Ausbildungsschwerpunkte. Diese teilen sich in insgesamt vier Fachbereiche auf: Altenarbeit, Behindertenarbeit, Behindertenbegleitung und Familienarbeit. Alle vier Bereiche, deren Ausbildung, Karriere- und Verdienstchancen werden im weiteren Verlauf dieses Artikels näher erläutert. Auf welchen der vier Fachbereiche die Spezialisierung erfolgen soll, muss bereits vor Beginn der Ausbildung zum/-r Fachsozialbetreuer/in feststehen, da der Nachweis eines erfolgreich durchgeführten Schnupperpraktikums in einem der vier Bereiche als Aufnahmekriterium für die Ausbildung vorgeschrieben ist. Ein zusätzliches Auswahlverfahren mittels schriftlicher und praktischer Überprüfung gibt Gewissheit über die Eignung für die bevorstehende Ausbildung zum/r Fachsozialbetreuer/in.
Ausbildung zum/-r Fachsozialbetreuer/in und Aufnahmekriterien
Für die Ausbildung zum/-r Fachsozialbetreuer/in stehen österreichweit verschiedene Institutionen und Schulen bereit, darunter beispielsweise die Schule für Sozialbetreuungsberufe der Caritas, private Institutionen oder BFI (Bildungsförderungsinsitute). Die gesetzlich anerkannte Ausbildung zum/-r Fachsozialbetreuer/in dauert zwei Jahre und danach kann entschieden werden, ob ein weiteres Ausbildungsjahr zum/-r Diplom-Fachsozialbetreuer/in angehängt wird. Zur Erlangung des Diploms muss eine eigenständige Diplomarbeit zu einem bestimmten Themenbereich verfasst werden. Generell ist die Ausbildung zum/r Fachsozialbetreuer/in in einem Modulsystem organisiert, welches für alle vier Fachbereiche (Altenarbeit, Behindertenarbeit, Behindertenbegleitung, Familienarbeit) des Berufsbildes identisch ist.
Ebenso identisch sind die zu erfüllenden Aufnahmekriterien, um die Ausbildung zum/-r Fachsozialbetreuer/in beginnen zu dürfen:
- erfolgreicher Abschluss einer mittleren oder höheren Schule bzw. eine erfolgreich abgeschlossene Berufsausbildung
- Vollendung des 17. Lebensjahres bei Ganztagsform bzw. des 19. Lebensjahres bei der berufsbegleitenden Form
- Nachweis eines Schnupperpraktikums (mind. 40 Stunden) im angestrebten Fachbereich bzw. Zivildienst (nur männliche Bewerber)
- bei bereits vorhandener Berufserfahrung und/oder Vorbildung: Erbringung eines Nachweises
- gute Deutschkenntnisse
- positiv abgeschlossenes Auswahlverfahren
- körperliche und geistige Eignung
Die Ausbildung an Schulen für Sozialbetreuungsberufe lehnt sich an das in Österreich geltende, reguläre Schuljahr. Das bedeutet, dass der Schulbeginn immer auf den Monat September fällt. Jedoch können Anmeldungen auch noch während des laufenden Schuljahres eingereicht werden.
Praktikum
Das zu absolvierende Praktikum kann der/die angehende Auszubildende selbst wählen, es sollte jedoch schwerpunktmäßig im bevorzugten Fachbereich liegen. Für männliche Bewerber muss kein Praktikumsnachweis erbracht werden, wenn zuvor bereits ein Zivildienst im angestrebten Fachbereich absolviert wurde.
Abschluss und Ausblick
Am Ende der zweijährigen Ausbildung zum/-r Fachsozialbetreuer/in erfolgt eine abschließende Fachprüfung, die mit der Berufsberechtigung in ganz Österreich verbunden ist.
Nach positiv abgelegter Fachprüfung kann wahlweise ein weiteres Ausbildungsjahr (zwei Semester; aufbauend zur Fachausbildung) zum/-r Diplom-Fachsozialbetreuer/in angeschlossen werden. Diplomierte Fachkräfte übernehmen darüber hinaus zusätzlich planerische, koordinative sowie konzeptuelle Aufgabenbereiche betreffend der Gestaltung der Betreuungsarbeit.
Lehrlingseinkommen
Erwähnenswert ist außerdem das sogenannte Wiener Ausbildungsgeld. Wird die Ausbildung zum/-r Fachsozialbetreuer/in in Österreichs Bundeshauptstadt absolviert, gibt es zusätzlich zum Geld vom AMS das Wiener Ausbildungsgeld. Dieses wird zur Deckung des Lebensunterhaltes in Höhe von 400 EUR monatlich als zusätzlicher Anreiz ausbezahlt. Voraussetzung ist eine Ausbildung, die zumindest 12 Monate dauert.
Die vier Fachbereiche im Berufsfeld der Fachsozialbetreuung
Im Folgenden werden die vier Fachbereiche, in welche sich die Fachsozialbetreuung aufteilt, näher beschrieben. Zu unterscheiden gilt es hierbei zwischen Altenarbeit, Behindertenarbeit, Behindertenbegleitung und Familienarbeit. Der Beruf gehört zur Berufsgruppe der Sozialbetreuungsberufe. Ein starker Unterschied ist in der Geschlechterverteilung zu sehen: Mit bis zu 79 Prozent ist der Hauptteil der arbeitenden Fachkräfte weiblich.
Altenarbeit
Als Fachsozialbetreuer/in in der Altenarbeit begleitet man alte Menschen, die bei der Bewältigung ihres Alltages auf fremde Hilfe angewiesen sind. Im Rampenlicht steht hier stets, dass auf die größtmögliche Eigenverantwortung und Selbstständigkeit der betreuten Menschen geachtet wird. Des Weiteren müssen auch pflegerische Tätigkeiten vorgenommen werden, die aufgrund der in der Ausbildung inkludierten Pflegeassistenz-Ausbildung keinerlei Probleme bereitet. Durch diverse Aufgaben, Übungen und Spiele werden sensorische, kognitive und motorische Fähigkeiten so gut wie möglich erhalten.
Alte Menschen (inkl. deren Angehörige) werden im letzten Abschnitt ihres Lebens mit Würde begleitet. Hinzu zählt auch die Heimhilfe, im Zuge derer alte und/oder gebrechliche Menschen in ihren eigenen vier Wänden zum Teil mehrmals wöchentlich besucht werden. Ein/e Heimhelfer/in unterstützt die betagten Personen dann bei anfallenden Tätigkeiten im Haushalt oder alltäglichen Aktivitäten.
Behindertenarbeit
Fachsozialbetreuer/innen, die sich auf das Fachgebiet der Behindertenarbeit spezialisiert haben, betreuen Menschen in allen Bereichen ihres Lebens (Bildung, Arbeit, Wohnen, Freizeit). In all diesen Bereichen ist der/die jeweilige Betreuer/in entsprechend geschult. Um Menschen mit geistiger und/oder körperlicher Beeinträchtigung Emotionen wie Trauer, Krankheit oder Tod eines Angehörigen zu vermitteln, wird überwiegend Musik oder darstellende Kunst verwendet.
Weiters werden auch sensorische, kognitive und motorische Fähigkeiten durch gezielte Übungen und Spiele trainiert. Fachsozialbetreuer/innen in der Behindertenarbeit sind überdies in der Lage, einfache pflegerische Tätigkeiten durchzuführen (z. B. Waschen und Körperpflege). Diese Komponente ist abhängig von einer Zusatzqualifikation im Bereich der Pflege.
Behindertenbegleitung
Größtenteils sind die Aufgaben von Fachsozialbetreuern/-innen mit Schwerpunkt in der Behindertenbegleitung sehr ähnlich zu jenen der Behindertenbetreuung. In der Behindertenbegleitung bildet die pflegerische Komponente einen maßgeblicher Pflichtteil im Zuge der Ausbildung. Hauptteil der Arbeit in diesem Fachgebiet ist die Begleitung und Betreuung von körperlich und/oder geistig beeinträchtigten Menschen in allen Lebensbereichen.
Familienarbeit
Die Ausbildung zum/-r Fachsozialbetreuer/in mit Schwerpunkt in der Familienarbeit zielt darauf ab, Kinder und Familien in Notsituationen zu entlasten. Die Unterstützung kann sowohl in der Ursprungsfamilie als auch in dafür vorgesehenen, sozialpädagogischen Einrichtungen erfolgen. Das Fachpersonal hilft bei der Bewältigung und Organisation des Haushaltes und bei Hausaufgaben des/-r Kindes/-r.
Ebenso bietet ein/e Fachsozialbetreuer/in Hilfe von im Haushalt lebenden kranken, alten oder anderwärtig beeinträchtigten Personen an. Primäres Ziel der Familienarbeit ist es, Familien in vielfältigen Krisensituationen zu unterstützen und dabei die Ursprungsfamilie zusammenzuhalten oder wieder zusammenzuführen. Als Fachsozialbetreuer/in in diesem Aufgabenbereich wird in enger Zusammenarbeit mit verschiedenen Behörden (Jugendamt, Jugendhilfe) agiert, da das Wohl des/-r Kindes/-r hierbei oberste Priorität hat.
Berufsaussichten und Verdienstchancen als Fachsozialbetreuer/in
Die Ausbildung zum/-r Fachsozialbetreuer/in ist in Österreich mit einer sicheren beruflichen Zukunft verbunden. Aufgrund der immer älter werdenden Bevölkerung und der damit steigenden Anzahl an pflegebedürftigen Personen wird stets nach gut ausgebildetem Fachpersonal in jedem der vier Fachbereiche gesucht. Dies ist sowohl in öffentlichen, privaten und religiösen Einrichtungen der Fall.
Das durchschnittliche Einkommen als Fachsozialbetreuer/in in Österreich liegt zwischen 2.000 Euro und 2.460 Euro brutto pro Monat, was einem Bruttoeinkommen zwischen 28.000 Euro und 34.500 Euro pro Jahr entspricht. Der monatliche Durchschnittsverdienst liegt damit um 356 EUR (+17 Prozent) höher als das monatliche Durchschnittseinkommen österreichweit.
Gehaltsentwicklung
Wie in anderen Berufssparten, ist auch hier das anfängliche Gehalt abhängig von Ausbildung und Berufserfahrung. Während frisch ausgebildete Fachsozialbetreuer/innen ohne Berufserfahrung ein Einstiegsgehalt von zwischen 2.000 Euro und 2.200 Euro brutto monatlich erhalten, steigt der Verdienst bei einer beruflichen Erfahrung von vier bis neun Jahren auf knapp 2.500 Euro brutto pro Monat. Bei zehn Jahren praktischer Berufserfahrung (Senior-Level) oder mehr wird man mit einem Entgelt von etwa 2.700 Euro entlohnt. Das durchschnittliche Gehalt von Fachsozialbetreuern/-innen und Diplom-Fachsozialbetreuern/-innen mit 20 Jahren Berufspraxis oder mehr liegt bei 3.000 Euro brutto monatlich oder leicht darüber.
Ein Top-Gehalt als Fachsozialbetreuer/in in Österreich kann über 42.100 Euro brutto pro Jahr betragen. Beruflich erfahrene Fachsozialbetreuer/innen im Bereich der Behindertenarbeit und Behindertenbegleitung verdienen aufgrund der oftmals noch höheren psychischen Herausforderungen verhältnismäßig mehr im Vergleich zu Fachkräften in der Alten- und Familienarbeit.
Das Gehalt richtet sich nach dem jeweils zugrundeliegenden Kollektivvertrag (KV) (z. B. KV der Diakonie oder Caritas KV). Generell gesehen ist beim Verdienst ein leichtes West-Ost-Gefälle zu beobachten. Fachsozialbetreuer/innen in westlichen Bundesländern (hauptsächlich Städte und Dörfer in Vorarlberg, Tirol, Salzburg) verdienen im Schnitt etwas mehr im Vergleich zu Fachkräften in weiter östlich sowie südlich gelegenen Bundesländern.
Fort-und Weiterbildungen
Zusatzausbildungen und Weiterbildungen sind nicht zwingend mit einer Gehaltserhöhung verbunden. Hier bedarf es mitunter ein gewisses Maß an Verhandlungsgeschick. Dennoch sind Weiterbildung und Zusatzqualifikationen empfehlenswert, um für alle zukünftigen Herausforderungen, die der Beruf des/-r Fachsozialbetreuers/-in mit sich bringt, bestens gewappnet zu sein. Möglich sind dafür zum Beispiel Fortbildungen zum Thema Demenz oder Burnout.
Zudem ist ein/e Fachsozialbetreuer/in dazu verpflichtet innerhalb von zwei Jahren mindestens 32 Stunden für Weiterbildungskurse einzuräumen. So definiert es die aktuelle Rechtsvorschrift für diesen Beruf.
Passende Stellenangebote als Fachsozialbetreuer/in finden
In der Stellenbörse auf Medi-Karriere kann man viele Inserate für Berufe im Gesundheitswesen finden, darunter zum Beispiel Fachsozialbetreuer-Stellen, Stellenangebote für Pflegeassistenzen und Therapie-Jobs.