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Dass es einen Fachkräftemangel in der Pflege gibt, ist ein seit einiger Zeit bekanntes Problem. Es mangelt in Österreich sowie in einigen anderen Ländern wie beispielsweise Deutschland an qualifiziertem Fachpersonal. Arbeitgeber/innen schreiben Stellen aus, die teilweise nicht besetzt werden können. Auch in Zukunft jedoch sieht die Lage nicht besser aus. Denn auch dann steht die Gefährdung der angemessenen Betreuung aller Patienten/-innen zur Debatte. Darüber hinaus bedingen die demographische Entwicklung und die steigende Lebenserwartung weltweit eine immer älter werdende Gesellschaft, sodass der Fachkräftemangel ein Thema mit zunehmender Brisanz bleibt.
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Fachkräftemangel – Die Lage in Österreich
Derzeit arbeiten in Österreich rund 127.000 Pflege- und Betreuungspersonen im akut-stationären und Langzeitbereich. Rund 67.000 davon sind im Krankenhaus und 60.000 im Langzeitbereich beschäftigt. Unter Berücksichtigung der demographischen Entwicklung ist bis 2030 mit einem Sollwert von 158.000 Pflegekräften zu rechnen. Das heißt, 2030 sollten 158.000 Menschen in der Pflege arbeiten, um den Bedarf dafür zu decken. Kommt es jedoch zu einem Ausbau der mobilen Dienste, wie ihn die Länder planen, erhöht sich der Sollwert sogar auf 161.000 Pflegepersonen. Aus diesen Zahlen ist ersichtlich, dass der Bedarf an Pflegekräften bis 2030 deutlich ansteigt. Das Problem des Fachkräftemangels ist demnach seit einigen Jahren Thema. Die Corona-Pandemie hat 2020 bestehende Probleme sichtbarer gemacht und die Situation zugespitzt.
Mögliche Ursache für den Mangel an qualifiziertem Personal könnte die Attraktivität der Vergütung von Pflegeberufen sein. So lässt sich teilweise eine Unzufriedenheit von Gesundheits- und Krankenpflegern/-innen deshalb feststellen. Auch die subjektiv wahrgenommene fehlende Anerkennung und Wertschätzung des Pflegepersonals sowie die hohe Anzahl an Überstunden könnten Gründe für den Fachkräftemangel in der Branche sein.
Was bisher gegen den Fachkräftemangel getan wurde
Bisher gab es kaum tatsächlich umgesetzte Maßnahmen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Jedoch haben unterschiedliche Seiten Forderungen und Besserungsvorschläge im Umgang mit dem Problem vorgetragen. Ob und inwiefern diese umgesetzt werden, wird sich in den kommenden Jahren zeigen.
Doch eine bereits bestehende Maßnahme ist beispielsweise das Fachkräftestipendium für die Ausbildung zur Pflegeassistenz. Dieses stand bisher ausschließlich für die Ausbildung zur Pflegefachassistenz (PFA) zur Verfügung. Das Fachkräftestipendium soll die Lebenserhaltungskosten während der Ausbildung decken. Ziel davon ist, den Wechsel für Berufsumsteiger/innen erleichtern. Darüber hinaus stellte der Arbeitsmarktservice rund 51 Millionen Euro bereit, um Gesundheits- und Pflegeausbildungen zu finanzieren. Etwa 10.600 Personen nahmen dieses Angebot auf Bezuschussung der Ausbildung wahr. Außerdem kündigte Sozialminister Wolfgang Mückstein (Grüne) im Juli 2021 eine Pflegereform an, die im Herbst 2021 in Kraft treten sollte, dann aber auf das Jahr 2022 verschoben wurde. Auch für 2023 ist eine Pflegereform angekündigt, die ein umfassendes Maßnahmenpaket beinhaltet.
Die aktuelle Situation
Der Österreichische Gesundheits- und Krankenverband (ÖGKV) hat im vergangenen Jahr in einer Studie die aktuelle Situation des Fachkräftemangels in Bezug auf das Pflegepersonal untersucht. Mit Ausbruch des Coronavirus hat sich bei 86 Prozent der im Pflegebereich Beschäftigten die Arbeitssituation stark bis sehr stark verschlechtert. Diese Einschätzung bezieht sich sowohl auf psychische als auch körperliche Belastungen. Gründe dafür sind beispielsweise:
- langes Tragen von Schutzausrüstung
- hoher Organisationsaufwand
- Überstunden
In der Konsequenz leiden viele Pflegekräfte unter Stress, Ängsten, Erschöpfung, außerdem Schlaflosigkeit und/oder verstärkten körperliche Schmerzen. Work-Life-Balance-Tipps, gesunde Ernährung trotz Schichtdienst oder andere Maßnahmen, die präventiv Stress reduzieren und das Wohlbefinden steigern könnten, reichen nicht mehr aus. Der Unmut und die Leiden des Personals bedingen, dass schließlich etwa 45 Prozent der Pflegekräfte einen Berufsausstieg erwägen. In absoluten Zahlen bedeutet das: Rund 27.700 Personen fehlen potenziell in der Pflege.
Umso stärker ist bei dieser Konfliktlage jedoch anzumerken, dass bereits im Februar 2020, also vor Pandemiebeginn, laut dem Arbeitsklima-Index der Arbeitskammer Österreich sechs von zehn Befragten angegeben haben, den Beruf nicht bis zur Pensionierung durchzuhalten. Zudem steigt einer Studie der Universität Innsbruck zufolge auch die Zahl der Pflegekräfte, die an Depressionen leiden.
In beinahe allen Bereichen der Pflege gibt es derzeit mehr offene Stellen als Jobsuchende. So standen 2021 den rund 900 offenen Stellen für Pflegeassistenten/-innen ungefähr 500 Arbeitssuchende gegenüber.
Prognose bis 2030
Bedingt durch die demographische Entwicklung steigt der Pflegebedarf vor allem im Bereich der Altenpflege auch in den kommenden Jahren deutlich an. Der daraus resultierende Zusatzbedarf liegt im Jahr 2030 bei rund 34.000 Personen. Etwa 13.00 Personen werden davon im Bereich der Krankenanstalten und 21.000 Personen im Langzeitbereich benötigt. Hinzu kommt, dass 30 Prozent aller Beschäftigten bereits über 50 Jahre alt sind, weswegen im Jahr 2030 mit einem Ersatzbedarf aufgrund von Pensionierungen von rund 42.000 Personen gerechnet werden muss. Bleibt die Situation unverändert, ist Österreich zu diesem Zeitpunkt mit einem Fachkräftemangel von insgesamt rund 76.000 Pflegekräften konfrontiert.
Fachkräftemangel – Lösungsstrategien
Um dem Bedarf an Pflegepersonal in den kommenden Jahren gerecht werden zu können, sollen weitere Bildungsförderungen in Kraft treten. Neben der bereits erwähnten Fachkräfteförderung für Pflegeassistenten/-innen und Pflegefachassistenten-/innen, sollen laut Arbeiterkammer auch tertiäre Ausbildungen wie die zur/zum Diplomierten Gesundheits- und Krankenpfleger/in Fördergelder erhalten.
Anna Parr, Generalsekretärin der Caritas Österreich, äußerte in den letzten Jahren einige klare Forderungen: Zum einen bedarf es einem flächendeckenden Ausbau an Ausbildungsangeboten für Gesundheits- und Sozialberufe sowie der Abschaffung von Ausbildungskosten. Zudem sollen Auszubildende Unterstützung bei den Lebenserhaltungskosten erhalten. Diese Maßnahmen haben das Ziel, die Ausbildung im Bereich der Pflege wieder attraktiver und zugänglicher für Erstinteressierte und Quereinsteiger zu machen.
Zum anderen forderte Anna Parr in einer Petition aus dem Jahr 2020 einen Abschiebestopp für Auszubildende in Pflegeberufen. Die Generalsekretärin der Caritas bezog sich dabei auf Modelle, wie das in Deutschland existierende „3plus2“-Modell. In Deutschland ermöglicht dieses Konzept ausreisepflichtigen Personen eine maximal dreijährige Ausbildung zu absolvieren und im Anschluss zwei Jahre im erlernten Ausbildungsberuf arbeiten. Danach besteht die Möglichkeit, einen anderen Aufenthaltstitel zu erhalten. Ein solches Konzept lehnte der ehemalige Bundeskanzler Sebastian Kurz für Österreich allerdings ab.
Bei diesen Forderungen und Vorschlägen, wie Pflegeberufe an Attraktivität gewinnen können und somit der Fachkräftemangel eingedämmt werden könnte, bleibt allerdings ein Punkt offen: die Finanzierung. Verhandlungen diesbezüglich nehmen in der Politik außerdem Zeit in Anspruch. Auch die Regelungen, die dann beschlossen sind, gelten nicht für alle Bundesländer (gleichermaßen).
Fachkräftemangel – Diese Berufe sind am stärksten betroffen
Zukünftig ist vor allem der Bereich der Altenpflege vom Fachkräftemangel betroffen. Wie bereits erläutert steigt der Pflegebedarf in diesem Bereich, bedingt durch die demokratische Entwicklung, zukünftig weiterhin an. Aber auch psychiatrische Stationen und intensivmedizinische Stationen sind stark vom Personalmangel betroffen. Gründe hierfür sind in der Regel eine hohe psychische Belastung sowie ein geringer Verdienst.
Im Regelfall herrscht aufgrund des Fachkräftemangels eine hohe Nachfrage nach Personal für offene Stellenangebote in der Pflegebranche. Allerdings gibt es wenige, die sich auf die Inserate melden. Am meisten gefragt sind dabei Diplomierte Gesundheits- und Krankenpfleger/innen sowie Pflegefachassistenten/-innen und Pflegeassistenten/-innen.
Diplomierte/r Gesundheits- und Krankenpfleger/in (DGKP)
Nach einem/-r Diplomierten Gesundheits- und Krankenpfleger/in (DGKP) herrscht derzeit und zukünftig eine hohe Nachfrage. Denn sie können in unterschiedlichen Bereichen eingesetzt werden. Aktuell gibt es alleine in Österreich etwa 2.400 offene Stellen für DGKP. Das macht demnach also fast die Hälfte aller ausgeschriebenen Jobs im Pflegebereich aus. Besonders wichtig ist dieser Beruf auch im Bezug auf die Altenpflege. Anders als beispielsweise in Deutschland ist der Beruf der/-s Altenpfleger/in kein eigenständiger Beruf, sondern wird ebenfalls von Diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegern/-innen übernommen.
Pflegefachassistent/in und Pflegeassistent/in
Auch in diesem Bereich sind über 1.000 offene Stellen auf dem Markt zu finden. Die Berufe Pflegefachassistent/in sowie Pflegeassistent/in sind insbesondere stark gefragt, da sie Ärzte/-innen und Diplomierte Gesundheits- und Krankenpfleger/innen in unterschiedlichen Fachbereichen unterstützen können.
Passende Stellenangebote
Wer noch auf der Suche nach einer Stelle im medizinischen Bereich ist, findet auf Medi-Karriere eine große Auswahl an Jobs für Diplomierte Gesundheits- und Krankenpfleger/innen, Pflegefachassistenz-Stellenangebote und Jobs für Pflegeassistenten/-innen.
1. www.raven51.de/wiki/personalbedarfsplanung/ (Abrufdatum: 13.07.2022).
2. www.presse.hilfswerk.at/faktencheck-pflege/forderungen/personal-dem-fachkraeftemangel-gegensteuern/ (Abrufdatum: 13.07.2022).
3. www.kurier.at/politik/inland/politik-von-innen/kurz-gegen-abschiebestopp-fuer-asyl-pflegekraefte-in-ausbildung/400757679 (Abrufdatum: 13.07.2022).