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Von Ergotherapie profitieren vor allem Menschen mit neurologischen oder psychischen Störungen. Denn sie verbessert die Lebensqualität dieser Personen und unterstützt sie bei alltäglichen Aktivitäten. Diese Therapieform hilft insbesondere dann, wenn diese Personen Schwierigkeiten aufgrund von gesundheitlichen Problemen, Verletzungen oder Beeinträchtigungen haben. Ergotherapeuten/-innen verwenden in der Therapie spezifische Techniken und Ansätze, um Patienten/-innen dabei zu helfen, ihre Selbstständigkeit und Unabhängigkeit in verschiedenen Lebensbereichen zu fördern. Dieser Artikel beschreibt alle relevanten Aspekte dieser Therapieform und klärt alle Fragen und Aufgaben rund um das Fachgebiet.
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Ergotherapie – Definition und Herkunft
Die Ergotherapie entstand im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert als Reaktion auf die steigende Anzahl von Patienten/-innen, die in psychiatrischen Einrichtungen untergebracht waren. Zu dieser Zeit wurde erkannt, dass sinnvolle Beschäftigungen und Aktivitäten eine positive Wirkung auf die geistige und emotionale Gesundheit von Menschen haben können. Pioniere wie William Rush Dunton Junior und Eleanor Clarke Slagle begannen damit, Aktivitäten und Arbeitsbeschäftigungen in die Behandlung von Patienten/-innen mit psychischen Erkrankungen zu integrieren, um deren Genesung und Wohlbefinden zu fördern.
Im Laufe der Zeit erweiterte sich der Anwendungsbereich der Ergotherapie auf andere medizinische Bereiche. Darunter fallen Rehabilitation, Kindertherapie, Orthopädie und Neurologie. Heute ist die Ergotherapie eine etablierte und anerkannte Gesundheitsdisziplin, die weltweit in verschiedenen medizinischen Settings und bei Menschen jeden Alters angewendet wird, um ihre Unabhängigkeit und Lebensqualität zu fördern.
Ergotherapie – Zahlen, Daten, Fakten
Laut der österreichischen Arbeiterkammer waren im Jahr 2022 3.881 Personen im ergotherapeutischen Dienst. Der Männeranteil in diesem Fachgebiet ist mit unter 250 dabei marginal. Während 51 Prozent der Ergotherapeuten/-innen in einem reinen Angestelltenverhältnis tätig sind, üben 25 Prozent sowohl eine Anstellung als auch eine freiberufliche Tätigkeiten aus. Lediglich 17 Prozent arbeiten ausschließlich freiberuflich.
Ergotherapie – Aufgaben
Ergotherapeuten/-innen sind Fachkräfte im Gesundheitswesen, die Menschen dabei unterstützen, ihre Unabhängigkeit und Lebensqualität zu verbessern. Sie arbeiten in einer Vielzahl von medizinischen Settings. Zu diesen gehören Kliniken, Rehabilitationseinrichtungen, Pflegeheime, Schulen und ambulante Praxen. Ihre Zielgruppe sind sowohl Kinder, als auch Jugendliche, Erwachsene und Senioren/-innen. Zu den von ihnen behandelten Gesundheitsproblemen gehören unter anderem neurologische Störungen, orthopädische Probleme, psychische Gesundheitsprobleme, Entwicklungsstörungen und mehr.
Ihre Hauptaufgaben umfassen die Beurteilung der Fähigkeiten, Bedürfnisse und Ziele ihrer Patienten/-innen, sowie die Festlegung von Zielsetzungen mittels eines Therapieplans. Des Weiteren setzen sie Aufgaben, Spiele, handwerkliche und funktionelle Übungen in ihren Behandlungen um, um jede/n Patient/in gezielt fördern und seine / ihre Fähigkeiten im alltäglichen Leben verbessern zu können. Neben der Beratung und Unterstützung von Patienten/-innen gehört auch die Kontrolle des Behandlungsverlaufs zu den Kernaufgaben der Fachkräfte.
Diagnosestellung
Die Diagnosestellung und der Beginn einer Ergotherapie umfassen mehrere Schritte. Der/-ie Ergotherapeut/in führt eine ausführliche Anamnese durch, um die medizinische Vorgeschichte des/-r Patienten/-in, die aktuellen Beschwerden und die individuellen Ziele zu verstehen. Diese Informationen dienen als Grundlage für die Therapieplanung. Anschließend wird eine umfassende Beurteilung der Fähigkeiten des/-r Patienten/-in vorgenommen, um die genauen Schwächen und Stärken zu identifizieren. Basierend auf der Beurteilung und Diagnose entwickeln die Fachkräfte gemeinsam mit dem/-r Patienten/-in realistische Ziele und erstellen einen individuellen Therapieplan.
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Ergotherapie – Behandlung und Therapie
Die Ergotherapie umfasst die Durchführung der im Therapieplan festgelegten Aktivitäten und Übungen. Die Sitzungen sollten regelmäßig stattfinden und der Fortschritt überwacht werden. Der Therapieplan und die Aktivitäten sind dabei an die spezifischen Ziele und Fähigkeiten des/-r Patienten/-in angepasst, denn Ergotherapie ist ein aktiver Prozess, bei dem die Zusammenarbeit zwischen Therapeut/in und Patient/in oder den Angehörigen von entscheidender Bedeutung ist.
Krankheitsbilder
Es gibt verschiedene Gründe, warum eine Ergotherapie durchgeführt werden kann. Die häufigsten Krankheitsbilder sind neurologische Störungen, wie Schlaganfall, Parkinson oder Multiple Sklerose, oder psychische Gesundheitsprobleme, wie Angststörungen, Depressionen oder posttraumatische Belastungsstörungen. Aber auch Entwicklungsstörungen bei Kindern, einschließlich Autismus und Entwicklungsverzögerungen werden durch diese Therapieform behandelt. Prinzipiell eignet sich Ergotherapie auch bei orthopädischen Problemen, wie Arthritis oder Verletzungen der Hand.
Behandlung
Die Ergotherapie bietet eine breite Palette von Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten. Es gibt keine starren Regeln, welche Methode in welcher Situation angewendet werden sollte. Vielmehr hängt die Auswahl der Methode von verschiedenen Faktoren, wie Diagnose, Ziele, und persönlichen Fähigkeiten ab. Dennoch gibt es einige gängige Ansätze und Techniken:
- Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL) konzentrieren sich auf die Verbesserung der Fähigkeiten, die für alltägliche Aktivitäten wie Ankleiden, Essen, Hygiene und Mobilität erforderlich sind. Es wird oft bei Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen, Senioren/-innen oder Patienten/-innen nach Verletzungen oder Operationen eingesetzt.
- Handtherapie konzentriert sich auf die Rehabilitation von Hand- und Handgelenksverletzungen oder -erkrankungen. Sie wird häufig nach Operationen oder bei Erkrankungen wie Arthritis angewendet.
- Neurologische Rehabilitation wird bei Patienten/-innen mit neurologischen Störungen, wie Schlaganfall, traumatischen Hirnverletzungen oder Multipler Sklerose eingesetzt, um die Wiedererlangung von Funktionen und die Verbesserung der Lebensqualität zu fördern.
- Pädiatrische Ergotherapie ist auf die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen zugeschnitten und konzentriert sich auf die Förderung von Entwicklung und Selbstständigkeit bei Kindern mit Entwicklungsverzögerungen, Autismus oder anderen Entwicklungsstörungen.
- Psychosoziale Ergotherapie konzentriert sich auf die Unterstützung von Menschen mit psychischen Gesundheitsproblemen in der psychiatrischen Rehabilitation, um ihre kognitiven, emotionalen und sozialen Fähigkeiten zu verbessern.
- Gerontologische Ergotherapie ist auf die Bedürfnisse älterer Menschen ausgerichtet und zielt darauf ab, ihre Lebensqualität bei altersbedingten Gesundheitsproblemen und körperlichen Beeinträchtigungen zu erhalten und zu verbessern.
Nutzen und Risiken von Ergotherapie
Die Ergotherapie bietet zahlreiche Vorteile, darunter die Verbesserung der Unabhängigkeit der Patienten/-innen, die Steigerung ihrer Lebensqualität und die Bewältigung von Gesundheitsproblemen, sei es physischer, psychischer oder entwicklungsbedingter Natur. Sie ermöglicht es Menschen, alltägliche Aufgaben eigenständig zu bewältigen und aktiv am Leben teilzunehmen.
Auf der anderen Seite sind potenzielle Risiken der Ergotherapie zu beachten. Unsachgemäße Anwendung kann zu Erschöpfung oder Verletzungen führen. Der Erfolg der Therapie hängt außerdem von der Motivation des/-r Patienten/-in ab. Des Weiteren kann die Ergotherapie kostenintensiv sein; Denn nicht alle Krankenversicherungen decken diese Therapieform ab.
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Ergotherapie – Gehalt
Das Einkommen von Ergotherapeuten/-innen kann je nach Standort, Erfahrung, Qualifikation und Arbeitsumgebung erheblich variieren. Die Fachkräfte verdienen generell ein mittleres Gehalt von 2.440 Euro pro Monat. Das entspricht 29.280 Euro jährlich. Deutlich besser verdienen Therapeuten/-innen, die in Kliniken oder Spitälern angestellt sind: Ihr jährlicher Verdienst liegt zwischen 40.000 und 60.000 Euro brutto pro Jahr.
Ergotherapie – Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten
Ergotherapeuten/-innen können durch gezielte Fort- oder Weiterbildungen je nach persönlichen Interessen in verschiedenen Spezialgebieten tätig werden. Eine Fokussierung kann auf die Gebiete Pädiatrie, Neurologie, Gerontopsychiatrie oder Betreuung gelegt werden. Aber auch eine Spezialisierung als psychosozialer Therapeut/in, sensorischer Integrationstherapeut/in oder Handtherapeut/in ist ebenso denkbar, wie eine Tätigkeit als Rehabilitationsberater/in.
Passende Jobs
Passende Jobs in der Therapie findet man bei Medi-Karriere. Hier gibt es Jobs als Ergotherapeut/in, Jobs als Physiotherapeut/in und weitere Therapie Stellenangebote.
- Arbeitskammer Österreich: Personalprognose Medizinisch-technische Dienste, https://www.arbeiterkammer.at/... (Abrufdatum: 15.11.2023)
- Ergotherapie für Alle, https://www.ergotherapie.at/... (Abrufdatum: 15.11.2023)
- Sozialministerium: Ergotherapeuten, https://www.sozialministerium.at/... (Abrufdatum: 15.11.2023)
- Bundesverband der Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten Österreichs, https://www.mtd-austria.at/... (Abrufdatum: 15.11.2023)
- Österreichische Gesundheitskasse: Ergotherapie, https://www.gesundheitskasse.at/... (Abrufdatum: 15.11.2023)
- MTD Personalprognose bis 2030, https://jasmin.goeg.at/... (Abrufdatum: 15.11.2023)
- Ergotherapie und Hilfsmittelberatung, https://www.fsw.at/... (Abrufdatum: 15.11.2023)