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Eifersucht kennt fast jeder und im Prinzip ist ein normales Gefühl. In Österreich gibt sogar mehr als jeder Zweite Unter-30-Jährige an, eifersüchtig zu sein; Frauen tendenziell häufiger als Männer. Jedoch kann Eifersucht auch krankhafte Ausmaße annehmen und sehr belastend sein, da sie auch das Depressionsrisiko erhöhen kann. Wie weit kann also Eifersucht gehen, bevor sie schädlich wird, und auf welche Alarmzeichen sollte man bei sich selbst und bei seinem Partner achten? Das klärt der folgende Beitrag.
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Was ist Eifersucht?
Das Wort Eifersucht leitet sich von den althochdeutschen Begriffen „eiver“ (das Bittere) und „suht“ (Krankheit) ab. Der Duden definiert Eifersucht als „starke, übersteigerte Furcht, jemandes Liebe oder einen Vorteil mit einem anderen teilen zu müssen oder an einen anderen zu verlieren“. Aus dieser Furcht erwachsen Gefühle und Verhaltensweisen wie Angst, Misstrauen, Minderwertigkeitsgefühle, Neid, Schuldgefühle, Ärger und Wut, bis hin zu Hass.
Wie entsteht Eifersucht?
Wer unter Eifersucht leidet, neigt dazu, dem Partner die Schuld dafür zu geben. Tatsächlich ist es in den meisten Fällen aber so, dass die Ursache der Eifersucht in uns selbst liegt: In Selbstzweifeln, Verlusterfahrungen der frühen Kindheit, Abhängigkeitsgefühlen und Besitzansprüchen, die aus der Angst erwachsen, nicht gut genug zu sein.
Grundsätzlich sind Menschen, die über eine gesunde Selbstachtung verfügen, sich ihrer Stärken und Schwächen bewusst. Eine Ausnahme stellt die sogenannte „fait accompli“- Eifersucht dar. Diese ist keine Verdachtseifersucht mit irrationalen Gedanken ist, sondern tritt auf, nachdem eine zuvor verheimlichte Affäre entdeckt wurde. Nicht selten kann es im Zuge eines solchen Vertrauensbruchs zu einer Traumatisierung kommen, die Verhaltensweisen hervorruft, welche denjenigen der exzessiven Eifersucht ähneln.
Wenn Eifersucht ein Übermaß gewinnt
Viele Paartherapeuten weisen darauf hin, dass es für eine Beziehung durchaus förderlich ist, sich darüber bewusst zu sein, dass die andere Person nicht selbstverständlich ist. Nimmt das eifersüchtige Verhalten hingegen überhand, wirkt es sich destruktiv auf die Paardynamik aus. Grundsätzlich gilt hierbei, dass Grenzen überschritten sind, sobald sich ein Partner vom Anderen kontrolliert und in seiner Autonomie eingeschränkt fühlt. Je häufiger dies der Fall ist, desto ungesünder wird die Eifersucht.
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Eifersucht aus medizinischer Sicht: Wann wird sie krankhaft?
Obwohl es sich bei Eifersucht aus psychologisch-medizinischer Sicht um keine Krankheit handelt, kommt es nicht selten vor, dass Eifersucht im Rahmen einer tieferliegenden psychologischen oder neurologischen Erkrankung auftritt. Die zwanghafte Eifersucht beispielsweise hat mit der Zwangsstörung sehr viele Gemeinsamkeiten und ist daher seit 2013 auch im amerikanischen psychiatrischen Klassifikationssystem DSM-5 offiziell als Diagnose anerkannt.
Bei einer solchen Zwangsstörung ist die zwanghafte Eifersucht von unwillentlich aufdringlichen und unangenehmen Gedanken geprägt, die starke Zweifel auslösen. Diese Zwangsgedanken treiben den Betroffenen dazu, zwanghafte Handlungen auszuführen (zum Beispiel den Chatverlauf des Partners mit der Kollegin zu checken) um sich kurzfristig zu erleichtern. Dabei werden die auftretenden Eifersuchtsgedanken zumindest bis zu einem gewissen Grad als irrational und übertrieben erkannt.
Sollte die Eifersucht nicht gerade akut getriggert werden, besteht bei Betroffenen meist eine Fähigkeit zur Einsicht und eine Restdistanzierungsfähigkeit zu den Gedanken. Fixe Eifersuchtsideen können auch bei paranoiden Persönlichkeitsstörungen vorkommen. Dabei kommt es unter Anderem zu Vorstellungen, verfolgt zu werden. Die schwerste Form der Eifersucht hingegen ist der Eifersuchtswahn, der als Komponente unterschiedlicher psychiatrischer Störungen auftreten kann. Bei einem Eifersuchtswahn sind die Betroffenen zweifellos von der Untreue des Partners überzeugt. Die Eifersuchtsgedanken werden also als hundertprozentig wahr empfunden und sind nicht korrigierbar.
Symptome und Verhaltensweisen von Betroffenen
Typische Trigger für Eifersuchtsmomente sind für Betroffene objektiv eher banale Dinge oder fehlinterpretierte, bedeutungslose Ereignisse. Dies umfasst beispielsweise, wenn der Partner keine sexuelle Intimität möchte, zu spät von der Arbeit kommt, oder ein fremdes Auto verdächtig oft gegenüber vom Haus parkt. Aber auch das Selbstwertgefühl bedrohende Einstellungen oder Ereignisse können Auslöser sein, wie der Verlust des Arbeitsplatzes, Unzufriedenheit mit dem eigenen Äußeren oder sexuelle Probleme.
Tritt eine solche Triggersituation ein, spult sich oft eine Verkettung von Zwangshandlungen ab, wie beispielsweise:
- Kontrolle des Handys oder der Kleidung des Partners
- Verfolgung des Standorts des Partners
- Verhörartige Befragung des Partners nach seinem Aufenthalt
- Ständige Rückversicherung („Liebst du mich wirklich noch?“)
- Dem Partner verbieten, bestimmte Menschen zu sehen, bestimmte Orte zu besuchen oder bestimmte Aktivitäten auszuführen
Durch solche Zwangshandlungen erleben Betroffene eine kurzfristige Erleichterung, die aber nach kurzer Zeit einen noch größeren Drang nach dem Ausführen weiterer Zwangshandlungen hervorruft. Außerdem verspüren sie körperliche Auswirkungen wie Kopfweh, Herzrasen, Übelkeit und Angstsymptome, die sich sogar zu Aggressionen steigern können.
Ist Eifersucht behandelbar?
Ist die Eifersucht massiv, ist psychotherapeutische Hilfe notwendig. Dabei hat sich die kognitive Verhaltenstherapie einschließlich Expositionen und Reaktionsmanagement als die wirksamste Intervention bei der Behandlung von Zwängen herauskristallisiert. Zunächst müssen Betroffene die typischen Fehlbewertungen, die ihre zwanghafte Eifersucht am Leben halten und verstärken, identifizieren.
Das bedeutet, alle falschen Glaubenssätze, die sie im Bezug auf ihre Befürchtungen haben, aufdecken und korrigieren. Die Konsequenz daraus ist, dass ein neuer Umgang mit den Eifersuchtsgedanken erlernt werden kann, der sich den zwanghaften Ängsten und Befürchtungen stellt und die Zwangshandlungen langsam neutralisiert. Je länger und öfter Betroffene sich ihren angstauslösenden Triggern stellen ohne Absicherungsstrategien oder Zwangshandlungen nachzugehen, desto stärker nimmt ihre Angst gegenüber diesen Triggern langfristig ab. Einige Beispiele für Expositionen bei zwanghafter Eifersucht sind:
- Eine gewisse Zeitspanne zu verbringen ohne zu wissen wo der Partner ist
- Wenn das Handy des Partners klingelt, nicht kontrollieren, welche Person schreibt oder anruft
- Alte Fotos aus der Ex-Beziehung des Partners ansehen
- Zusammen mit dem Partner Filme mit attraktiven Schauspielern ansehen
Zu einer erfolgreichen Exposition gehört absolut zwingend, alle problematischen Reaktionen zu unterlassen. Erst dadurch kann die Erfahrung gemacht werden, dass Anspannung ausgehalten werden kann, ohne sie unbedingt neutralisieren zu müssen, und nur so kann die Zwangsstörung allmählich gelöst werden.
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Erste Eifersuchts-Ambulanz im deutschsprachigen Raum
Eifersucht kann sowohl für Betroffene als auch deren Umfeld sehr belastend sein. Deshalb bieten die Universitätskliniken Innsbruck nunmehr seit 17 Jahren die erste Eifersuchts-Ambulanz im deutschsprachigen Raum an. Eifersüchtige Menschen und deren Angehörige können sich dort beraten lassen und psychotherapeutische Hilfe in Anspruch nehmen. Bisher haben schon über 1.500 Menschen dieses Angebot in Anspruch genommen.
Wie gehe ich mit Eifersucht um? Tipps und Tricks
Folgende Tipps können Betroffenen helfen, das Eifersuchtsgefühl zu entschärfen:
- Toleranzgrenze erweitern: Akzeptieren, dass der Partner auch andere Menschen anziehend finden kann, solange die Intimität tatsächlich nur in der eigenen Beziehung gelebt wird
- Definieren, wo Untreue beginnt und konkrete Vereinbarungen für Wünsche und Grenzen treffen
- Sich loyal verhalten und die Zugehörigkeit zur Beziehung klar definieren
- Gemeinsam an der Beziehung arbeiten
- Eifersucht offen ansprechen
Prognose und Prävention von Eifersucht
Krankhafte Eifersucht kann in vielen Fällen mit professioneller Hilfe überwunden werden. Familien-, Frauen- und Männerberatungsstellen, Psychologen, Psychotherapeuten und Paarberatungsstellen können dazu beitragen, das Selbstvertrauen zu stärken, den Umgang mit Gefühlen zu trainieren und den Umgang untereinander zu besprechen. In jedem Fall sollte auch abgeklärt werden, ob eine psychische Erkrankung vorliegt. Um Eifersucht vorzubeugen ist vor allem ein positiver, liebevoller Umgang mit dem eigenen Selbst nötig. Außerdem können offene und ehrliche Gespräche mit dem Partner, in denen auch klare Grenzen zur Sprache kommen, hilfreich sein.
Passende Jobs
Passende Jobs in der Therapie findet man bei Medi-Karriere. Hier gibt es Jobs als Psychotherapeut, Jobs als Psychologe und Jobs als Gesundheitspsychologe.
- Umgang mit Eifersucht, https://www.gesundheit.gv.at/... (Abrufdatum: 21.11.2024)
- Eifersucht – die Angst vor dem Verlust der Liebe, https://www.psychotipps.com/... (Abrufdatum: 21.11.2024)
- Zu Besuch in der einzigen Eifersuchtsklinik im deutschen Sprachraum, https://www.derstandard.de/... (Abrufdatum: 21.11.2024)
- Eine Sprechstunde – Nur für Eifersüchtige, https://kurier.at/... (Abrufdatum: 21.11.2024)
- Das macht jeden zweiten Österreicher eifersüchtig, https://www.heute.at/... (Abrufdatum: 21.11.2024)
- Eifersucht: Wie Sie der Angst vor dem Liebesverlust selbstbewusst begegnen, https://www.aok.de/... (Abrufdatum: 21.11.2024)
- Wie du Eifersucht bekämpfen kannst, bevor sie deine Beziehung zerstört, https://www.stern.de/... (Abrufdatum: 21.11.2024)