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Eine solide gewachsene Caring Community, eine „Sorgende Gemeinschaft“, bietet ihren Mitgliedern sozioökonomische Sicherheit und Teilhabe. Durch eine bedarfsadaptierte Nutzung sämtlicher verfügbarer Ressourcen entlastet das Caring-Community-Konzept zudem die Verantwortlichen bei der Care-Arbeit, was unter anderem die Problematik des steigenden Bedarfs an privater Pflege abmildert. Dieser Beitrag erklärt den Gedanken der Caring Community und erläutert, wie eine Sorgende Gemeinschaft gebildet und gestärkt werden kann.
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Caring Community – Definition
Die Caring Community oder „Sorgende Gemeinschaft“ ist ein gesellschaftliches Konstrukt, das versucht, alle Beteiligten ihren Wünschen und Bedürfnissen entsprechend in die Gesellschaft zu integrieren und Hilfesuchende mit Helfenden in Kontakt zu bringen. Durch verschiedene Projekte, Angebote und Initiativen in Verbindung mit einer guten Vernetzung aller Akteure finden dabei auch Randgruppen der Gesellschaft Berücksichtigung.
Das Konzept der Caring Community ist noch recht jung. Erste Projekte gibt es erst seit wenigen Jahren. Diese bilden nun die Grundlage der weiteren Ausarbeitungen. Grundsätzlich können Caring Communities überall entstehen, wo Menschen die Bereitschaft aufbringen, einander zu unterstützen. Dabei sind Vertreter aller Altersgruppen, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Stärken und Schwächen, in das Projekt involviert.
Caring Community – Entstehung
Das erste große Projekt zum Thema Sorgende Gemeinschaft entstand in Zusammenarbeit des Österreichischen Roten Kreuzes mit der Universität Graz. Von 2019 bis 2021 erfolgte die Umsetzung von „Caring Communities – Sorgenetze in der Gemeinde stärken“ in Groß-Enzersdorf und dem Gemeindeverband Zukunftsraum Eferding. Anschließend fassten die Initiatoren des Projektes die Ergebnisse ihrer Beobachtungen im Handbuch „Caring Communities“ zusammen.
Caring Community – Ziele
Die Sorgende Gemeinschaft hat das Ziel, ein Netzwerk zu erschaffen, in dem alle Beteiligten niederschwellig die Hilfe erhalten, die sie benötigen. Das kann sowohl Unterstützung im Alltag bedeuten, als auch passende Freizeitangebote oder schlicht soziale Teilhabe. Es geht nicht darum, neue Initiativen zu gründen. Vielmehr sollen die bereits vorhandenen Ressourcen besser in der Gesellschaft sichtbar und nutzbar gemacht und dort optimiert werden, wo Bedarf besteht.
Durch eine Sensibilisierung für die Probleme beispielsweise chronisch Kranker, alter und einsamer Gemeindemitglieder, Pflegender oder Trauernder, erlangen potenzielle Unterstützer bessere Einblicke und können ihre Möglichkeiten zur Hilfe optimal einsetzen. Auch sollen die Hilfesuchenden idealerweise bereits vor Eintritt der Notlage mit lokalen Sorgestrukturen vertraut sein, um sie im Bedarfsfall gezielt in Anspruch nehmen zu können. Alle Gemeindemitglieder, die sich einbringen möchten, können zum Ausbau der Initiativen beitragen und stärken das lokale Versorgungs- und Unterstützungsnetz, was letztlich der Gesundheit aller Beteiligten zugutekommt.
Zielgruppe einer Caring Community
Zur Zielgruppe für den Aufbau einer Sorgenden Gemeinschaft zählen letztlich alle darin lebenden Personen. Fast immer kann jeder Mensch innerhalb einer Gruppe irgendeinen Beitrag zum Wohle der Gemeinschaft leisten. Einer besonderen Qualifikation bedarf es meist nicht. Gleichzeitig kann jedes Mitglied der Caring Community Unterstützung erhalten. Dabei liegt ein besonderes Augenmerk auf Menschen, die aufgrund ihrer gesundheitlichen oder sozialen Lebensumstände einen intensiveren Hilfsbedarf haben. Dies ist unter anderem bei demenziellen oder anderen chronischen Erkrankungen der Fall.
Alleinlebende, die unter Einsamkeit leiden, profitieren von einer gesteigerten Aufmerksamkeit und Zuwendung ihres Umfeldes. Idealerweise lässt sich ihr Bedürfnis nach sozialem Austausch mit dem Sorgeanspruch anderer Menschen kombinieren, zum Beispiel, indem sie jungen Familien als Betreuungspersonen für die Kinder entlasten.
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Caring Community – Werte
Die Sorgende Gemeinschaft baut auf einigen essenziellen Grundpfeilern auf. Diese zentralen Werte umfassen gegenseitigen Respekt, empathisches Miteinander und Achtsamkeit im wechselseitigen Umgang. Sie müssen von allen Beteiligten gleichermaßen gelebt werden, damit die Caring Community gedeihen kann. Wer innerhalb der Gemeinschaft einem sozialen Beruf nachgeht und umfassende Kenntnisse im Bereich Care hat, ist natürlich angehalten, besonderes Augenmerk auf die Umsetzung dieser Werte innerhalb seiner Berufsausübung zu legen.
Eine Caring Community versteht sich ausdrücklich nicht als Konzept zur Kostenoptimierung einer Gemeinde. Vielmehr will die Caring Community die Nutzung und den Effekt der vorhandenen Ressourcen sowohl inhaltlich als auch finanziell stärken und hierdurch eine Verbesserung der gesamtgesellschaftlichen Gesundheit erwirken. Insbesondere bei zusätzlichen Kosten kann es schwierig sein, die Beteiligten von der Notwendigkeit hierzu zu überzeugen, etwa wenn die vorliegenden Hilfsangebote zwar finanziell aufwändig waren, jedoch in ihrer aktuellen Form nicht zum Bedarf der Gesellschaft passsen.
Caring Community – Umsetzung
Die Etablierung einer Sorgenden Gemeinschaft erfolgt in mehreren Schritten, die aufeinander aufbauen. Ein Initiator leitet das Projekt ein und bespricht die Grundidee mit ersten wichtigen Beteiligten. Damit beginnt Phase 0 des Projektes.
Welche Maßnahmen werden ergriffen?
In dieser sogenannten Vorphase erfolgt eine Bestandsaufnahme der bereits vorliegenden Sorgestrukturen in der Gemeinschaft und des bestehenden Bedarfs. Diese gestalten sich in jeder Gemeinde sehr individuell. Im Prozess können erste Netzwerke entstehen. Hiernach wird die Gemeinde über das Projekt informiert und zum Gespräch gebeten.
In der ersten aktiven Projektphase, Phase 1, dem Zuhören und Würdigen, wird nun gemeinsam überlegt, wie die Hilfe- und Sorgekultur in der Gemeinschaft aktuell strukturiert ist. Es erfolgt eine breite Ideensammlung und Konkretisierung, erste kleinere Initiativen kommen zur Umsetzung und es bilden sich Care-Teams. In Phase 2 entstehen „Experimentierräume“ und Orte der Beteiligung, innerhalb derer die geplanten Initiativen Gestalt annehmen können.
Die abschließende Phase der Nachhaltigkeit und Erfahrungsweitergabe findet statt, wenn bereits feste Strukturen und Gruppen innerhalb der Sorgenden Gemeinschaft etabliert sind. Sie bietet die Möglichkeit, die Inhalte und Ergebnisse auch überregional einsetzbar zu machen. Spezielle Maßnahmen im Hinblick auf die Versorgung Dementer werden etwa bei der Initiative „Einsatz Demenz“, bei der Polizisten den Umgang mit Demenzerkrankten lernen, angewandt. Weitere Initiativen der Caring Community sind unter anderem die Nachbarschaftshilfe. Viele Projekte zur Bildung einer Caring Community erhalten finanzielle Unterstützung durch den Fonds Gesundes Österreich.
Wie werden die Teilnehmer einbezogen?
Die Caring Community entsteht im Rahmen eines Entwicklungsprozesses, den oft eine oder wenigen Personen initiieren. Diese stellt die ersten Kontakte zu Vertretern oder Vorständen der relevanten Einrichtungen her und vernetzt sie, sodass die wichtigsten Akteure gemeinsam zur Planung übergehen können. Nach gemeinsamer Organisation eines passenden Raums und Terminfindung wird die Gemeinde über Printmedien, Aushänge, per Post und im direkten Gespräch über das geplante Projekt informiert und zum ersten Runden Tisch geladen.
Dort übernehmen dann die Teilnehmenden die Verantwortung für verschiedene Aspekte und Tätigkeiten, die für die funktionierende Sorgende Gemeinde erforderlich sind. Mit zunehmender Etablierung der Strukturen geraten die anfänglich zur Unterstützung benötigten Fachkräfte und Initiatoren zunehmend in den Hintergrund, da sich die Rollen festigen.
Wie wird das Ergebnis evaluiert?
Sowohl während der Projekte als auch an deren Ende eruieren die Initiatoren die Antworten auf verschiedene Fragestellungen, die sich bereits bei der Projektplanung gebildet haben. Hierzu zählen die Wahrnehmung der bestehenden Sorgekultur durch die Bürger und die Frage nach Sorge-Kompetenzen auf allen Seiten. Konkrete Sorgesituationen und die bestehenden Netzwerke werden kritisch betrachtet und deren Entwicklung und Veränderungen während des Prozesses festgehalten.
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Caring Community – Prognose
Die Sorgende Gemeinschaft zeichnet sich durch ein gestärktes Gemeinschaftsgefüge und die effiziente Überbrückung von Versorgungslücken im Alltag aus. Caring Communities könnten sich aufgrund der demographischen Entwicklungen als zunehmend relevante Strukturen für die Gesellschaft erweisen.
Passende Jobs
Passende Jobs in vielen Berufen des Sozialwesens bietet Medi-Karriere. Hier gibt es Jobs als Fachsozialbetreuer, Jobs als Sozialarbeiter und Jobs als Sozialpädagoge.
- Caring Communities in der kommunalen Gesundheitsförderung, https://styriavitalis.at/... (Abrufdatum: 23.08.2024)
- Die sorgende Gemeinde – Caring Communities, https://www.gesundheit.gv.at/... (Abrufdatum: 23.08.2024)
- Handbuch Caring Communities, Sorgenetze stärken – Solidarität leben, https://fgoe.org/... (Abrufdatum: 23.08.2024)
- Inklusive Caring Communities, https://ois.lbg.ac.at/... (Abrufdatum: 23.08.2024)
- Caring Communities. Auf gesunde Nachbarschaft, https://gesunde-nachbarschaft.at/... (Abrufdatum: 23.08.2024)