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Laut der österreichischen Arbeiterkammer gelten mehr als zehn Prozent der Bevölkerung hierzulande als Burnout-Betroffene. Weitere 17 bis 20 Prozent werden als gefährdet eingestuft. Da diese psychosomatische Krankheit demnach jede/n Dritten (indirekt) betrifft und vor allem bei Erwerbstätigen vorkommt, ist Burnout auch für Arbeitgebende ein relevantes, alltagsnahes Thema. Kennt man jedoch die Risikofaktoren sowie bestimmte Methoden und Strategien, die situativ angewendet werden können, lässt sich eine langanhaltende Episode oftmals präventiv verhindern.
Zum Thema Burnout stellen sich Betroffene, Arbeitgeber/innen und Angehörige gleichermaßen viele Fragen: Wie äußern sich Burnout-Symptome bei Männern und Frauen körperlich? Welche Ursachen gibt es und welche Faktoren begünstigen eine Erkrankung? Wie erkennt man Burnout bei seinem/-r Partner/in? Ist Burnout eine anerkannte Krankheit? Was kann man als Arbeitgeber/in für seine Angestellten mit Burnout tun? Wie lange braucht man, um sich von einem Burnout zu erholen bzw. wie lange wird man i.d.R. krankgeschrieben? Welche/r (Fach-)Arzt/Ärztin kann Betroffenen helfen?
Dieser Beitrag klärt diese und viele weitere Fragen rund um das Thema Burnout, definiert und beschreibt die Krankheit und stellt mögliche Therapien sowie Präventionsmaßnahmen vor.
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Burnout – Definition
Etwa zehn Prozent der Erwerbsbevölkerung in Österreich gelten laut der Arbeiterkammer als Burnout-Betroffene, d.h. etwa jede/r Fünfte. Zu einem Burnout-Syndrom kommt es, wenn eine lang andauernde Belastung zur Überforderung wird und nicht vermieden werden kann. Nicht immer ist der Beruf Grund dafür: Private oder persönliche Belastungen, wie z.B. die Pflege eines/-r schwerkranken Angehörigen führen nicht selten zu einem solchen Zustand des Ausgebranntseins.
Unter Burnout versteht man körperliche und emotionale Erschöpfung. Das Burnout-Syndrom fällt in der internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD-10-Code) in die Rubrik „Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung“. Burnout kann bis hin zu Panikattacken, Depression und zum totalen emotionalen, geistigen und körperlichen Zusammenbruch führen.
Zu den größten Stressfaktoren am Arbeitsplatz gehören u.a. Multitasking, das „Hamsterrad-Syndrom“ (immer zu viel zu tun haben), Konkurrenz, fehlendes bzw. negatives Feedback und fehlender Handlungsspielraum. Burnout im Arbeitsbereich macht sich durch drei Kernsymptome bemerkbar:
- berufliche Ineffektivität („Schaffe ich das noch?“, „Meine Arbeit ist nichts wert“)
- Erschöpfung als Zeichen individueller Stressreaktion (emotionales Ausgebranntsein)
- Distanzierung und Zynismus (Depersonalisation)
Burnout – Symptome
Die Ursachen und Anzeichen für ein Burnout sind vielfältig, denn Stress und Erschöpfung ist etwas individuell Empfundenes. Doch insbesondere diese drei Symptome sprechen für ein Burnout, vor allem wenn sie gleichzeitig auftreten:
- Erschöpfung: Betroffene fühlen sich überfordert, ausgelaugt und antriebslos, sind oft müde und niedergeschlagen. Viele haben zudem körperliche Beschwerden, z.B. unspezifische Schmerzen, Magen-Darm-Probleme oder Schlafstörungen.
- Entfremdung von der eigenen Tätigkeit: Menschen mit einem Burnout erleben ihre Arbeit als frustrierend. Sie verlieren ihre Empathie, stumpfen ab und entwickeln eine zynische Haltung ihren Mitmenschen und Aufgaben gegenüber. Diese geht oft mit Verbitterung und starker emotionaler Distanz einher.
- Verminderte Leistungsfähigkeit: Betroffene haben meist Probleme, sich zu konzentrieren und sich Dinge zu merken. Sie fühlen sich lustlos, es mangelt ihnen an Ideen und Kreativität und es fällt ihnen schwer, Entscheidungen zu treffen.
Burnout – Ursachen
Belastende Situationen zu Hause oder im Beruf können Menschen ans Ende ihrer Kräfte bringen. Auch hier ist es wieder eine subjektive Wahrnehmung der Gegebenheiten: Person A nimmt vielleicht die dauerhaften Überstunden als stressige, aber auch positive Herausforderung wahr. Doch Person B kann die Angelegenheit nicht länger so auffassen. Sie ist überfordert, unkonzentriert, energielos – ausgebrannt. Die Ursachen dafür können unterschiedlicher Art sein, gängige Beispiele sind aber:
- dauerhafte Überforderung
- Zeit- und Leistungsdruck, ggf. verbunden mit der Angst vor Arbeitsplatzverlust
- das Gefühl, jederzeit flexibel und erreichbar sein zu müssen
- hohes Verantwortungsbewusstsein, hohe Erwartungen an sich und andere, Neigung zum Perfektionismus
- eingeschränkter Handlungsspielraum sowie wenig individuelle Gestaltungsmöglichkeiten und Verantwortung
- unbefriedigendes Arbeitsklima, mangelnde Würdigung der eigenen Leistungen
- Konflikte mit Kollegen/-innen, Vorgesetzten oder Angehörigen
- fehlende private und berufliche Unterstützung
Die Gründe für ein Burnout lassen sich in Cluster aufteilen, sodass sich verschiedene Kategorien herauskristallisieren lassen. Demzufolge liegen die Ursachen für das Ausgebranntsein meist in einem überfordernden Zusammenwirken von Faktoren aus diesen folgenden Feldern:
- Beruf: Zeitdruck, fehlender Handlungsspielraum, mangelndes Führungsverhalten etc.
- Privatleben: fordernde Betreuungspflichten, finanzielle Engpässe, Konflikte etc.
- Person: zu hohe Ansprüche, Schwierigkeiten sich abzugrenzen, mangelnde Erholung etc.
- Gesellschaft: sehr hohe Leistungsanforderungen der Gesellschaft, unrealistische Rollenbilder, Arbeitsmarktsituation etc.
Burnout – Prävention
Zur Prävention des Burnouts ist es wichtig, Möglichkeiten zur Entspannung und Erholung zu finden und die persönlichen Ziele und Werte im Job sowie zuhause regelmäßig zu reflektieren. Jedes der vier oben genannten Felder – Beruf, Privatleben, Person, Gesellschaft – birgt eigene Stressfaktoren, die sich auf unterschiedliche Weise bemerkbar machen. Auch die Lösungs- und Bewältigungsstrategien dafür können ganz unterschiedlich aussehen: In medizinischen und sozialen Berufen sind die Teilnahme an Supervisions- und Selbsterfahrungsgruppen möglicherweise hilfreich. Darüber hinaus können Weiterbildungsmaßnahmen und ein berufliches Coaching sinnvoll sein. Ziel aller Maßnahmen ist, eine gesunde Work-Life-Balance zu finden.
Besonders sollte man auf Faktoren achten, die man beeinflussen kann, um einem Burnout vorzubeugen: Kann man Überstunden reduzieren oder Aufgaben delegieren? Gibt es private Stressoren, die man zumindest vorübergehend ausklammern kann? Am besten wird man präventiv z.B. durch Sport oder Yoga sowie Gespräche mit Freunden/-innen tätig. Wer sich beispielsweise den Stress von der Seele redet oder läuft, beugt aktiv vor.
Burnout – Selbsttest
Wie erkennt man, ob Burnout einen betrifft? Dieser anerkannte Selbsttest stammt von der Fachklinik für Psychosomatik Friedenweiler. Die Fragen sollte man gemäß den folgenden Kriterien beantworten: trifft fast nie zu, trifft selten zu, trifft manchmal zu, trifft häufig zu, trifft (fast) immer zu. Je öfter man die nachfolgenden Erfahrungen macht, desto gefährdeter ist man.
- Ich habe allgemein zu viel Stress in meinem Leben.
- Durch meine Arbeit muss ich auf private Kontakte und Freizeitaktivitäten verzichten.
- Auf meinen Schultern lastet zu viel.
- Ich leide an chronischer Müdigkeit.
- Ich habe das Interesse an meiner Arbeit verloren.
- Ich handle manchmal, als wäre ich eine Maschine. Ich bin mir selbst fremd.
- Früher habe ich mich um meine Kollegen/-innen und Patienten/-innen gekümmert – heute interessieren sie mich nicht.
- Ich mache zynische Bemerkungen über Patienten/-innen und Mitarbeiter/innen.
- Wenn ich morgens aufstehe und an meine Arbeit denke, bin ich gleich wieder müde.
- Ich fühle mich machtlos, meine Arbeitssituation zu verändern.
- Ich bekomme zu wenig Anerkennung, für das was ich leiste.
- Auf meine Kollegen/-innen kann ich mich nicht verlassen, ich arbeite über weite Bereiche für mich allein.
- Durch meine Arbeit bin ich emotional ausgehöhlt.
- Ich bin oft krank und anfällig für körperliche Krankheiten bzw. Schmerzen.
- Ich schlafe schlecht, besonders vor Beginn einer neuen Arbeitsperiode.
- Ich fühle mich frustriert in meiner Arbeit.
- Eine oder mehrere der folgenden Eigenschaften trifft auf mich zu: nervös, ängstlich, reizbar, ruhelos.
- Meine eigenen körperlichen Bedürfnisse (Essen, Trinken, WC) muss ich hinter die Arbeit reihen.
- Ich habe das Gefühl, ich werde im Regen stehen gelassen.
- Meine Kollegen/-innen sagen mir nicht die Wahrheit.
- Der Wert meiner Arbeit wird nicht wahrgenommen.
Der Test basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, ist jedoch nicht als finale medizinische Diagnose zu betrachten. Aus dem Testergebnis lassen sich aber die Stellschrauben ausfindig machen, in welchen Feldern die Stressoren liegen und welche Bereiche einer Veränderung bedürfen könnten.
Burnout – Zahlen & Fakten
Wie hätte die österreichische Bevölkerung den obigen Selbsttest beantwortet? Wie sehen die Antworten der Leute hierzulande laut den Statistiken aus? Eine aktuelle Repräsentativerhebung des österreichischen Sozialministeriums ergibt dazu folgende Prävalenzzahlen für das Burnout-Syndrom in Österreich:
- 52 % sind als gesund zu betrachten.
- 4 % der Bevölkerung sind „rein depressiv“, aber Depressionen können eine Folge- bzw. Nebenerscheinung von Burnout sein.
- 19 % der Befragten sind dem frühen Problemstadium (leicht gefährdet) zuzuordnen.
- 17 % sind dem Übergangsstadium (hoch gefährdet) zuzuordnen.
- 8 % sind dem Burnout-Erkrankungsstadium (diagnostiziert erkrankt) zuzuordnen.
- In der Gruppe der unter 30-Jährigen findet sich ein besonders hoher Anteil an Personen im Burnout-Erkrankungsstadium, welcher mit zunehmendem Alter wieder geringer wird und ab dem 50. Lebensjahr erneut ansteigt. Erst nach dem 59. Lebensjahr sinkt das Erkrankungsrisiko wieder.
- Geschlechtsunterschiede konnten nicht gefunden werden.
Betroffene und Angehörige von Betroffenen sollten die Anzeichen für Burnout ernst nehmen. Denn neben Arbeitsunfähigkeit führt die Erkrankung manchmal zum Suizid. Professionelle Hilfe und methodisch konsequente Bewältigungsstrategien haben daher eine große Bedeutung.
Diese Berufsgruppen gelten als besonders gefährdet
Manche Berufsgruppen sind mit einer hohen Korrelation fürs Ausgebranntsein verbunden. Neben Menschen in Führungspositionen und in Helferberufen unterliegen auch beispielsweise Sozialarbeiter/innen, Lehrer/innen, Polizeibeamte/-innen und Ärzte/-innen einem erhöhten Erkrankungsrisiko. Ihre Arbeit hat überdurchschnittlich oft mit zwischenmenschlichen Extremsituationen zu tun. Die Berufszweige mit den häufigsten Krankheitstagen wegen Burnout sind
… im medizinischen Bereich:
- Führungskräfte in der Pflege (Gesundheits- & Krankenpflege, Rettungsdienst & Geburtshilfe)
- Führungskräfte im Bereich Erziehung, Sozialarbeit, Heilerziehungspflege
- Mitarbeiter/innen in der Altenpflege
- Mitarbeiter/innen in der Haus- & Familienpflege
… im nicht-medizinischen Bereich:
- Führungskräfte in der Gastronomie
- Führungskräfte im Verkauf
- Mitarbeiter/innen im Dialogmarketing
- Mitarbeiter/innen in der Erwachsenenbildung
- Erziehungswissenschaftler/innen
- Ausbilder/innen & Pädagogen/-innen in der betrieblichen Ausbildung
Phasen von Burnout
Burnout ist nicht gleich Burnout. Denn es gibt verschiedene Stufen und Stadien des Krankheitsbilds. Der Psychologe Herbert Freudenberger und die Autorin Gail North haben ein Phasenmodell entwickelt, das zwölf Stufen von Burnout beschreibt. Dieses Modell dient somit möglicherweise als erster Anhaltspunkt in der Fremd- sowie in der Eigeneinschätzung:
Der Zwang sich zu beweisen – Stufe 1
- Besondere Begeisterungsfähigkeit für die Arbeit
- Erhöhte Erwartungen an sich selbst
- Übersehen eigener Grenzen und Zurückstellen eigener Bedürfnisse
Verstärkter Einsatz – Stufe 2
- Besondere Bereitschaft zur Übernahme von neuen Aufgaben
- Freiwillige Mehrarbeit und unbezahlte Überstunden, auch an freien Tagen, am Wochenende und in der Urlaubszeit
- Gefühl der Unentbehrlichkeit
Vernachlässigung eigener Bedürfnisse – Stufe 3
- Chronische Vernachlässigung eigener Bedürfnisse
- Mehrkonsum von Kaffee, Aufputschmitteln bzw. Zigaretten
- Gelegentliche Schlafstörungen
Verdrängung von Konflikten und Bedürfnissen – Stufe 4
- Fehlleistungen, z.B. Vergessen von Terminen, Nichterledigen von Aufgaben, Ungenauigkeit, Energiemangel, Schwächegefühl
- Aufgabe von Hobbys
Umdeutung von Werten – Stufe 5
- Abstumpfung und Aufmerksamkeitsstörungen
- Meiden privater Kontakte, die als belastend empfunden werden
- Probleme mit dem/-r Partner/in
Verstärkte Verleugnung aufgetretener Probleme – Stufe 6
- Gefühl mangelnder Anerkennung, Desillusionierung
- Widerstand, täglich zur Arbeit zu gehen, Arbeitszeiteinstellung, die als innere Kündigung bezeichnet werden kann
- Vermehrte Fehlzeiten, verspäteter Arbeitsbeginn, vorverlegter Arbeitsschluss
Rückzug – Stufe 7
- Orientierungs- und Hoffnungslosigkeit, Ohnmachtsgefühle, innere Lehre
- Ersatzbefriedigung durch Essen, Alkohol, Drogen, Spielen, Sexualität
- Abbau der kognitiven Leistungsfähigkeit, Ungenauigkeit, Desorganisation, Entscheidungsunfähigkeit
- Psychosomatische Reaktionen, Gewichtsveränderungen, Herzklopfen, Bluthochdruck
Deutliche Verhaltensänderung – Stufe 8
- Eigenbrötelei, Selbstmitleid, Einsamkeit, ärgerliche Reaktionen auf gut gemeinte Zuwendung
- Verringerte Initiative und Produktivität (Dienst nach Vorschrift), Verflachung des sozialen Lebens (Gleichgültigkeit, Gefühl der Sinnlosigkeit)
- Wenig persönliche Anteilnahme an anderen, gleichzeitig exzessive Bindung an Einzelne, Meidung beruflich sozialer Kontakte
Verlust des Gefühls für die eigene Persönlichkeit – Stufe 9
- Entfremdung, Gefühl des Abgestorbenseins und innere Leere
- Automatenhaftes Funktionieren
- Psychosomatische Reaktionen treten noch mehr in den Vordergrund
Innere Leere – Stufe 10
- Wechsel zwischen starken schmerzhaften Emotionen mit dem Gefühl des inneren Abgestorbenseins
- Phobische Zustände, Panikattacken und Angst vor Menschen
- Eigenbrötelei, Einsamkeit, negative Einstellung zum Leben
- Fallweise exzessive sinnliche Befriedigung, z.B. Kaufräusche, Fressattacken, exzessiver Sex ohne wirkliche Befriedigung
Depression und Erschöpfung – Stufe 11
- Negative Einstellung zum Leben, Hoffnungslosigkeit
- Erschöpfung, starker Wunsch nach Dauerschlaf
- Existenzielle Verzweiflung, Selbstmordgedanken und -absichten
Völlige Burnout-Erschöpfung – Stufe 12
- Lebensgefährliche geistige, körperliche und emotionale Erschöpfung
- Angegriffenes Immunsystem, Herz-Kreislauf- bzw. Magen-Darm-Erkrankungen
- Suizidalität, Selbstmordgefahr
Bei Stufe 4 bis 8 ist eine Beratung sinnvoll, da sowohl die körperliche und geistige Gesundheit als auch das soziale Leben betroffen sein können. Ab Stufe 9 sollte eine Psychotherapie in Erwägung gezogen werden. Ab Stufe 11 ist wegen der akuten Gesundheitsgefährdung zusätzlich eine ärztliche Behandlung notwendig.
Burnout – Darüber sprechen
Selbst bei Burnout im Anfangsstadium sollte man sich anderen mitteilen. Egal, ob Euphorie, Überforderung, Einsamkeit oder Erschöpfung – wer sich jemandem anvertraut und über Probleme spricht, kann etwa Ideen für Veränderungen bekommen sowie das Gefühl des Alleingelassenseins reduzieren.
Die Arbeit über Burnout informieren
Bemerkt man ein Burnout, sollte man den/die Vorgesetzte/n darüber informieren. Am besten ist ein persönliches Gespräch, in dem man allerdings nicht zu sehr ins Detail geht. Es genügt zu sagen, dass man Symptome bemerkt hat (nicht ausführen, welche) und ein Burnout vermeiden will. Dazu sollte man gezielte Vorschläge parat haben, z.B.: „Ich kann die nächsten Wochen keine Nachtschichten machen. Können wir da was tun?“
Welche Fachärzte/-ärztinnen können Betroffenen helfen?
Die erste Ansprechstelle ist der/die Allgemein- bzw. Hausarzt/-ärztin. Da Burnout mittlerweile eine häufige Diagnose ist, kennen sie die Anzeichen und können Hilfe leisten. Wenn die Symptome jedoch gravierend sind, sollte man sich direkt an eine/n Psychologen/-in oder Psychotherapeuten/-in wenden. Befindet man sich in einem Stadium von Burnout ab Stufe 11 (z.B. Selbstmordgedanken), muss unverzüglich Hilfe gesucht werden. Die Seelsorge ist über den Notruf 142 jederzeit erreichbar. Außerdem haben Psychiatrische Kliniken Notfallambulanzen, die man Tag und Nacht aufsuchen kann.
Was Partner/innen tun können
Als Partner/in eines/-r von Burnout Betroffenen kann man durch Zuhören und Entlasten helfen. Man kann z.B. das Einkaufen, den Haushalt o.ä. übernehmen, damit zumindest privat etwas Druck wegfällt. Die Grenzen sind jedoch erreicht, wenn der/die Partner/in z.B. oft weint, sich hilflos fühlt oder gar von Selbstmordgedanken spricht. In diesem Fall sollte man unbedingt professionelle Hilfe holen.
Arbeitgeber/in mit Burnout (im Team)
Wer als Arbeitgeber/in selbst von Burnout betroffen ist, sollte idealerweise offen kommunizieren, woran er/sie erkrankt ist. Eine Rundmail kann alle Mitarbeiter/innen informieren und dazu aufrufen, sich selbst auf Symptome zu überprüfen. Ein paar ermutigende Worte („Wenn Sie Symptome bemerken, wenden Sie sich bitte frühzeitig an Ihre/n Vorgesetze/n. Wir suchen lieber präventiv mit Ihnen gemeinsam eine Lösung, als auf Ihre Erkrankung zu warten.“) sollten dabei nicht fehlen. Durch dieses Verhalten enttabuisiert man Burnout nicht nur, sondern inspiriert auch andere zu offener Kommunikation darüber, hilft anderen indirekt bei der Früherkennung und geht mit authentischem, mutigen Verhalten voran.
Wenn ein Fall von Burnout im Unternehmen vorliegt, steht der Datenschutz einer anlassbezogenen Mitteilung im Wege. Man sollte dennoch die Chance nutzen, allgemein über das Thema Burnout zu informieren, entweder per Rundmail oder in Meetings.
Arbeitgeber/innen können auch präventive Maßnahmen anbieten, um das Risiko für Mitarbeiter/innen zu schmälern. Dies können Gesprächs- oder Sportangebote sein, z.B. entspannende Sportarten wie Yoga, Tai-Chi oder geführte Meditationen. Auch das Anbieten von Power Naps (Mittagsschläfchen im Büro, z.B. in einem Nebenraum) hat in Japan und den USA zu großen Erfolgen geführt, was die persönliche Gesundheit und Leistungsfähigkeit betrifft.
Burnout – Behandlung, Dauer und Krankschreibung
Burnouts können Wochen oder Monate dauern, das kommt auf den individuellen Fall an. Die Behandlung ist jedoch immer dieselbe: Stressreduktion, Gespräche, sowie professionelle therapeutische oder ärztliche und ggf. sogar medikamentöse Hilfe. In besonders gravierenden Fällen muss man in eine psychosomatische Klinik.
In der Regel wird man mit Burnout nicht länger als sechs Wochen am Stück krankgeschrieben, meist eher im zwei-Wochen-Rhythmus bis zur Besserung der drastischsten Symptome. Wenn kein Ende der Krankheit absehbar ist, kann auch „bis auf Weiteres“ als Krankheitsdauer eingetragen werden. Wenn man innerhalb der letzten zwölf Monate vor Eintritt der Krankheit mindestens sechs Monate krankenversichert war, dann beträgt die Maximaldauer des Krankengeldbezugs insgesamt 52 Wochen.
Medikamente
Es gibt keine spezifischen Medikamente gegen Burnout. Leidet die betroffene Person aber unter Symptomen einer Depression, können Antidepressiva eingesetzt werden. Die fünf gängigsten Präparate in Österreich sind Cipralex (Wirkstoff: Escitalopram), Trittico (Wirkstoff: Tradozon), Fluctine (Wirkstoff: Fluoxetin), Sertralin (Wirkstoff: Sertralin) und Mirtabene (Wirkstoff: Mirtazapin). In jedem Fall muss ein/e Arzt/Ärztin hinzugezogen werden.
Klinikaufenthalt oder Reha
Klinikaufenthalte oder Rehamaßnahmen sind besonders in drastischen Fällen notwendig. Die Ziele dieser Therapien sind die Stärkung der psychischen Widerstandskraft, das Verändern von schädlichen Verhaltensmustern, das Erlernen von Bewältigungsstrategien, die Beseitigung bzw. Minderung der körperlichen und psychischen Symptome sowie die Ermöglichung lustvollen Erlebens. Die Aufenthaltsdauer ist von Einzelfall zu Einzelfall unterschiedlich.
Weitere Behandlungsmethoden
Darüber hinaus gibt es bei Burnout drei verschiedene Ansatzpunkte zur Behandlung:
- Psychotherapeutische Therapie: Sie wird von zugelassenen Psychiatern/-innen, Psychologen/-innen und Psychotherapeuten/-innen stationär in Kliniken oder ambulant in Praxen durchgeführt und erschließt die Grundlagen der Erkrankung. Medikamentöse Unterstützung ist möglich, aber nicht zwingend.
- Psychologische Beratung: Sie zielt im Gegensatz zu psychotherapeutischen Verfahren auf eine Verbesserung der Lebensqualität, des subjektiven Wohlbefindens sowie der Förderung der Problemlösefähigkeit ab. Zudem bietet sie Unterstützung und Hilfestellung in belastenden und schwer zu bewältigenden Lebenskrisen. Psychiater/innen, Psychologen/-innen, Psychotherapeuten/-innen sowie Lebens- und Sozialberater/innen führen diese durch.
- Orthomolekulare Therapie: Im Mittelpunkt steht hierbei die hochdosierte Verwendung von Vitaminen, Spurenelementen und Mineralstoffen zur Wiederherstellung der natürlichen Balance des Körpers und der Psyche. Der Therapieerfolg ist nicht eindeutig schulmedizinisch belegt und daher umstritten.
1. statistik.at/suche?L=0&id=582&tx_solr%5Bq%5D=burnout (Abrufdatum: 09.08.2022)
2. www.muenchen-klinik.de/psyche-seele-psychische-erkrankungen/burnout/burnout-test/ (Abrufdatum: 10.08.2022)
3. www.therapie.de/psyche/info/test/weitere/burnout/#_ (Abrufdatum: 11.08.2022)
4. koerper-psychotherapie.at/burnout-12stufen.pdf (Abrufdatum: 12.08.2022)