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Blutgruppen gehören mittlerweile zum Einmalseins der modernen Medizin. Egal ob in diagnostischer Hinsicht oder bei lebensgefährlichen Verletzungen – um eine Bestimmung der Blutgruppe kommt man in der Regel nicht herum. Doch es gibt viele unterschiedliche Blutgruppen, die Menschen haben können, von denen im medizinischen Kontext manche mehr und manche weniger gefragt sind. Während die einen nämlich extrem selten sind, findet man andere Blutgruppen bei fast einem Drittel der Bevölkerung in Österreich.
Womit das zusammenhängt und welche Rolle die Blutgruppen heute spielen, wird in diesem Artikel betrachtet.
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Was sind Blutgruppen?
Blutgruppen sind eine Klassifizierung des Blutes, die auf der Zusammensetzung bestimmter Proteine und Antigene auf den roten Blutkörperchen (Erythrozyten) basieren. Es gibt mehrere Blutgruppensysteme (insgesamt an die 150 Stück), wobei das AB0-System das am häufigsten verwendete ist. In dieser Klassifizierung werden die Blutgruppen A, B, AB und 0 unterschieden. Beispielsweise bedeutet Antigen A die Ausprägung der Blutgruppe A.
Welche Blutgruppe man selber hat, wird maßgeblich von den beiden Elternteilen beeinflusst. Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Bestimmung der Blutgruppe ist der Rhesusfaktor, der die Blutgruppen in Rh-positiv und Rh-negativ unterteilt. Die Kenntnis der eigenen Blutgruppe ist im medizinischen Bereich von immenser Bedeutung, beispielsweise für Blutspenden und eine Bluttransfusion.
Entdeckung der Blutgruppen
Die Entdeckung der Blutgruppen geht auf den österreichischen Mediziner und Bakteriologen Karl Landsteiner zurück. Dieser entdeckte im Jahr 1901 zusammen mit Alexander Wiener das AB0-Blutgruppensystem. Dabei beobachtete er, dass das Blut von manchen Spendern/-innen mit dem Blut von manchen Empfängern/-innen verklumpte und damit unbrauchbar war. Daraus schloss er wiederum, dass es Unterschiede in der Zusammensetzung des Blutes geben musste. Einige Jahrzehnte später wurde Landsteiner zudem für diese wegbereitende Entdeckung mit dem Nobelpreis ausgezeichnet (1930).
Doch damit nicht genug: Auch das zweitwichtigste Blutgruppensystem, das Rhesus-System, entdeckte der Österreicher im Jahr 1940. Namensgebend hierfür waren die roten Blutkörperchen von Rhesusaffen, die für dieses Experiment verwendet wurden.
Landsteiners Entdeckungen auf dem Gebiet der Blutgruppen revolutionierten die Transfusionsmedizin und führten dazu, dass Bluttransfusionen sicherer wurden und zudem mehr Leben gerettet werden konnten. Er legte außerdem damit den Grundstein für kriminologische beziehungsweise rechtliche Untersuchungsverfahren zur Elternbestimmung und der Analyse von Blutspuren.
Vererbung der Blutgruppen
Die Vererbung der Blutgruppen von den Eltern auf ihre Kinder erfolgt auf Basis der Mendelschen Regeln (Mendel war ein österreichischer Priester, der die Grundsätze der Vererbung erforschte.). Um diese Prinzipien genau zu verstehen, muss man ein wenig weiter ausholen.
Jeder Mensch besitzt von dem Gen für die spezifische Blutgruppe zwei Varianten, wovon jeweils eine von der Mutter und eine vom Vater stammt. Diese Variante bezeichnet man auch als “Allel”. Die genaue Zusammensetzung des Erbguts auf diesem Allel nennt man “Genotyp”. Dahingegen bezeichnet man die Blutgruppe, die der Mensch tatsächlich hat, als “Phänotyp”. Der Phänotyp bezeichnet also die sichtbare Ausprägung eines Merkmals.
Welches Merkmal sich jedoch genau ausprägt, ist abhängig von der Dominanz der einzelnen Allele. Hiervon gibt es drei verschiedene Formen:
- Dominanz: Ein Allel setzt sich gegenüber dem anderen durch und prägt sich aus.
- Rezessivität: Ein Allel ist dem anderen unterlegen und wird nicht sichtbar.
- Kodominanz: Beide Allele sind dominant und werden somit beide ausgeprägt.
Innerhalb des AB0-Systems sind die Blutgruppen A und B dominant gegenüber 0. Allerdings sind A und B zugleich kodominant – liegen beide Allele vor, bilden dementsprechend auch beide den Phänotyp. Der Körper schützt sich außerdem gewissermaßen vor “fremden” Blutgruppen, indem das Immunsystem Antikörper gegen die anderen Blutgruppenmerkmale bildet.
Um diese theoretischen Grundlagen der Vererbungslehre rund um die Blutgruppen etwas zu veranschaulichen, sind die Vererbungsgänge in der folgenden Tabelle nochmals zusammengefasst.
Blutgruppe | Mögliche Allele | Antikörper (Ak) im Blut |
A | AA, A0, 0A | Ak gegen B |
B | BB, B0, 0B | Ak gegen A |
0 | 00 | Ak gegen A und B |
AB | AB, BA | keine |
Rhesusfaktor
Das zweite wichtige System der Blutgruppen stellt das Rhesus-System dar. Hierbei geht es eigentlich um insgesamt sechs mögliche Allele (C, c, D, d, E, e), wobei dem Antigen-D aber die bedeutendste Rolle zukommt. Antigen-D ist gegenüber “d” dominant, weshalb man mit folgenden Kombinationen als Rhesus-positiv gilt: DD, Dd, dD. Im Umkehrschluss lässt sich daraus ableiten, dass man nur Rhesus-negativ ist, sofern man von beiden Eltern ein d-Allel vererbt bekommen hat. Dementsprechend selten ist auch der Anteil von Rhesus-negativen Blutgruppen hierzulande. Wie genau sich die Blutgruppen in Österreich verteilen, zeigt diese Grafik:
Bestimmung der eigenen Blutgruppe
Wie aber weiß man nun, welche Blutgruppe man selbst von den Eltern erhalten hat? Hierfür kann eine Blutgruppenuntersuchung im Labor durchgeführt werden, die sich im Normalfall in zwei Teilschritte gliedert:
- Blutgruppenbestimmung: Charakteristika der Blutgruppeneigenschaften (Antigene) auf der Zelloberfläche der Erythrozyten.
- Antikörpersuchtest: Analyse der zellfreien Blutflüssigkeit (Plasma / Serum) und Suche nach Antikörpern gegen “fremde” Blutgruppenmerkmale.
Jedoch sollte man erwähnen, dass es sich bei einer Untersuchung der Blutgruppe durch ein Labor um die genauste Methode zur Bestimmung handelt. Notwendig ist dies vor allem im medizinischen Kontext.
Es gibt daneben auch Schnelltests, die zu Hause durchgeführt werden können. Derartige Tests sind in der Regel einfach zu bedienen und können in der Apotheke oder online erworben werden. Sie funktionieren durch das Mischen einer kleinen Menge Blut mit einer Testlösung, die auf Antikörper reagiert und die Blutgruppe anzeigt.
Blutspenden
Blutspenden sind ein wichtiger Bestandteil des Gesundheitssystems und können Leben retten. Zum Einsatz kommen gespendete Blutpräparate im klinischen Alltag sehr regelmäßig, beispielsweise bei schweren Unfällen, großen Operationen oder genetischen Bluterkrankungen wie Thalassämie und Leukämie. Dementsprechend groß ist der Bedarf an Blutspendern/-innen, vor allem von denjenigen mit einer seltenen Blutgruppe oder der Blutgruppe 0. Zudem stellt eine Blutspende eine gute Möglichkeit dar, einmal die persönliche Blutgruppe professionell zu bestimmen.
Besondere Blutgruppen
Blutgruppe 0 negativ spielt in der Medizin eine besondere Rolle. Denn diese Erythrozyten werden von so gut wie allen Empfängern/-innen vertragen, da im Normalfall keine Antikörperbildung gegen diese Blutgruppe erfolgt. Blutkonserven mit 0 negativ gehören daher zur Standardausrüstung von Notaufnahmen und Krankenwagen. Auch ohne eine Blutgruppenbestimmung können so Patienten/-innen schnell Transfusionen erhalten. Andersherum können Menschen mit AB positiv Transfusionen von allen anderen Blutgruppen bekommen.
Wer darf Blut spenden?
In Österreich darf jeder gesunde Mensch zwischen 18 und 70 Jahren und einem Körpergewicht von mindestens 50 Kilogramm Blut spenden. Allerdings gibt es gewisse Ausschlusskriterien, weswegen man aus Sicherheitsgründen (für Spender/in und Empfänger/in) zeitweise oder generell nicht spenden darf. Beispiele hierfür wären etwa längere Auslandsaufenthalte in gewissen Regionen, ansteckende Krankheiten oder eine Schwangerschaft.
Wie läuft eine Blutspende ab?
Nach einer Anmeldung unter Vorlage des eigenen Personalausweises erfolgt zuerst noch ein Gespräch, in welchem der aktuelle Gesundheitszustand erfragt wird. Im Anschluss daran wird eine Voruntersuchung durchgeführt, bei der beispielweise Blutdruck, Temperatur und der Hämoglobinwert des Blutes gemessen werden. Schließlich wird im Rahmen eines Arztgespräches die Spendertauglichkeit festgestellt und es kann zur eigentlichen Blutspende kommen.
Die Blutspende an sich nimmt in der Regel nicht viel Zeit in Anspruch. Normalerweise dauert die Abnahme in etwa sechs bis sieben Minuten. Dabei werden, abhängig vom Körpergewicht, circa 500 Milliliter Blut entnommen. Danach erfolgt eine kleine Ruhepause; manchmal gibt es auch ein wenig Verpflegung zur Stärkung. Einige Organisationen bieten sogar eine kleine Aufwandsentschädigung für eine Blutspende an.
Wo kann man Blut spenden?
Blutspendezentralen finden sich über ganz Österreich verteilt. Genauere Informationen zu den einzelnen Standorten findet man am besten online oder man informiert sich beim Österreichischen Roten Kreuz. Im Normalfall gibt es immer einen geeigneten Standort in der näheren Umgebung.
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Häufige Fragen
- Welche Blutgruppen passen nicht zusammen und warum?
- Wie ist die Verteilung der Blutgruppen in Österreich?
- Wer ist der Entdecker der Blutgruppen?
Die Blutgruppen A, B, AB und 0 werden durch Antigene auf der Oberfläche der roten Blutkörperchen bestimmt. In der Regel bildet das Immunsystem zum Schutz vor fremden Blut Antikörper gegen alle Antigene, die nicht auf den eigenen Erythrozyten vorhanden sind. Wenn ein/e Empfänger/in Blut mit einer unverträglichen Blutgruppe erhält, kann es somit aufgrund einer Immunreaktion zu gefährlichen Reaktionen kommen.
Im Rhesus-System hingegen kann die Anwesenheit des Rhesus-Antigens (Rh+) auf den roten Blutkörperchen bei einem Rh–Empfänger ebenfalls zu Abstoßungsreaktionen führen, wenn er Rh+-Blut erhält. Daher ist es wichtig, bei Bluttransfusionen sorgfältig auf die Verträglichkeit der Blutgruppen und Rhesus-Faktoren zu achten.
In der österreichischen Bevölkerung stellen die Blutgruppen A mit 41 Prozent und Blutgruppe 0 mit 37 Prozent die häufigsten Blutgruppen dar. B (15 Prozent) und AB (sieben Prozent) sind hingegen recht selten. Bezüglich des Rhesus-Antigens sind 81 Prozent der Österreicher/innen Rhesus-positiv und dementsprechend 19 Prozent Rhesus-negativ.
Somit findet man die Blutgruppe A+ am häufigsten, wohingegen AB- am seltensten ist.
Die Entdeckung der Blutgruppen geht auf den österreichischen Arzt Karl Landsteiner zurück. Dieser entdeckte das AB0-Blutgruppensystem im Jahr 1901 und wurde dafür 1930 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Ein Jahrzehnt später (1940) entdeckte er zudem, im Rahmen von Experimenten mit Rhesusaffen, das Rhesussystem der Blutgruppen.
- Gib dein Bestes, Blutgruppen, https://www.gibdeinbestes.at/... (Abrufdatum: 09.05.2023).
- Rotes Kreuz, Blutspende, https://www.roteskreuz.at/... (Abrufdatum: 09.05.2023).
- Amboss, Blut und Blutzellen, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 09.05.2023).
- Amboss, Humangenetik, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 09.05.2023).