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Die moderne Arbeitswelt ist fordernd und hektisch, und wird daher häufig für gesundheitliche Probleme verantwortlich gemacht. Tatsächlich ist es aber so, dass Arbeit für den Menschen sehr vielfältige Bedürfnisse abdeckt: Neben der Erzielung eines Einkommens und der damit verbundenen finanziellen Sicherheit schafft Arbeit eine Basis für soziale Kontakte, ermöglicht die Ausbildung von Selbstwertgefühl und erlaubt die Einordnung des Einzelnen in ein bestehendes gesellschaftliches Gefüge.
Der Verlust des Arbeitsplatzes stellt deswegen für Viele ein kritisches Lebensereignis dar, das – abhängig davon, wie lange der Zustand der Arbeitslosigkeit anhält – zu tiefgreifenden Zukunfts- und Existenzängsten führen kann. Insofern kann Arbeitslosigkeit gesundheitliche Folgen, insbesondere psychischer Natur nach sich ziehen. Dieser Beitrag beleuchtet, inwiefern sich Arbeitslosigkeit auf die Gesundheit auswirkt.
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Ab wann spricht man von Arbeitslosigkeit?
Arbeitslos ist nach dem Arbeitslosenversicherungsgesetz §12 (ALVG, 1977) wer nach Beendigung seines Beschäftigungsverhältnisses keine neue Beschäftigung gefunden hat und somit keine oder eine weniger als 15 Stunden pro Woche umfassende Erwerbstätigkeit ausübt. Ende Juli 2014 waren beim AMS in Österreich 341.769 Personen als arbeitslos oder in Schulung vorgemerkt. Die geschätzte nationale Arbeitslosenquote beträgt aktuell 6,4 Prozent.
Man unterscheidet außerdem zwischen Jugendarbeitslosigkeit (zwischen 15 und 25 Jahren) und der Arbeitslosigkeit von älteren Personen (zwischen 55 und 64 Jahren), sowie zwischen Kurz- und Langzeitarbeitslosigkeit. Dabei gelten in der Regel als langzeitarbeitslos all jene Personen, die schon über ein Jahr lang beim AMS als arbeitssuchend gemeldet sind.
Wie wirkt sich Arbeitslosigkeit auf die Gesundheit aus?
Arbeitslosigkeit kann sowohl die psychische als auch die körperliche Gesundheit verschlechtern. Ob dabei nun Krankheit zu Arbeitslosigkeit führt (Selektionshypothese) oder ob die Arbeitslosigkeit krank macht (Kausalitätshypothese), lässt sich aus wissenschaftlicher Sicht bis heute nicht eindeutig beantworten. Vielmehr zeigen zahlreiche Studien, dass beide Hypothesen ihre Gültigkeit besitzen. Tatsächlich verzeichnen Arbeitslose dreimal so viele Krankenstandtage wie Erwerbstätige, und rund 40 Prozent der Arbeitslosen schätzen ihre gesundheitliche Verfassung als schlecht bis sehr schlecht ein.
Psychische Auswirkungen von Arbeitslosigkeit
Arbeitslos zu sein bedeutet, die gewohnte Zeitstruktur zu verlieren, da die Arbeitsaufgaben entfallen. Zudem fehlt der Kontakt zu anderen Menschen und der gesellschaftliche Status sinkt. Betroffene fühlen sich plötzlich unnütz, weil die eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen nicht mehr sinnstiftend eingesetzt werden können. All diese Veränderungen bedrohen das Selbstwertgefühl und die eigene Identität.
Studien zeigen, dass selbst ein drohender Arbeitsplatzverlust negative Konsequenzen auf das Wohlbefinden und die psychische Verfassung der Betroffenen hat. Langzeitarbeitslose klagen häufig über Symptome wie Angst, Lebensunzufriedeheit, Schlafstörungen, Depressionen und psychosomatische Beschwerden wie Kopf- und Rückenschmerzen. Auch das Risiko von Suchterkrankungen ist deutlich erhöht. Problematisch ist, dass schwere psychische Erkrankungen wiederum die Möglichkeit beeinträchtigen, wieder in die Erwerbstätigkeit zurückzukehren. Ein Teufelskreis entsteht.
Körperliche Auswirkungen von Arbeitslosigkeit
Neben psychischen Problemen kann Arbeitslosigkeit auch körperliche Probleme nach sich ziehen, da weniger finanzielle Mittel zur Verfügung stehen, um sich beispielsweise gesund zu ernähren oder am Sozialleben teilzunehmen. Zu den möglichen Auswirkungen zählen unter Anderem Fettleibigkeit, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krankheiten des Bewegungsapparates sowie des Nervensystems, aber auch Magen-Darm-Beschwerden und Erschöpfungszustände.
Auswirkungen nach Alter und Geschlecht
Arbeitslosigkeit ist eine Herausforderung sowohl für alte als auch junge Menschen. Während jüngere Arbeitslose häufiger Depressionen entwickeln, haben ältere Arbeitssuchende ein höheres Risiko, in die Langzeitarbeitslosigkeit abzurutschen, weil sie oft schlechtere Chancen auf Wiederbeschäftigung haben. Aber auch zwischen Frauen und Männern gibt es Unterschiede in den Auswirkungen von Arbeitslosigkeit. Zum Einen trifft der Verlust der Erwerbstätigkeit Frauen wirtschaftlich oft schwerer als Männer. Zum Anderen haben Frauen ein höheres Risiko, an einer Depression oder einer anderen psychischen Beeinträchtigung zu erkranken.
Auswirkungen nach sozialem Status und Vermögen
Nicht alle Menschen haben das gleiche Risiko, arbeitslos zu werden. Soziodemographische Daten belegen, dass insbesondere Personen mit niedriger formaler Bildung (maximal Pflichtschulabschluss) und Ausländer stärker von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Sie haben grundsätzlich weniger verfügbare finanzielle Reserven, um die Arbeitslosigkeit abzufedern, ein kleineres soziales Netzwerk und oft auch weniger Möglichkeiten, an Weiterbildungsmaßnahmen teilzunehmen. Dementsprechend driften solche Personen häufiger in die Langzeitarbeitslosigkeit ab.
Aber auch bei vormals gut situierten Personen kann Arbeitslosigkeit einen großen Einschnitt in den bisherigen Lebensstil bedeuten. So führt sie zum Verlust sozialer Kontakte und finanzieller Ressourcen, was Folgeprobleme wie Verschuldung und sozialen Abstieg nach sich ziehen kann.
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Wer hilft mir während der Arbeitslosigkeit?
In Österreich gibt es verschiedene Anlaufstellen für Arbeitslose. Eine Übersicht möglicher Leistungen findet sich einerseits auf der Webseite des AMS und auf der Webseite der österreichischen Verwaltung. Auch die Arbeiterkammer bietet nützliche Informationen zu Arbeitslosengeld und anderen Hilfestellungen für Arbeitslose an.
Unterstützungsangebote für ältere Arbeitssuchende
Für ältere Arbeitssuchende bietet das AMS Unterstützungsangebote an. Außerdem gibt es in ganz Österreich diverse Beratungs- und Betreuungseinrichtungen, Initiativen und Netzwerke älterer Arbeitssuchender. Eine aktualisierte Liste bietet das AMS in seiner Broschüre „Alter hat Zukunft“. Darüber hinaus bietet das Programm “fit2work” Hilfestellung für Personen an, die aufgrund von gesundheitlichen Problemen Schwierigkeiten beim Wiedereinstieg in den Beruf haben.
Zudem gibt es auch die Möglichkeit, nach längerem Krankenstand eine Wiedereingliederungsteilzeit zu vereinbaren. Nähere Informationen dazu findet sich auf der Webseite des Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft. Schließlich bietet auch die österreichische Regierung Unterstützungsangebote für ältere Arbeitssuchende an und steht ihnen im Rahmen der „Beschäftigungsinitiative 50+“ mit Bewerbungstipps zur Seite. Auch eine Datenbank sozialer Unternehmen in Österreich, die auch ältere Arbeitnehmer und Langzeitarbeitslose beschäftigen, gibt es.
Unterstützungsangebote für jüngere Arbeitssuchende
Für jüngere Arbeitssuchende gibt es die Initiative AusBildung bis 18. Die Initiative unterstützt junge Arbeitnehmer unter Anderem bei der Ausbildungswahl und hilft ihnen, Ausbildungsabbrüche zu vermeiden. Auch das AMS bietet verschiedene Angebote für Jugendliche und junge Erwachsene, unter Anderem einen Berufskompass und eine Lehrstellenbörse.
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Gesundheitsgefährdung durch Arbeitslosigkeit: Prävention
Der Verlust des Arbeitsplatzes hat vor Allem dann Auswirkungen auf die Gesundheit, wenn die Arbeitslosigkeit länger andauert und die Aussichten auf eine Rückkehr in den Arbeitsmarkt gering sind. Umso wichtiger sind Präventionsmaßnahmen, die einerseits darauf abzielen, die negativen Gesundheitsfolgen von Arbeitslosigkeit abzupuffern, und andererseits versuchen, günstige Bedingungen für die Wiedereingliederung ins Berufsleben zu schaffen. Der Berufsverband Österreichischer Psychologinnen und Psychologen (BÖP) empfiehlt Arbeitslosen daher:
- Einen geregelten Tagesablauf beizubehalten
- Die Zeit der Arbeitslosigkeit für Weiterbildungen und ehrenamtliche Tätigkeiten zu nutzen
- Auf die eigenen Erfahrungen zu vertrauen und den Glauben an sich nicht zu verlieren
- Regelmäßig Stellenangebote zu recherchieren und Bewerbungen zu schreiben
- Sich bei massiven psychosozialen Belastungen rechtzeitig Hilfe zu holen
Passende Jobs
Passende Jobs, um den Wiedereinstieg im Gesundheitswesen zu schaffen, findet man auf Medi-Karriere. Hier gibt es Jobs als DGKP, Jobs in der Pflege und Stellen in der Therapie.
- Arbeitslosigkeit: Gesundheitliche Auswirkungen, https://www.gesundheit.gv.at/... (Abrufdatum: 08.10.2024)
- Nicht Arbeit macht krank, Arbeitslosigkeit, https://www.wko.at/... (Abrufdatum: 08.10.2024)
- Sozialpsychologische Auswirkungen von Arbeitslosigkeit, https://www.diskurs-wissenschaftsnetz.at/... (Abrufdatum: 08.10.2024)
- Psychische Folgen von Arbeitslosigkeit in den fünf neuen Bundesländern: Ergebnisse einer Längsschnittstudie, https://ams-forschungsnetzwerk.at/... (Abrufdatum: 08.10.2024)
- Der Teufelskreis von psychischen Erkrankungen und Arbeitslosigkeit, https://www.derstandard.at/... (Abrufdatum: 08.10.2024)
- Wechselwirkungen zwischen Arbeitslosigkeit und dem sozialen Netzwerk, https://link.springer.com/... (Abrufdatum: 08.10.2024)
- Streichung der Notstandshilfe: Wie viel Vermögen haben Arbeitslose?, https://www.awblog.at/... (Abrufdatum: 08.10.2024)
- Arbeitslosigkeit und Gesundheit aus sozialmedizinischer Sicht, https://www.aerzteblatt.de/... (Abrufdatum: 08.10.2024)
- Gesundheitsförderung und Arbeitslosigkeit, https://leitbegriffe.bzga.de/... (Abrufdatum: 08.10.2024)
- Statistik: Arbeitslosigkeit & Langzeitbeschäftigungslosigkeit im September 2024, https://arbeitplus.at/... (Abrufdatum: 08.10.2024)