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Krankheiten wie Syphilis und weitere sexuell übertragbare Erkrankungen sind wieder auf dem Vormarsch. Dies ist vor allem auf verbesserte medikamentöse Therapieoptionen und eine verringerte Angst vor HIV-Infektionen zurückzuführen. Umso bedeutsamer sind die Früherkennung und die konsequente Behandlung von Menschen mit Geschlechtskrankheiten. Dieser Artikel stellt Übertragungswege, Symptome und den Krankheitsverlauf der Syphilis vor und erläutert Maßnahmen zur Prävention.
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Syphilis – Definition
Syphilis ist eine weltweit vorkommende Erkrankung, die von einem Bakterium aus der Familie der Spirochäten ausgelöst wird. Der Mensch ist das einzige Reservoir der Erreger, Übertragungen durch Tiere sind nicht möglich. Die Erkrankungsraten können nur geschätzt werden, da Syphilis lediglich meldepflichtig ist, wenn sich Betroffene der Behandlung entziehen. Die Zahl der gemeldeten Infektionen in Österreich lag 2019 bei knapp 600.
Syphilis – Übertragung der Erreger
Syphilis ist die Folge einer Infektion mit dem gramnegativen Bakterium Treponema pallidum. Dieses benötigt ein feucht-warmes Milieu und wird zumeist beim Geschlechtsverkehr übertragen. Infektionen über eine Bluttransfusion können heutzutage nahezu ausgeschlossen werden. Insgesamt machen Männer mit 90 Prozent den deutlich überwiegenden Teil aller Infektionen aus. Infizierte schwangere Frauen können jedoch während Schwangerschaft und Geburt ihr Kind anstecken, wodurch es zu teils schwersten Schädigungen bis hin zum Tod des Kindes kommt. Dies ist hierzulande aber sehr selten zu beobachten.
Wer ist besonders gefährdet?
Ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht bei Männern, die ungeschützten Geschlechtsverkehr mit erkrankten Männern ausüben. Die Übertragungsrate der Erreger beträgt in den ersten beiden Stadien der Erkrankung etwa 30 Prozent. Jeder Kontakt zu Hautveränderungen sollte strikt vermieden werden. Das Ansteckungsrisiko steigt bei bestehender HIV-Infektion stark an. Beide Krankheiten begünstigen zudem wechselseitig schwere Krankheitsverläufe. Da die Schleimhautläsionen bei Syphilis sehr durchlässig für Erreger weiterer sexuell übertragbarer Erkrankungen sind, sollten Betroffene hierauf ebenfalls getestet werden.
Syphilis – Symptome
Syphilis kann sich durch vielfältige Symptome äußern, verläuft nahezu bei der Hälfte aller Betroffenen allerdings unbemerkt, da sie ohne erkennbare Beschwerden verlaufen kann. Dies ist angesichts der hohen Ansteckungsfähigkeit vor allem in den ersten Krankheitsstadien sehr ungünstig. In der Regel präsentieren Betroffene erst wenige Wochen nach einem Risikokontakt Schleimhautveränderungen im Bereich der Sexualorgane, Lymphknotenschwellungen und Symptome, die auch zu grippalen Infekten passen könnten.
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Syphilis – Ausbruch und Stadien der Krankheit
Erste Symptome der Syphilis zeigen sich nach einer Inkubationszeit von etwa zwei bis drei Wochen nach Ansteckung mit dem Erreger. Allerdings sind auch Zeiträume von zehn Tagen bis hin zu drei Monaten möglich. Bei etwa einem Drittel der unbehandelten Patienten heilt die Syphilis innerhalb des ersten Jahres spontan aus.
Symptomatische Verläufe präsentieren sich in mehreren Stadien, zwischen denen es allerdings auch zu jahrelangen Pausen kommen kann. Die Erkrankung wird in die Frühsyphilis im ersten Erkrankungsjahr, die das primäre und das sekundäre Stadium umfasst, und die anschließende Spätsyphilis mit dem dritten Stadium und der Neurosyphilis unterteilt.
Primäre Syphilis
Die Primäre Syphilis als erste Erkrankungsphase zeigt sich durch den Harten Schanker, ein Geschwür mit verhärtetem Randsaum, das sich am Ort der Infektion bildet. Dies ist die Anogenitalregion, die Mundhöhle oder der Rachen. An den Geschlechtsorganen ist das Geschwür in der Regel schmerzlos, während es an anderen Stellen Schmerzen verursacht. Häufig sind die umliegenden Lymphknoten geschwollen und verhärtet.
Aufgrund der hohen Dichte an Treponema pallidum in den Geschwüren kann zur Diagnosestellung ein direkter Erregernachweis aus einem Abstrich der Läsionen erfolgen. Darüber hinaus sind meist ab einem Zeitraum von zwei bis drei Wochen nach Infektion Antikörper gegen den Erreger im Blut der Erkrankten nachweisbar. Zur Bestätigung der Erkrankung erfolgt die Kombination mehrerer Bluttests.
Sekundäre Syphilis
Die Sekundäre Syphilis beginnt etwa vier Wochen bis zweieinhalb Monate nach der Infektion. In dieser Phase herrscht oft ein diffuses Krankheitsgefühl, ähnlich einem grippalen Infekt, vor. Betroffene weisen eine diffuse Lymphknotenschwellung auf. Weitere Symptome sind mottenfraßartiger Haarausfall, rote oder weiße Plaques der Mundschleimhaut und die Entstehung von Wucherungen im Bartbereich. In der Genitalregion und in Hautfalten zeigen sich Syphilis-spezifische, nässende Knötchen, die sogenannten Condylomata lata. Syphilis-bedingte Hautläsionen bilden sich binnen zwei Jahren auch unbehandelt zurück.
Gelegentlich kommt es zu einer Schwellung von Leber und Milz, die mit Blutbildungsstörungen und Blutarmut einher gehen kann. Mit Ende des zweiten Krankheitsstadiums oder zwei Jahre nach Infektion mit dem Erreger besteht in der Regel keine Ansteckungsfähigkeit mehr.
Zwischenstadium Lues latens
Im Anschluss an die zweite Krankheitsphase setzt eine symptomfreie Latenzphase ein, die teils über Jahre fortbesteht. In dieser Zeit ist der Erreger weiterhin nachweisbar, Betroffene sind aber symptomfrei. Durch antibiotische Therapien wegen anderer Erkrankungen kann die Syphilis unbemerkt mit behandelt werden.
Tertiäre Syphilis
Etwa bei jedem zehnten unbehandelten Infizierten kommt es nach einigen Jahren zur Entwicklung eines dritten Syphilis-Stadiums. Dieses präsentiert sich mit Gewebewucherungen, die Sekret absondern können. Auch Organe können diese Wucherungen ausbilden. Vor allem die großen Blutgefäße in Brustkorb und Bauchraum können sich entzünden, wodurch die Gefäßwände instabil werden und Aussackungen entstehen. Diese gehen mit einem erhöhten Risiko für Gefäßwandeinrisse und die Bildung von Blutgerinnungsklumpen einher.
Quartäres Stadium – Neurosyphilis
Die Neurosyphilis, die Infektion des zentralen Nervensystems, stellt klassischerweise das späteste Erkrankungsstadium dar. Sie manifestiert sich teils erst Jahrzehnte nach der Infektion und schädigt vor allem die Nervenbahnen im Rückenmark, wodurch es zu schweren Störungen der Motorik und der Empfindung kommt. Auch die Hirnhäute und die Blutgefäße im Kopf können sich entzünden. Dies führt zu Schlaganfällen, Krampfanfällen, Veränderungen der Persönlichkeit und Demenz.
Syphilis – Behandlung
Im Frühstadium kann die Syphilis bei gutem Allgemeinzustand ambulant behandelt werden. Medikament der Wahl ist das Antibiotikum Penicillin, das meist dreimal binnen zwei Wochen in die Muskulatur gespritzt wird. Bei Penicillinallergie kommen alternativ Antibiotika aus der Gruppe der Cephalosporine oder Makrolide zum Einsatz.
Eine häufige Behandlungskomplikation ist die Jarisch-Herxheimer-Reaktion. Sie ist Ausdruck einer akuten Immunantwort des Körpers auf Bestandteile aus dem Inneren der zerstörten Bakterien, die innerhalb der ersten Stunden nach Therapiebeginn massenhaft zerfallen. Fieber und grippeähnliche Beschwerden lassen sich durch Cortisoneinnahme gut beherrschen.
Verhaltensweisen von Infizierten
Da bis zum Abschluss der Therapie Infektionsgefahr besteht, sollten die Erkrankten bis dahin auf Sexualkontakte verzichten. Dies betrifft bei Läsionen im Mundraum auch das Küssen. Aktuelle und frühere Geschlechtspartner der Erkrankten sollten ebenfalls auf Syphilis untersucht und bei Bedarf therapiert werden.
Wann ist ein Krankenhausaufenthalt notwendig?
Ein Krankenhausaufenthalt ist erforderlich, wenn es zur schwersten Ausprägung, der Neurosyphilis kommt. In diesem Fall sind wiederholte Gaben des Antibiotikums intravenös über vierzehn Tage erforderlich, um den Erreger sicher zu eliminieren.
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Syphilis – Prognose
Vor allem frühe Formen der Syphilis lassen sich durch Antibiotika gut therapieren. Dabei ist zu beachten, dass noch Jahre nach der Ausheilung Antikörper gegen Treponema pallidum nachweisbar sein können, die jedoch nicht vor erneuter Infektion schützen. Unbehandelt können die späten Syphilis-Stadien schwerwiegend bis tödlich verlaufen.
Syphilis – Prävention
Als sexuell übertragbare Erkrankung kann Syphilis vor allem durch die Verwendung von Kondomen und regelmäßige Testung bei sexuellem Risikoverhalten vorgebeugt werden. Die wichtigste Maßnahme für ungeborene Kinder ist die konsequente Diagnostik und Therapie von Schwangeren.
Passende Jobs
Passende Jobs in der Infektiologie gibt es bei Medi-Karriere. Hier finden sich Jobs als Biomedizinischer Analytiker, Jobs als Laborassistent und Jobs als Labortechniker.
- Syphilis (Lues), https://www.gesundheit.gv.at/... (Abrufdatum: 17.09.2024)
- Syphilis (Lues), https://www.sozialministerium.at/... (Abrufdatum: 17.09.2024)
- RKI-Ratgeber Syphilis, https://www.rki.de/... (Abrufdatum: 17.09.2024)
- Syphilis (Lues), https://www.ages.at/... (Abrufdatum: 17.09.2024)
- Syphilis: Übertragung, Schutz, Symptome und Behandlung, https://www.aidshilfe.de/... (Abrufdatum: 17.09.2024)
- Österreich – gemeldete Fälle von Syphilis, https://de.statista.com/... (Abrufdatum: 17.09.2024)