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Ständige Müdigkeit, Kopfschmerzen, Sehstörungen oder Schwindel können Anzeichen von Hypotonie, umgangssprachlich zu niedrigem Blutdruck, sein. Obwohl meist harmlos, können niedrige Blutdruckwerte in manchen Fällen aber auch Ausdruck einer tieferliegenden Erkrankung sein, beispielsweise des Herzens oder der Schilddrüse. Vor allem für ältere Menschen kann ein plötzlicher Abfall des Blutdrucks problematisch sein: Denn Schwindel und kurze Ohnmachtsanfälle können zu Stürzen führen. Dieser Beitrag beleuchtet alles Wissenswertes rund um Hypotonie und den Folgen von zu niedrigem Blutdruck.
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Hypotonie – Definition
Als Hypotonie bezeichnet man eine Erniedrigung des Blutdrucks auf Werte unterhalb des altersabhängigen Normbereichs (welcher meist bei 120 zu 80 mmHg liegt). Bei Erwachsenen liegt ein hypotoner Wert für Frauen bei kleiner 100 zu 60 mmHg und für Männer bei kleiner 110 zu 60 mmHg vor. Bei Kindern gelten abhängig vom Alter Werte von kleiner 50 bis 100 mmHg als hypoton. Als Krankheit gilt ein niedriger Blutdruck aber nur dann, wenn er für eine gute Durchblutung der inneren Organe nicht mehr ausreicht und es dadurch zu Beschwerden kommt.
Exakte Zahlen zur Prävalenz in Österreich gibt es für Hypotonie nicht. Besonders betroffen sind junge, schlanke Frauen und Mädchen in der Pubertät, vor allem solche, die an Essstörungen (Bulimie, Magersucht) leiden. Aber auch Ausdauersportler, Schwangere und Personen mit Herz-Kreislauf-, hormonellen oder neurologischen Erkrankungen haben ein erhöhtes Risiko. Eine arterielle Hypotonie basiert meist auf einem Missverhältnis von Gefäßvolumen und zirkulierendem Blutvolumen, beispielsweise bei Flüssigkeitsmangel, Behinderung des venösen Blutrückstroms zum Herzen, oder einem reduziertem Herzschlag.
Hypotonie – Symptome
Niedriger Blutdruck kann Beschwerden verursachen, die oft unspezifisch und variabel sind. Verursacht werden sie durch eine Minderversorgung von Gehirn und Körper mit Sauerstoff. Kopfschmerzen, Schwindel, Ohnmacht, Übelkeit, Blässe, Bewusstseinsstörungen, Müdigkeit, Schlafprobleme und kalte Hände und Füße, sowie letztendlich eine erhöhte Herzfrequenz, wie auch Herzklopfen und -stechen beim Aufstehen, können Symptome einer Hypotonie sein. Die Beschwerden können vorübergehend auftreten oder anhalten. Körperliche Anstrengungen oder reichhaltige Mahlzeiten verstärken mitunter die Symptomatik.
Hypotonie – Ursachen
Abhängig von der Ursache wird die arterielle Hypotonie in drei Formen eingeteilt: die primäre, die sekundäre und die orthostatische Hypotonie.
Primäre Hypotonie
Die primäre (auch „essenzielle“) Hypotonie betrifft vor allem junge, schlanke Menschen und Ausdauersportler. Die Ursache für das Auftreten des zu niedrigen Blutdrucks ist bis heute unklar, meist besteht auch kein Krankheitswert.
Sekundäre Hypotonie
Im Fall der sekundären Hypotonie ist eine bestehende Grunderkrankung, wie beispielsweise eine Herzschwäche, eine Schilddrüsenunterfunktion, Diabetes mellitus oder eine neurologische Erkrankung die eigentliche Ursache für den niedrigen Blutdruck. Zuweilen kann er auch eine unerwünschte Folge bei der Anwendung bestimmter Medikamente, bei Alkoholabusus oder heftigem Durchfall sein.
Orthostatische Hypotonie
Im Gegensatz zu den beiden anderen Formen sind bei der orthostatischen Hypotonie die Blutdruckwerte nicht dauerhaft zu niedrig, sondern sinken nur dann ab, wenn Betroffene entweder aus dem Sitzen oder Liegen aufstehen, oder längere Zeit stehen müssen. Dabei versackt das Blut in den Beinen und das Gehirn erhält zu wenig Sauerstoff. Betroffen sind insbesondere Menschen über 65 Jahre, meist liegt eine Störung der Blutdruckregulation zugrunde.
Eine Sonderform ist das sogenannte posturale Tachykardiesyndrom, bei der die Herzfrequenz beim Wechsel von einer liegenden in eine stehende Position stark ansteigt. Die Patienten (meist junge Frauen) neigen zu Schwäche, Übelkeit und Schwindel, können aber auch Panik, Hyperventilation und Synkopen entwickeln. Auch hier ist die Ursache noch nicht vollkommen verstanden.
Hypotonie in der Schwangerschaft
In der Schwangerschaft kann zu niedriger Blutdruck problematisch werden, da das ungeborene Kind durch unzureichende Durchblutung der Gebärmutter gefährdet werden kann. Deshalb gilt für Schwangere mit niedrigem Blutdruck besonders auf eine gesunde Ernährung und ausreichend Flüssigkeitszufuhr (ungefähr 3 Liter pro Tag) zu achten.
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Diagnosestellung
Zur Basisdiagnostik einer arteriellen Hypotonie gehört neben Anamnese und körperlicher Untersuchung auch, den Blutdruck des Patienten mehrmals in Ruhe zu messen, bevor eine 24-Stunden-Blutdruckmessung veranlasst wird. Weiterführende Untersuchungen wie EKG, Echokardiographie, Ergometrie oder neurologische Untersuchungen können angeschlossen werden, um möglichen Grunderkrankungen, die ursächlich für den niedrigen Blutdruck sein könnten, auf die Spur zu kommen.
Diagnostische Testverfahren kommen insbesondere bei Verdacht auf orthostatische Hypotonie zur Anwendung. Diese sind vor allem der Aktive Stehtest (Schellong-Test) und die Kipptisch-Untersuchung (Tilt-Test). Bei ersterem werden Puls und Blutdruck des Patienten in über zehn Minuten in liegender Position gemessen. Danach steht der Patient auf. Puls und Blutdruck werden im freien Stand erneut über mindestens drei Minuten gemessen. Sinkt der systolische Blutdruckwert um größer 20 mmHg (diastolischer Wert um größer 10 mmHg) oder misst der systolische Blutdruck kleiner 90 mmHg nach drei Minuten Stehzeit, so spricht dies für eine orthostatischen Hypotonie.
Bei der Kipptisch-Untersuchung wird getestet, wie der Körper auf passive Lagewechsel reagiert. Nachdem der Patient mehr als fünf Minuten liegt, wird der Kipptisch mit ihm langsam aufgerichtet und nach fünf Minuten wieder in die liegende Position gebracht. Dabei werden Puls und Blutdruck möglichst kontinuierlich gemessen und ein EKG aufgezeichnet. Der Test ist positiv, wenn der Blutdruck bei Aufrichtung schnell absinkt und sich nicht erholt bis die horizontale Haltung wieder hergestellt wird.
Hypotonie – Behandlung
Die primäre Hypotonie bedarf nur selten einer medikamentösen Therapie. Ein aktiver Lebensstil mit ausreichend Bewegung und gesunder Ernährung kann die Symptome deutlich verbessern und ist in der Regel ausreichend. Bestehen jedoch Beschwerden (speziell Synkopen), so können blutdrucksteigernde Arzneimittel zum Einsatz kommen, die verhindern sollen, dass das Blut beim Stehen in den Beinen versackt.
Bei der sekundären Hypotonie steht die Behandlung der Grunderkrankung, die den niedrigen Blutdruck auslöst, im Vordergrund. Außerdem sollten regelmäßige Blutdruckkontrollen durchgeführt werden. Bei orthostatischer Hypotonie lassen sich durch bestimmte Maßnahmen Schwindel und Ohnmachtsanfällen vorbeugen. Dies sind beispielsweise langsames und schrittweises Aufstehen, spezielle Übungen vor dem Aufrichten, wie das Anspannen und Lockerlassen der Wadenmuskulatur und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Zudem können Medikamente wie Fludrocortison helfen, den Wasser- und Salzhaushalt zu regulieren und so den Blutdruck stabilisieren.
Wann ist ein Krankenhausaufenthalt notwendig?
Ein Krankenhausaufenthalt ist bei Hypotonie nur sehr selten notwendig. Lediglich beispielsweise bei Synkopen oder infolge von therapeutischer Behandlung bestimmter Grunderkrankungen kann er notwendig werden.
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Hypotonie – Prognose
Im Gegensatz zu Bluthochdruck (Hypertonie), der gefäßschädigend wirkt und Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigt, ist primärer niedriger Blutdruck in den meisten Fällen ungefährlich. Kollaps und Synkopen sind selten. Beim sekundären Hypotonus hängt die Prognose vor Allem von der Grunderkrankung ab. Bei der orthostatischen Hypotonie schließlich kommt es darauf an, ob eine Schädigung des autonomen Nervensystems vorliegt, die meist einen chronischen Verlauf nach sich zieht, oder ob eine andere Ursache gefunden wird.
Hypotonie – Prävention
Prinzipiell eignen sich alle beschriebenen therapeutischen Ansätze auch, um hypotonen Episoden vorzubeugen. Allgemein gelten regelmäßige körperliche Aktivität und Sport als wirkungsvolle Prävention. Auch eine ausreichende Salz- und Flüssigkeitszufuhr, sowie Wechselduschen wirken sich positiv auf zu niedrigen Blutdruck aus. Bei einer orthostatischen Hypotonie empfehlen sich sich langsames Aufstehen aus dem Liegen oder Sitzen, kleinere und dafür häufigere Mahlzeiten, sowie ein Glas Wasser vor dem Aufstehen zu trinken. Auch das Überkreuzen der Beine und willkürliche Muskelanspannung der Bein- und Gesäßmuskeln können hier helfen.
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