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Nach durchwachsenen Ergebnissen in den Vorjahren bestätigt der Arbeitsklima-Index auch im Mai 2024 einen besorgniserregenden Trend: die Arbeitssituation von Pflegekräften spitzt sich immer weiter zu. Pflegekräfte sind am Limit, viele denken gar über einen Berufswechsel nach. Eine fatale Entwicklung angesichts der Tatsache, dass durch die demographische Entwicklung zusätzlich zu den derzeit etwa 130.000 Pflegenden in Österreich allein bis 2030 schätzungsweise weitere 51.000 Pflegepersonen benötigt werden. Dieser Artikel fasst die Kerninhalte des Arbeitsklima-Index zusammen und bietet einen Überblick hinsichtlich der Chancen und Probleme bei der Etablierung einer zukunftsorientierten Pflegetätigkeit in Österreich.
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Arbeitsklima-Index 2024 – Arbeitszufriedenheit in der Pflege
Der Arbeitsklima-Index dient der Erfassung der Arbeitssituation und -zufriedenheit in der österreichischen Bevölkerung. Durch die Erhebung von Daten aus allen Berufsfeldern ermöglicht er sowohl eine Verlaufsbeurteilung, als auch den Abgleich der Berufe untereinander. Bereits 2020 zeigte eine Erhebung der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), dass sich jeder sechste Beschäftigte im Pflegeberuf in Österreich emotional und körperlich beansprucht fühlt, während dies nur jeder sechste Arbeitende in anderen Berufen äußerte.
Dies konnte auch der Arbeitsklima-Index der Folgejahre bestätigen. Dabei bestand das bislang niedrigste Niveau in Bezug auf die Zufriedenheit mit der Beschäftigungssituation der Pflegenden im Jahre 2022. Auch wenn eine Erschöpfung durch die Belastung der Pandemiejahre dieses Ergebnis gefördert haben kann, fällt auf, dass die Pflegenden hiernach nicht mehr zu ihrer ursprünglichen Zufriedenheit zurückgefunden haben. Denn die Pflege erzielte die schlechtesten Zufriedenheitswerte aller Berufssparten.
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Arbeitsklima-Index deckt Problemfaktoren im Pflegesektor auf
Der Arbeitsklima-Index konnte für alle Beschäftigungsgruppen in Österreich beruflichen Stress als großen Problemfaktor ermitteln. Knapp 60 Prozent der Befragten leiden hierunter. Meist liegt eine Kombination aus Arbeitsverdichtung bei gleichzeitig steigendem inhaltlichen Qualitätsanspruch an die geleistete Arbeit vor. Dies wird durch Wettbewerbsdruck, ständiges Multitasking und Zeitverknappung potenziert.
Im Pflegesektor kommt die Komponente der psychischen Belastung durch die Arbeit hinzu. Gleichzeitig fordert Pflege die Beschäftigten auch körperlich. So leidet mehr als die Hälfte der Befragten regelmäßig unter Beschwerden des Bewegungsapparates, vor allem Rückenschmerzen und Verspannungen. Zudem klagt jede dritte Pflegekraft über körperliche und emotionale Erschöpfung. 30 Prozent der Befragten geben Schlafstörungen an. Weitere Beschwerden bei chronischer Belastung sind Kopfschmerzen, Verdauungsbeschwerden und Herzprobleme. Die Burnout-Rate bei den Betroffenen ist entsprechend hoch. Zwei von drei Pflegenden haben bereits Burnout-Fälle im eigenen Unternehmen erlebt.
Arbeitsklima-Index im Verlauf – Prognose für die Zukunft in der Pflege
Laut Arbeitsklima-Index können sich derzeit gerade einmal 72 Prozent der Pflegenden ab 40 Jahren vorstellen, bis zur Rente in ihrem Beruf tätig zu sein. Bei den Jüngeren sind es sogar nur 38 Prozent. Nahezu jeder dritte Pflegende in dieser Gruppe denkt derzeit über einen Wechsel des Jobs nach, bei den Älteren immerhin jeder Fünfte. Nur eine deutliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen kann helfen, die Situation zu stabilisieren und eine massive Unterversorgung der Bevölkerung in den kommenden Jahren zu verhindern.
Arbeitszufriedenheit steigern – Möglichkeiten zur Entlastung der Pflegenden
Die wichtigsten Maßnahmen zur Steigerung der Arbeitszufriedenheit in der Pflege sind eine zeitliche und personelle Entlastung der Beschäftigten und eine bessere Vergütung der Tätigkeit. Hierzu ist die Erfüllung der Mindestpersonalschlüssel notwendig. Die Ausbildungsbedingungen für Pflegende sollten ebenso attraktiv gestaltet sein wie das spätere Arbeitsfeld. Dabei sind eine verlässliche Arbeitsplanung und das Einhalten der Regelarbeitszeiten und Ruhezeiten unerlässlich. Auch ein Abbau der Bürokratie kann helfen, die pflegerische Kompetenz da einzusetzen, wo sie wirklich gebraucht wird – nah am Menschen in einem erfüllenden Beruf.
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Hintergrund: So wird der Arbeitsklima-Index ermittelt
Der Arbeitsklima-Index wird gemeinsam von der Arbeiterkammer Oberösterreich und zwei Sozialforschungsinstituten, dem IFES (Institut für empirische Sozialforschung) und dem SORA (Institute for Social Research and Analysis) ermittelt. Erhoben werden die Daten zur Stimmung der Arbeitenden in ihrem beruflichen Umfeld und zur Arbeitszufriedenheit durch Befragung.
Hierbei werden 900 abhängig Beschäftigten österreichweit pro Quartal mittels eines standardisierten Fragebogens befragt, wobei jeweils die Daten von 1.800 Befragungen gebündelt im Mai und November veröffentlicht werden. Zudem erfolgen Sonderauswertungen, die im September und Februar erscheinen. Die Befragung erhebt dabei Informationen zu den wichtigsten Themengebieten rund um die Arbeit wie die Zufriedenheit mit betrieblichen Sozialleistungen, der Regelung und Erfassung von Arbeitszeiten und viele weitere.
Passende Jobs
Pflegeberufe sind für die Aufrechterhaltung des Gesundheitssystems essentiell. Deswegen finden sich bei Medi-Karriere Jobs als Pflegeassistent, Jobs als Pflegedienstleitung und Stellen für Diplomierte Gesundheits- und Krankenpfleger.
- Arbeitsklima Index zeigt: Pflegekräfte am Limit, https://www.medmedia.at/... (Abrufdatum: 11.06.2024)
- Arbeitsklima Index: Stress macht Menschen krank, https://ooe.arbeiterkammer.at/... (Abrufdatum: 11.06.2024)
- Der Arbeitsklima Index zeigt: Pflege ist Schwerarbeit und muss als solche anerkannt werden, https://www.gesundearbeit.at/... (Abrufdatum: 11.06.2024)
- OECD-Studie: Österreichs Pflegekräfte sind besonders belastet, https://www.medmedia.at/... (Abrufdatum: 11.06.2024)
- Pflege in Österreich: Alles Wissenswerte in der Übersicht, https://www.arbeit-wirtschaft.at/... (Abrufdatum: 11.06.2024)
- Warum Arbeitsklima Index?, https://ooe.arbeiterkammer.at/... (Abrufdatum: 11.06.2024)