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Die Serologie ist ein labormedizinischer Fachbereich, der sich mit dem Nachweis von Antikörpern und Antigenen und deren wechselseitiger Beeinflussung beschäftigt. Die Messung erfolgt dabei aus dem Blutserum. Dies ist der flüssige Anteil des Blutes, der nach Zentrifugation einer Blutprobe mit abgeschlossener Blutgerinnung verbleibt.
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Was sind Antigene und Antikörper?
Antigene sind Eiweißstrukturen. Sie kommen unter anderem auf Zellwänden von Krankheitserregern wie Viren, Bakterien und Pilzen vor. Gerät das Immunsystem des Menschen mit diesen in Kontakt, so bildet es gegen jedes Antigen einen passenden Antikörper, der entweder frei oder an Abwehrzellen gebunden im Blut zirkuliert. Erkennt der Antikörper sein passendes Antigen bei einer späteren Begegnung, so bindet er sich daran und löst eine Immunreaktion aus, die den Erreger schnell unschädlich macht. Dieser Vorgang wird als spezifische Abwehr bezeichnet.
Antigene finden sich auch auf den roten Blutkörperchen, wo sie die Blutgruppe festlegen. Dabei zirkulieren im Blut Antikörper, die Blutzellen einer anderen Blutgruppe erkennen und zerstören. Daher müssen Spender und Empfänger bei Bluttransfusionen die gleiche Blutgruppe aufweisen. Antikörper können vom Immunsystem auch fälschlicherweise gebildet werden. Dies ist beispielsweise bei Krankheiten des rheumatischen Formenkreises der Fall. Dabei stuft der Körper das eigene Gewebe als fremd ein und zerstört es durch eine Autoimmunreaktion. Auch Allergien und Unverträglichkeiten, wie beispielsweise Zöliakie, sind Folge einer Antikörperbildung.
Bedeutung und Einsatzgebiet der Serologie in der Medizin
Die Serologie ist ein wichtiger diagnostischer Bereich in der Medizin. Denn ohne serologische Diagnostik könnten unzählige Krankheitsbilder nicht eindeutig nachgewiesen und der Therapieerfolg nicht kontrolliert werden. Zudem dient die Serologie der Abklärung des Immunstatus nach durchgemachten Krankheiten und der Kontrolle des Impferfolges. Dies ist vor allem bei Schwangeren hilfreich. Bilden sie Antikörper durch eine Infektion oder Impfung, so können diese als Nestschutz auf das Kind übergehen und es in den ersten Lebenswochen vor schweren Erkrankungen, wie dem Keuchhusten (Pertussis), schützen.
Serologie ermöglich den Nachweis von Pilzen und anderen Erregern, deren Anzucht auf einem Nährboden lange dauert oder schwierig ist. Die Antigene der Pilze lassen sich oft sofort im Blut nachweisen und eine entsprechende Therapie einleiten. Allerdings ist oft die parallele Anlage der Kultur sinnvoll, denn nur diese kann Resistenzen des Erregers gegen die gewählte Therapie nachweisen und ein geeigneteres Präparat finden.
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Serologie – Testarten
Je nach Fragestellung kann die Abklärung mittels Serologie durch verschiedene Untersuchungsverfahren und Testarten erfolgen.
ELISA
Um den stattgehabten Kontakt mit einem Krankheitserreger nachzuweisen, wird oft ein ELISA (Enzyme-linked ImmunoSorbent Assay) durchgeführt. Bei diesem Test enthält das Testmedium Antigene oder Antikörper, die zu dem vermuteten Erreger, Enzym oder Hormon in der Blutprobe des Patienten passen und sich an dieses binden. Auf einem geeigneten Untergrund setzen sich dann die Antigen-Antikörper-Komplexe ab und lösen eine Farbreaktion aus, die mit bloßem Auge oder mit einem entsprechenden Gerät ablesbar ist. Ähnlich funktioniert beispielsweise der Schwangerschaftstest, bei dem ein nur in der Schwangerschaft gebildetes Hormon im Urin nachgewiesen wird. Ein weiteres Beispiel ist der ELISA zum Nachweis einer HIV-Infektion.
Western Blot und Agglutinationstest
Da insbesondere schwerwiegende Infektionskrankheiten wie HIV dramatische Auswirkungen haben können, muss eine zweite Untersuchung mit anderer Methode die Infektion bestätigen. Hierzu eignet sich der Western Blot, bei dem eine Auftrennung der Antigene in der Serumprobe erfolgt, um anschließend das gesuchte Antigen hervorheben zu können. Bei einem Agglutinationstest hingegen, binden Antikörper und Antigen unmittelbar aneinander und lösen eine sichtbare Verklumpung der Testsubstanz aus. Auch der Blutgruppentest (Bedsinde-Test) funktioniert nach diesem Prinzip.
PCR-Test
Eine tiefergehende Untersuchung ist die Molekularbiologie mit der Polymerase Chain Reaktion (PCR), die nach Teilen des Genoms, also der DNA oder RNA des Erregers, sucht. Dabei ordnet sie deren Menge ein und unterscheidet zwischen den Untertypen des Erregers. So ist eine zielgerichtete Therapie möglich. Wird beispielsweise ein stattgehabter Kontakt zum Hepatitis C Virus mittels Antikörper nachgewiesen, so kann die PCR klären, ob zum Zeitpunkt der Untersuchung aktive Viren im Körper zirkulieren.
Blutabnahme bei der serologischen Testung
Die serologische Testung erfordert die Abnahme von meist venösem Blut in ein Serum-Gel-Röhrchen (S-Monovette), das ein beschichtetes Granulat enthält. Dieses sorgt für eine schnelle Verklumpung der Blutprobe und zudem dafür, dass empfindliche Blutparameter trotz der Lagerung außerhalb des Körpers stabil bleiben, bis die serologische Analyse abgeschlossen ist. Bei der Durchführung der Blutabnahme sollte steril gearbeitet und im Anschluss die Probe sachgerecht gelagert und versandt werden.
Serologie – Diagnosestellung
Die Serologie dient in erster Linie der Erhärtung einer Verdachtsdiagnose, sollte jedoch nie als alleiniger Beweis einer Krankheit oder Infektion genutzt werden. Viele Faktoren können serologische Untersuchungsergebnisse beeinträchtigen und falsch-positive oder falsch-negative Befunde erzeugen. Daher erfordert die Diagnosestellung eine Anamnese und Untersuchung mit Beurteilung der klinischen Symptomatik. Hieraus ergibt sich eine Verdachtsdiagnose, die dann durch die Serologie bestätigt oder widerlegt werden kann.
Serologie – Ablauf der Untersuchung
Nach Formulierung der Verdachtsdiagnose und Aufklärung über die Untersuchung erfolgt eine Blutabnahme, wonach die Monovette sachgerecht verpackt und versandt wird. Gelegentlich ist beispielsweise ein Kälteversand auf Eis erforderlich oder die Probe muss besonders schnell im Labor ankommen. Im Labor erfolgt die Aufbereitung des Materials durch Zentrifugation, chromatographische Auftrennung und andere Maßnahmen. Dann werden die Antikörper oder Antigene gezielt detektiert und für die Auswertung häufig angefärbt.
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Serologie – Ergebnisinterpretation
Die Interpretation von Untersuchungsergebnissen der Serologie erfordert ein umfassendes Verständnis der durchgeführten Methode und deren Limitierungen. Denn durch nicht-sachgerechte Blutabnahme, falsche Indikationsstellung oder unpassende Untersuchungsverfahren können fehlerhafte Ergebnisse entstehen. Diese bergen wiederum das Risiko, Krankheiten zu übersehen oder unnötige Behandlungen vorzunehmen.
Einerseits können beispielsweise bei Borreliose-Erregern teils jahrelang Antikörper im Körper erhalten bleiben, obwohl keine akute Infektion vorliegt. Teils kann durch eine Bestimmung der Antikörper-Typen oder durch mehrere Blutabnahmen mit Beobachtung der Antikörpermenge hier Klarheit gewonnen werden.
Andererseits können stark verdünnte Blutproben, frühe Infektionsstadien mit noch unzureichender Immunantwort und Krankheiten, bei denen das Immunsystem keine Antikörper bildet, zu falsch negativen Untersuchungsergebnissen führen. In diesem Fall würde eine Infektion ausgeschlossen, obwohl sie vorliegt. Umgekehrt kann es jedoch bei ähnlich konfigurierten Antigenen oder Antikörpern passieren, dass ein Testergebnis positiv ausfällt, obwohl keine Infektion oder Erkrankung besteht. Dies bereitet insbesondere in der Allergiediagnostik Schwierigkeiten, wenn zum Beispiel Antikörper gegen ein Lebensmittel nachgewiesen werden, das aber problemlos verspeist werden kann.
Was sagen uns Antikörpertests?
Antikörpertests können nachweisen, ob die getestete Person in ihrem Blut Antikörper gegen einen bestimmten Krankheitserreger besitzt. Diese werden nur durch direkten Kontakt mit dem Erreger oder eine Impfung ausgelöst. Allerdings sagen vor allem Schnelltests, die mit wenigen Blutstropfen aus der Fingerbeere durchführbar sind, nichts über die Höhe der Antikörper, der Auslösung der Antikörperbildung, den Zeitpunkt des Erregerkontaktes oder eine mögliche Immunität aus. Hierzu sind die umfassenderen Testverfahren in der Serologie notwendig.
Rolle von Ordinationsassistenten in der Serologie
Ordinationsassistenten werden in manchen Einrichtungen eine entscheidende Rolle in der serologischen Untersuchung zuteil. Denn sie können die Aufklärung der Patienten und die eigentliche Blutentnahme durchführen. Sie stellen darüber hinaus die sachgerechte Verarbeitung des Materials und die korrekte Testdurchführung sicher und fassen die Ergebnisse für die medizinische Auswertung zusammen. Ihre gewissenhafte Durchführung ist für ein korrektes Ergebnis unabdingbar.
Passende Jobs
Passende Jobs in der Serologie findet man bei Medi-Karriere. Hier gibt es Jobs als Laborassistent, Jobs als Labortechniker und Stellenangebote für Ordinationsassistenten.
Antikörperbestimmung im Blut / Serum, https://www.gesundheit.gv.at/... (Abrufdatum: 06.05.2024)
Antikörpertests bei COVID 19 – Was uns die Ergebnisse sagen, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/... (Abrufdatum: 06.05.2024)
Serologie, https://www.analyse.eu/... (Abrufdatum: 06.05.2024)
Serologie, https://www.studysmarter.de/... (Abrufdatum: 06.05.2024)
Serologie – Universitätsinstitut für Klinische Mikrobiologie und Hygiene, https://salk.at/... (Abrufdatum: 06.05.2024)
Serologie, https://flexikon.doccheck.com/... (Abrufdatum: 06.05.2024)